Schon in der Qualifikation fürs Bundeschampionatsfinale der dreijährigen Reitpferdehengste war der Fidertanz-Sohn Fürst Fohlenhof fast mit „Sehr Gut“ bewertet worden. Im Finale gab es dann die glatte 9,0 von den Richtern und von den Fremdreitern sogar noch mehr.
Angesichts dessen, dass mit Spannung erwartete dreijährige Hengste wie der Oldenburger Körsieger Follow Me (bei keiner Qualifkation am Start gewesen), der Westfalenchampion Like a Diamond (auf dem Landeschampionat nicht weitergekommen) oder auch der Neustadt/Dosse-Siegerhengst Quaterstern (laut FN-Jahrbuch kein Turnier gegangen) fehlten, war die Spannung am Reitpferdeviereck der dreijährigen Hengste nicht ganz so groß wie sonst. Gute Pferde gab es trotzdem zu sehen.
Der Beste war 2012 Prämienhengst in Münster-Handorf: der rheinische Fürst Fohlenhof v. Fidertanz-Mephistopheles (das war, als Rheinländer und Westfalen noch gemeinsam körten) aus der Zucht von Johannes Baumeister in Kranenburg, geritten von Lisa Neukäter. Manch einer wunderte sich, dass Dressur-Multichampionesse Isabell Werth den Auftritt von Fürst Fohlenhof aufmerksamst am Vierecksrand verfolgte. Der Hengst steht bei der Hengststation Schult, die einige ihrer Pferde bei Werth ausbilden lässt, wie ja auch den neuen Champion der sechsjährigen Dressurpferde, Lord Carnaby.
„Hochbeinig und hochnobel“ sei der Fuchs, dazu verfüge er über eine „tolle Halsung und gute Winkelung der Hinterhand“, die „noch ein wenig mehr Muskulatur vertragen könnte, Note 9,5“, so Dr. Dietrich Plewas Kommentar zum Gebäude. Dieselbe Note gab es für den Trab – „Bergauf, mit optimaler Elastizität, schwingendem Rücken und immer durch den Körper“ sei dieser. Die Hinterhand könne noch mehr heranschließen, aber das sei bei einem Dreijährigen zu verzeihen, erläuterte Plewa die Bewertung weiter. Wer den Fuchs mit dem typischen Fidermark-Gesicht in der Qualifikation gesehen hat, der weiß: Das war auch hier in Warendorf schon besser gewesen. Der rhythmische Galopp mit der „deutlichen Schwebephase“ erhielt die 8,5. Der Schritt, dem die Richter mehr Vortritt gewünscht hätten, erhielt eine 8,5. Die Gelassenheit, der Ausdruck, das Federn in den Gelenken und die gute Rückentätigkeit waren den Richtern ein glattes Sehr Gut im Bereich altersgemäße Ausbildung wert. Das war dann auch das Gesamtergebnis von Seiten der Richter. Die Fremdreiter, Miriam Becher und Marcus Hermes, packten noch 19 Punkte oben drauf. Damit war Fürst Fohlenhof der Sieg nicht mehr zu nehmen.
Fürst Fohlenhof ist übrigens kein zufälliges Zuchtprodukt. Aus der Anpaarung seiner Mutter mit Fidertanz-Vater Fidermark war seinerzeit der Landbeschäler und S-erfolgreiche Fürst Piccolo hervorgegangen der übrigens auch der mütterliche Großvater des nun zweifachen Bundeschampions Escolar ist.
Viele Freunde hatte auch der Silbermedaillengewinner, Coal Diamond, ein weiterer Sohn des Sprehe-Hengstes Christ aus einer Mutter v. Don Schufro. Die Schwedin Jessica Lynn Andersson stellte den Hannoveraner vor. Auch er verließ seinen Körplatz, in diesem Fall Verden, mit einer Prämie. Über den Hengstmarkt wechselte er dann für stattliche 160.000 Euro von seinem Aufzüchter Heinrich Ramsbrock ins Gestüt Sprehe. Bereits in der Qualifikation war er mit 8,6 Zweiter hinter Fürst Fohlenhof gewesen. Von den Richtern im Finale gab es dieselbe Bewertung. Wobei Trab und Galopp je eine 9,0 erhielten, das Gebäude aber „nur“ eine 8,0. Im Schritt und in der Ausbildungsnote kreideten die Richter ihm an, dass er etwas mehr über den Rücken hätte gehen müssen und zeitweise eng wurde, so dass es hier jeweils eine 8,5 gab. Dennoch, die Bergauftendenz und Dynamik in den schwunghaften Gangarten überzeugten. Insbesondere im Galopp „imponierte der gleichbleibende Rhythmus in allen Tempi“.
Die Fremdrichter mochten Coal Diamond ebenfalls gerne leiden, gaben ihm 18 Punkte und bestätigten damit seinen zweiten Platz.
Dieselbe Bewertung seitens der reitenden Richter wurde dem ansonsten von Ausbilder Uwe Schwanz vorgestellten Württemberger Ligety zuteil. Der Lord Loxley-Alabaster-Sohn aus der Zucht von Manfred Berreth in Ellwangen war in der Qualifikation Vierter mit 8,2 gewesen, gleichauf mit dem westfälischen Desperados-Manhattan-Sohn Don Cesar unter Isabel Bache. Im Finale Teil A konnte Ligety seinen Konkurrenten dann ausstechen. Er erhielt durchgängig die 8,5 in allen Kriterien von den Richtern. Nur der Galopp wurde mit einem glatten Gut bewertet. So holte er Bronze.
Don Cesar wurde Vierter, wiederum ex aequo mit einem Mitbewerber, diesmal dem Drittplatzierten der Qualifikation, dem Westfalenhengst Equitaris unter Stephan Borgmann. Beide Pferde kamen auf eine Durchschnittsnote von 8,3. Der von der Familie Borgmann selbst gezogene Estobar NRW-Rubiloh-Sohn Equitaris Pferdesuchende aufgepasst, der Hengst geht demnächst über die Elite-Auktion in Verden! wurde für seinen wunderbaren Typ mit einer Gebäudenote von 9,0 ausgezeichnet, die die 8,0 in Schritt, Trab und Ausbildungsstand zusammen mit der 8,5 im Galopp nach oben korrigierte.
Don Cesar erblickte bei Raimund Vorwerk in Lohne das Licht der Welt. Wäre da nicht die Schrittnote von 7,5 gewesen, hätte er mit der 8,5 in allen anderen Kriterien bei den Medaillen ein Wörtchen mitzureden gehabt.
Auch in dieser Gruppe war abstammungsmäßig von allem was dabei: ein F, ein D, ein S, ein L wie Lord Sinclair und ein C wie Cor de la Bryère. Westfalen und Baden-Württemberg hatten jeweils zwei Eisen im Feuer, hinzu kamen ein Hannoveraner und ein Rheinländer.
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