BuCha 2017: Fior ist Bundeschampion der sechsjährigen Dressurpferde

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Auf dem Weg zum Bundeschampionatstitel 2017: Fior unter Frederic Wandres. (© Kiki Beelitz)

Und es gibt doch so etwas wie Gerechtigkeit! Bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde hatte Frederic Wandres so viel Pech. Heute, im Finale der sechsjährigen Dressurpferde beim Bundeschampionat 2017, lief es hingegen rund für den Bereiter von Hof Kasselmann.

Zwei Pferde hatte Frederic Wandres bei der WM der jungen Dressurpferde in Ermelo am Start gehabt. Mit dem einen, Sir Skyfall, durfte er die Bronzemedaille und Longinesschärpe für Bronze entgegennehmen, bis die Organisation einen Rechenfehler beim Ergebnis feststellte und Wandres plötzlich nur noch Vierter war. Dumm gelaufen! Mit dem Oldenburger Fürstenball-Sandro Hit-Sohn Fior aus der Zucht des Gestüts Lewitz hatte er einen viel versprechenden Start in der Qualifikation gehabt. Doch im Finale war die Luft raus. Der Hengst war müde und lustlos und landete unter ferner liefen.

Das war heute ganz anders. Dynamisch und frisch nahmen Wandres und Fior die Finalaufgabe für die Sechsjährigen in Angriff. Ein kadenzierter, ausdrucksvoller Grundtrab, schöne Trabverstärkungen in klarem Bergauf, sehr gute Stellung und Biegung in den Seitengängen, gelungene Schrittpirouetten und drei sehr sichere Wechsel (der vierte war in zwei Phasen) summierten sich zu dem, was Dr. Dietrich Plewa als Kommentator der Richterurteile so zusammenfasste: „Eine top Performance, wie man heute sagt!“

Für den Trab gaben die Richter eine 9,5. Im Schritt hätten sie sich etwas mehr Schulterfreiheit für mehr Vortritt gewünscht, Note 8,5. Dieselbe Note gaben sie auch im Galopp, wo sie bemängelten, dass der Hengst hinten „geringfügig breit“ wird. 8,5 gab es auch für die Durchlässigkeit. Der Gesamteindruck war dann so: „Hinsichtlich der Skala der Ausbildung bleiben hier keine Wünsche offen, 9,5.“ Machte eine 8,9 insgesamt und den Titel des Bundeschampions.

Über das kleine Finale zu Silber

Eine extra Runde drehte der Hannoveraner Wallach Forbes mit Borja Carrascosa. In der Qualifikation blieb der Fidertanz-Rohdiamant-Sohn aus der Zucht von Hannelore Weygand unter seinen Möglichkeiten, kam mit einer 7,8 aus dem Viereck. Im kleinen Finale löste er dann das Ticket für die heutige Entscheidung mit einem Sieg dank der Wertnote 8,3. Und heute gab es eine Gesamtnote von 8,7. Forbes besticht durch einen sehr elastischen Grundtrab mit guter Schulterfreiheit und viel Go. Noch schöner wäre es, wenn der Reiter ihn mit der Nase etwas mehr vor lassen würde. Highlights der Prüfung waren die sicher durchgesprungenen und bergauf angelegten fliegenden Wechsel.

„Eine runde Sache, Glückwunsch an den Reiter!“, leitete Dr. Dietrich Plewa seine Begründung der Richterurteile ein. Dreimal vergaben die Unparteiischen eine 9,0, für Schritt, Durchlässigkeit und Gesamteindruck. Der Trab, „taktsicher, ausbalanciert und mit erkennbarer Versammlungsbereitschaft“, war ihnen eine 8,5 wert. Der Galopp eine 8,0. Hier hätten sie sich etwas mehr Bergauf in der Verstärkung gewünscht.

Nicht nur für den Sieger, auch für Borja Carrascosa war der heutige Tag eine Wiedergutmachung für Ermelo. Er war nämlich gar nicht erst bis dorthin gekommen, weil er sich geweigert hatte, an der offiziellen Sichtung teilzunehmen. Dafür hätte er sein Pferd quer durch Europa nach Spanien fahren müssen und das wollte er ihm nicht antun. Darum wurde er nicht für Ermelo nominiert. Ungeachtet der Tatsache, dass der Wallach (der einst ein gekörter Hengst war) sehr gute Noten über 80 Prozent in Jungpferdeprüfungen auf anderen internationalen Turnieren erhalten hatte. Carrascosa machte aus seiner Enttäuschung damals keinen Hehl. In einem Radiointerview (Übersetzung: Eurodressage) erklärte er: „Ein Pferd 3500 Kilometer zu einer Sichtung zu fahren, hat nichts mit Horsemanship zu tun. Alle erfolgreichen Nationen wählen ihre Teams aufgrund der Ergebnisse von internationalen Turnieren aus. Wenn die Auswahl darauf basiert, ob jemand komischen Regeln folgt oder eben nicht, leidet die Qualität des Sports darunter.“

Bronze für „Klein, aber oho!“

Die vielleicht harmonischste Runde des Tages zeigte heute das Paar auf dem Bronzeplatz, Kira Wulferding mit der Westfalen Stute Brianna v. Bvlgari-Rohdiamant (Z.: Wilhelm Schwierking). Elastisches Traben, fließende Seitengänge, leider ein kurzes Versehen bei der Einleitung der Rechtstraversale als die Stute einmal angaloppierte, aber gleich wieder durchparierte und weiter traversierte als sei nichts gewesen. Dabei war sie in jeder Phase ganz sicher vor den Hilfen der Reiterin bei ganz gleichmäßiger Anlehnung, richtig schön! Und so ging es weiter – herrlich gelassenes, großzügiges Schreiten durch den Körper, ausdrucksvoller, elastischer Bergaufgalopp, aus dem sich entsprechende Fliegende Wechsel entwickeln ließen.

Dr. Dietrich Plewa: „Klein, aber oho, könnte man sagen. Dieses Pferd hat eine mentale Stärke, die sie befähigt, das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen. Der Trab sehr schwingend, sehr ausbalanciert und deutlich im Bergauf in den Verstärkungen. Klar, das ist nicht spektakulär, aber alle Kriterien sind erfüllt.“ Wieso es trotzdem „nur“ eine 8,5 gab, sagte er nicht. Ebensowenig wie im Schritt und im Galopp, wo es ebenfalls nur lobende Worte gab. Dass es im Bereich Durchlässigkeit nicht mehr als 8,5 gab, begründete Plewa mit dem Missverständnis in der zweiten Traversale. Allerdings betonte er zugleich, welche Leistung es sei, so etwas innerhalb der Traversale zu korrigieren. Eine 9 gab es schlussendlich doch, nämlich für den Gesamteindruck. Machte Summa summarum eine 8,6.

Die Top fünf

Die Siegerin der Qualifikation, die Hannoveraner Stute Flambeau v. Fürstenball-Wolkentanz (Z.: Jörn Wedermann), wurde unter Anne-Kathrin Pohlmeier heute Vierte mit einer Gesamtnote von 8,5. Über die entgangene Medaille hinwegtrösten mag hier die Tatsache, dass das Paar die einzige 10 der Prüfung erhielt, nämlich für den Schritt.

Platz fünf teilten sich mit jeweils 8,4 der Hannoveraner Nymphenburg’s  First Ampere v. Ampere-Weltruhm (Z.: Jan Siemsglüss) unter Tessa Frank und der Westfalen Hengst Baccardi v. Belissimo M-De Niro (Z.: Agnes Beckhoff) unter Claudia Rüscher.

Alle weiteren Platzierten finden Sie hier.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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