Gestern Pech, heute ein glückliches Strahlen: Greta Heemsoth und die Oldenburger Stute Sommernacht v. Rocco Granata-San Remo wurden Bundeschampion der Fünfjährigen Dressurpferde. Platz zwei für Lisa Horler und Danny Cool. Favorit So Unique wurde eine verpatzte Galopptour zum Verhängnis.
Sieg mit Sommernacht an einem Herbstnachmittag! Greta Heemsoth war gestern so etwas wie eine Verliererin im Finale der sechsjährigen Dressurpferde gewesen. Ihr Anthrazit hatte mitten im Galopp gestoppt, sich einiger Verdauungsprodukten entledigt, nur um dann die eigentlich sehr schöne Runde fortzusetzen.
Doch die Bereiterin der Hengststation Pape hatte zwei weitere Pferde mit in Warendorf. Eine davon: Sommernacht, eine Oldenburger Stute v. Rocco Granata-San Remo, gezüchtet von Gretas Chef Ingo Pape. Dem Paar gelang im Finale eine wirkliche Bilderbuchrunde. Alle Grundgangarten wurden mit 8,5 beurteilt. Rittigkeit und Gesamteindruck bekamen eine 9,0. Wobei man überall noch sieht, dass die Stute mit mehr Kraft noch Potenzial für mehr hat. Viel mehr.
„Hoher Grad an Schwingung und Elastizität“, „unheimlich schön bergauf“, „imponierend das Gleichmaß der Bewegung im Trab“ – Dr. Dietrich Plewa, die Stimme der Jury, überschlug sich schier in seinem Kommentar. „Optimale Anlehnung mit gewünschtem Rahmen und Rahmenerweiterung“. Im Außengalopp begann die Stute zunächst noch etwas festgehalten, wurde aber dann von Sprung zu Sprung besser und das sogar auf der gebogenen Zirkellinie. 8,7 bedeuteten den Titel.
Das bekam Greta aber nur halb mit, sie musste nämlich schnell zu den dreijährigen Hengsten eilen. Dort ritt sie den Morricone-Sohn Macchiato auf den dritten Rang. Sie war gerade mit ihm in der Siegerehrung, als die Entscheidung bei den Sechsjährigen zu ihren Gunsten ausfiel.
Das Feld von hinten aufgerollt
Lisa Horler und DSP Danny Cool v. Danciano-Sandro Hit.(Z.: Christine Sappl), letztes Jahr Sechster im Bundeschampionatsfinale, kamen als Vorletzte ins Viereck. Schon der erste Eindruck des Paares ist toll. Harmonisch! Nicht Mensch contra Bestie. Nicht Gehorsam, sondern Gemeinsamkeit. Der Rappe hat herrlich viel Gummi. Vor Beginn der Aufgabe ließ die Reiterin noch einmal die Zügel im Trab aus der Hand kauen. Ein schäumendes, jederzeit zufriedenes Maul unterstrichen die positiven Attribute des Ritts.
Bei dem Kommentar zur Notenfindung ließen sich die Richter Zeit. Gerade war die Favoritin Eva Möller nach Patzern aus der Platzierung gerutscht (siehe unten). Und nun?
„Ein zweifellos imponierendes Pferd mit drei klasse Grundgangarten“, begann Dr. Dietrich Plewa seinen Kommentar. „Total ausbalanciert, imponierend die gute Rückentätigkeit“ und eine Passage aus seinem Kommentar bringt vielleicht den gesamten Ritt treffend auf den Punkt: „Ausdrucksvoll, ohne dass das provoziert wird vom Reiter“. Für den Trab gab es entsprechend die 9,0.
Plewa weiter: „Der Schritt sehr schön durch den Körper, Takt und Übertritt, geradezu schulmäßige Dehnung“, 9,5. Nur im Galopp da war es den Richtern wohl zu viel der herrlich anzuschauenden Natürlichkeit, auch wenn „Elastizität und Rückentätigkeit erwähnenswert“ seien. „Mehr Lastaufnahme“ habe sich die Jury gewünscht, mehr beginnende Versammlung, deswegen eine 8,0. Und weil die „Übergänge noch etwas verschwommen“ waren und das Kurzkehrt auch noch besser hätte ausgeführt werden können, gab es für die Durchlässigkeit eine 8,0 und die „Allgemeinqualität“ eine 8,5. Damit war die Prüfung entschieden, 8,6 – Platz zwei.
Soddemanns Top-Wochenende
Das Bundeschampionat 2020 wird Kira Laura Soddemann in lebhafter Erinnerung behalten. Nicht nur wegen ihres zweiten Platzes im Finale der sechsjährigen Dressurpferde am Samstag mit Señor Charming. Mit dem Hannoveraner Jet Set v. Johnson-Beltoni (Z.: Nina Sixtensson), auch ein Fuchs, startete sie früh im Finale der Fünfjährigen. Sie erhielt eine 8,5 – wobei der Schritt mit „schulmäßiger Dehnung“ mit einer 9,0 herausstach. In der Durchlässigkeit gab es ein glattes „gut“, will das Pferd zeitweise „straff in der Anlehnung war und auf der Diagonalen einmal die Zunge zu sehen“ war.
Zweimal Platz vier
Hanna Erbe und die rheinische Escolar-Sir Donnerhall-Stute Escona (Z.: ZG Thomas Rütten Janßen) hatte ihren Höhepunkt im Trab. Aktives Hinterbein, Gleichmaß, genauso rhythmisch wie elastisch. Der Jury gefiel die „natürliche Kadenz“ und sie zogen die 9,0. Eine Note, die es für diese Grundgangart im Finale nur dreimal gab. Im Galopp ist die hellbraune Stute mit viel Motorik ausgestattet, die Kruppe, unter der das Hinterbein kräftig hebelt, dürfte noch tiefer kommen im Verlauf der weiteren Ausbildung. Im Schritt ist der Takt in Ordnung, „mehr Schreiten aus der Vorhand“ hätten sich die Richter gewünscht, 7,5. Galopp, Durchlässigkeit und Gesamteindruck erzielten eine 8,5 – Total 8,4, Platz vier für die Reiterin mit dem Logo der Deutsche Bank Reitsport Akademie auf der Schabracke.
Carina Bachmann könnte fast zum Bundeschampionatsgelände reiten. Die westdeutsche Berufsreiterchampionesse von 2019 hatte den bei Stefan Aust gezogenen Damon Hill-Sohn Dark Hill ins Finale geritten. Der schmale Rappe überzeugt vor allem durch seine Elastizität in allen schwunghaften Gangarten. In den Verstärkungen sei Bachmann mit dem Hannoveraner „etwas konservativ“ geritten. Sprich da hätte man sich in den Häuschen bei C und E noch etwas mehr Power gewünscht. Bis auf den Schritt, 8,0, wurde der Rappe durchgängig mit 8,5 bewertet. Das bescherte dem Paar ebenfalls Platz vier.
Gemeinsame Sechste wurden Beatrice Buchwald und der Hannoveraner Dancelli v. Dante Weltino-Baroncelli (Z.: Hubertus Hufendieck) und Drys van Dieck mit Saint Etienne. Der Dante Weltino-Sohn sei „in der Vorderbeinaktion wirklich schon spektakulär“, so Kommentator Plewa. Und ergänzend: „Das wirkt ein ganz klein wenig exaltiert“, trotzdem habe man aber ein elastisches Schwingungsmoment gesehen, 8,5. Der Schritt kam auf 8,0. Im Galopp war der Braune „nicht immer ganz losgelassen“, „aber wir wollen ja auch Ausdruck sehen“, 8,5. Dei Endnote 8,3 bedeutete Platz sechs.
Den teilte sie sich mit Dries van Dyck, der den auf dem Gestüt Lewitz gezogenen Oldenburger Rappen Saint Etienne v. St. Schufro zeigte. Der Wallach wurde immer wieder eng und fußte teilweise hinten leicht breit. Seine Versammlungsbereitschaft wurde im Kommentar betont.
Und was war mit So Unique?
Als Favoriten kamen Eva Möller und der Rheinländer Fuchs So Unique v. Sezuan in die Bahn. Und zunächst lief alles planmäßig. Vor dem Kurzkehrt stockte der Fuchs aus der Zucht von Familie Klausing kurz. Die eigentliche Wendung gelang dann aber flüssig. Phasenweise wurde der mit einem mächtigen Hals ausgestattete Fuchs etwas eng, auch wenn Eva immer wieder geschickt versuchte die Hand und damit auch die Stirn-Nasenlinie von So Unique ein paar Zentimeter vorzubekommen. Die Trabverstärkung waren dynamisch, ohne schneller in der Frequenz zu werden. Vom Fleck weg ging So Unique guten Schritt.
Aber dann. Im Außengalopp rechts sah noch alles sehr versammelt und sicher aus. Im Mittelgalopp sprang der Fuchs dann um. Im Außengalopp links fiel der Hengst aus. Auch waren immer wieder Knirschgeräusche zu hören.
Dr. Plewa machte den Tröster: „Eva, es ist nicht ein Tag wie der andere. Dass das Pferd viel Qualität mitbringt, ist evident“. Der „super Bergauf angelegte“ Trab, 8,5, sei zu erwähnen. „Der Schritt ist ein eindeutiger Höhepunkt, gute Dehnung, vielleicht etwas zu lang im Zügel. 9,5 – sonst hätte es vielleicht ‘ne Zehn gegeben.“ Für den Galopp – „sonst sicherlich ,sehr gut‘“ – gab es eine 7,5. Und die Fehler drückten die Durchlässigkeit wegen „Spannungsmomenten“ auf 7,0. Gesamteindruck: 8,0, unterm Strich 8,1, Rang zehn.
Die Ergebnisse finden Sie hier.
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