Er war der Einzige, der in diesem Jahr bei den sechsjährigen Dressurpferden die Höchstnote 10,0 kassierte – und das gleich zwei Mal: Fürst Fugger unter Kristina Sprehe. Der Fürst-Heinrich-Sohn siegte mit der zweithöchsten Note, die bei den Sechsjährigen je vergeben wurde: 9,5.
Besonders wusste der Rappe im Trab zu gefallen, ein Tritt wie der andere, mit sehr energischen und dabei federnden Verstärkungen. Die Richter vergaben die Höchstnote 10,0 für den Trab des neuen Bundeschampions, der schon vor zwei Jahren als Vierjähriger zu überzeugen wusste, übrigens damals ebenfalls mit der Teilnote 10,0 im Trab. Auch seine Perspektive als Dressurpferd war dem Richterteam eine 10,0 wert. Einzig der Schritt war nicht ganz so ergiebig, hier erhielt Hengst, der seit dreieinhalb Jahren im Besitz des Gestüts Sprehe ist, die Note 8,5. In Galopp und Durchlässigkeit gab es die Note 9,5, besonders die bergauf gesprungenen, sicheren Wechsel sowie die mutig gerittenen Verstärkungen mit viel Raumgewinn trugen zu der guten Galoppnote bei. Im Vorjahr war es ruhig geworden um den Vererber, im Deckgeschäft hatte er sich leicht verletzt. Seit Anfang dieses Jahres sitzt Olympiasilbermedaillengewinnerin Kristina Sprehe im Sattel von Fürst Fugger, die Pläne für 2013 stehen fest: Der elastische Rappe soll seine Qualität als nächstes beim Nürnberger Burgpokal unter Beweis stellen.
Außerordentlich feines Reiten zeigte die Zweitplatzierte (Note 8,6) Victoria Michalke im Sattel von Novia, einer Stedinger-Alabaster-Tochter, die auf dem Gut Daxau bei München zu Hause ist. Die leichtfüßige braune Stute war bereits als Vier- und Fünfjährige für die Bundeschampionate qualifiziert, aber erst in diesem Jahr konnte sie ihre wahren Qualitäten zur rechten Zeit am rechten Ort ausspielen. Besonders schön anzusehen war die perfekte Kommunikation zwischen Pferd und Reiterin – ein Ohr lauschte sozusagen immer dem Bein der Reiterin. Der elastische Trab, bei dem die Stute in sicherer Anlehnung jedes geforderte Gangmaß zeigte, erhielt verdient die 9,5. Für den nicht so raumgreifenden Schritt ging die 7,5 in Ordnung, etwas niedrig war vielleicht die Note 8,5 für die Durchlässigkeit des Pferdes, das sichere Wechsel, geschmeidige Übergänge und in allem eine sehr konzentrierte und harmonische Vorstellung zeigte. Die 22-jährige Studentin Michalke, die bereits als Juniorin Deutsche Meisterin und Mannschaftseuropameisterin geworden war (2007), peilt ebenfalls für 2013 den Nürnberger Burgpokal an, parallel dazu wird man sie im Piaff-Förderpreis im Sattel von Dance on wiedersehen.
Über den dritten Platz freute sich Landstallmeisterin Susanne Rimkus ganz besonders – denn der ging an den NRW-Landbeschäler Sunday v. Sandro Hit unter Anja Wilimzig. Das Paar hatte schon die zweite Abteilung der Qualifikation für sich entschieden und bestätigte im Finale erneut seine Leistung. Alle drei Gangarten waren gleichermaßen sicher und ausdrucksvoll, besonders beeindruckend kam die feine Einwirkung der Reiterin und die stets sichere Selbsthaltung des Vererbers hinzu. Schon als Fünfjähriger war Sunday für die Bundeschampionate qualifiziert, im Vorjahr wurde er Sechster im Finale, bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Verden sicherte sich das Paar Rang 9. Sundays Vater Sandro Hit brillierte einst selbst als Bundschampion und Weltmeister.
Wenig Glück hatten die beiden Vorjahres-Stars, der letztjährige Bundeschampion Fürstenball und der Vizechampion Florentinus. Besonders hart traf es Fürstenball, bei dem zu Beginn der Galopptour völlig der rote Faden gerissen war: Der Fürst Heinrich-Sohn, der in der Qualifikation noch auf Rang drei gelegen hatte, ließ sich zunächst in der Trab- und Schritt-Tour nichts zuschulden kommen, 8,5 für den Trab, verdiente 9,5 für den Schritt, das war in dieser Gangart die Höchstnote. Dann aber: alle Wechsel mit Spannung, im starken Galopp Widerstand und mehrfaches umspringen, die innere Spannung des Hengstes wuchs sichtbar. Dass damit der Traum von einem Medaillenrang ausgeträumt war, wusste Fürstenballs Reiterin Ines Westendarp schon auf der letzten Trabdiagonale und trug ihre Endnote 7,5 (Rang 12) mit Fassung.
Auch Jennifer Hoffmann, in der Qualifikation mit dem Florestan-Sohn Florentinus noch auf Rang zwei, erwischte einen schwarzen Tag. Der mächtige Hengst schwebte zwar im Trab leichtfüßig und federnd durchs Viereck, bei den Verstärkungen allerdings gelang es ihm nicht, seinen Takt zu halten. Balanceprobleme dann im Galopp, wo der Hengst mehrfach in den Kreuzgalopp wechselte, am Ende erhielt das Paar die enttäuschende Gesamtnote 7,3, Rang 15.
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