BuCha: Frauenpower bei den sechsjährigen Springpferden, Holsteins L bei den Fünfjährigen

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Bundeschampionat in Warendorf

Quin und Katrin von Eckermann auf dem Weg zum Bundeschampionatstitel 2016. (© Kiki Beelitz)

Der letzte Tag des Bundeschampionats nahm einen untypischen Ausgang: Erstmals saß eine Frau im Sattel des Siegers bei den sechsjährigen Springpferden. Landgraf-Blut triumphierte bei den Fünfjährigen.

Der Bundeschampion der sechsjährigen Springpferde 2016 heißt Quin und wurde von einer Reiterin vorgestellt. Das ist deshalb bemerkenswert, weil mit Katrin Eckermann zum ersten Mal in der Geschichte des Bundeschampionats eine Reiterin und kein Reiter bei den Sechsjährigen siegte. Ohnehin sind Reiterinnen in den Siegerlisten des seit 1980 ausgetragenen Springpferdechampionats rar. Nur zwei Reiterinnen finden sich bei den Fünfjährigen. 1998 und 2013 ist dort Eva Bitter, 2003 Jessica Kürten eingetragen.

Dass Katrin Eckermann schnell reiten kann, ist bekannt. Und beim Bundeschampionat machte sie Quin pfeilschnell, brauchte lediglich 37,11 Sekunden im Stechparcours und setzte den Holsteiner Schimmelhengst v. Verdi-Corrado deutlich an die Spitze des 16-köpfigen Starterfeldes. 40 Starter waren um Umlauf angetreten. Der neue Bundeschampion steht im Besitz von Eckermanns Lebensgefährten Christian Glanemann, gezüchtet hatte ihn Laura Trinchero.

Auch der Vize-Champion wurde von einer Reiterin vorgestellt und trägt ebenso wie Quin den Holsteiner Brand. Mac Uwe ist ein brauner Wallach v. Cayado-Salient, Züchter ist Jan-Peter Goetze, Besitzerin Susanne Brinkop, Reiterin deren Tochter Kendra Claricia Brinkop. 38,01 Sekunden brauchte Mac Uwe für den Stechparcours, das war deutlich hinter dem Sieger, aber fix genug für die Silbermedaille. Seine Reiterin hat schon Erfahrung mit Ehrenrunden in Warendorf, 2015 gewann sie mit dem Westfalen À la Carte das Warendorfer Youngster-Championat.

Bronze gab es für Cartaro v. Carinue-Chacco-Blue. Der OS-Schimmelhengst wird von Philip Rüping ausgebildet und vorgestellt, war 2015 Oldenburger Landeschampion in Rastede und landete in Warendorf nach 38,54 Sekunden im Stechen auf dem dritten Platz. „Cartaro hat in vier Parcours nicht einen einzigen Springfehler gemacht“, berichtete Rüping stolz. Züchter und Besitzer ist das Gestüt Lewitz, Rüping ist Bereiter im Stall Schockemöhle.

Spannend blieb das Stechen bis zum letzten Reiter als Vater Otmar den Sieg seiner Tochter Katrin Eckermann noch gefährdete. Mit 36,95 Sekunden war sein Westfale Cornwell v. Cornado-Quidam de Revel (Z. u. B.: Heinrich Sterthoff) auch schneller als Quin, zwei Abwürfe machten den Titeltraum jedoch zunichte. Vielleicht war Cornwell, der sich über das Kleine Finale qualifiziert hatte und deshalb einen Parcours mehr in den Knochen hatte, doch etwas müde.

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Das L-Revival

Und plötzlich wird der Sport zur Nebensache. Ein tragischer Sturz der niederländischen Reiterin Judith Zande am zweiten Sprung des ersten Umlaufs bei den fünfjährigen Springpferden, unterbrach die Prüfung für fast eine Stunde. Ihre Stute Cocominka blieb unverletzt, die Reiterin wurde mit einem Hubschrauber in die Uni-Klinik Münster gebracht. Lobenswert der rasche Einsatz des Sanitätsdienstes sowie des diensthabenden Turnierarztes, der sich zum Glück in unmittelbarer Nähe der Trippelbarre aufhielt, an der der Sturz geschah. Daumendrücken für Judith Zande ist angesagt, soviel konnte der Arzt vor Ort, Dr. Gottfried Färber, nach Rücksprache mit der Klinik sagen.

Nach der bedauerlichen Unterbrechung mussten die nachfolgenden Teilnehmer ihre Pferde erneut vorbereiten für den Start in der – Zitat Joachim Geilfus – „Prüfung auf ganz hohem Niveau“. Nicht alle Zuschauer fanden den Weg zurück auf die bis dahin vollen Tribünen des Springplatzes. Stefan Engbers als erster Reiter nach der Unterbrechung war allerdings Profi genug, sich auf den Parcours zu konzentrieren und seinen Accino mit der Note 8,8 für den zweiten Umlauf zu qualifizieren. Hörbar schwer fiel es Kommentator Joachim Geilfus, der auch anschließend zugab, dass dies „die schwerste Aufgabe in meiner Tätigkeit als Kommentator beim Finale der Springpferde in Warendorf war“.

Eine Note von 8,6 oder höher mussten die Pferde im ersten Umlauf bekommen um den zweiten, veränderten Umlauf zu erreichen. Sechs Mal vergaben die Richter eine 9,0 oder höher, eine 8,6 reichte für Bellico und Oliver Schaal gerade ebenso. Die besten Aussichten für einen Sieg im Bundeschampionat hatte Cristella unter Judith Wargers, die im ersten Umlauf mit 9,5 die höchste Note erhalten hatten. Ein Abwurf im zweiten Umlauf (8,3) machte die Träume vom Bundeschampion zunichte, Platz sechs. Ebenfalls hoch benotet mit 9,2: Der is et unter Jana Wargers. Die hohe Benotung durch die Richter wurde im Publikum durchaus kontrovers diskutiert, nicht allen gefiel die auffällig großzügige Springmanier. Im zweiten Umlauf quengelte Der is et zum Ausgang, Abzüge in der Rittigkeit waren die Konsequenz, Podiumsplatz verpasst, Fünfter.

Come and Fly war im Vorfeld einer der ganz heißen Titelanwärter, im Finale bestätigte der im OS eingetragene Hengst seine Form. Als Sieger der zweiten Qualifikation ging er in die Finalprüfung, mit der Bronzemedaille verließ er das Championatsgelände. Seine Reiterin, die Schwedin Denis Svendsson, gab dem Schimmelhengst Come and Fly von Cornet Obolenskky-Calido alle Chancen seine Qualität unter Beweis zu stellen. 9,3 im ersten Umlauf, in dem Come and Fly Aufmerksamkeit und gute Bascule attestiert wurden. Die Bestätigung erfolgte im zweiten Umlauf. Dort allerdings wurde von den Richtern die nicht so gleichmäßige Anlehnung erwähnt, 9,2 die Note. Das Gesamtergebnis 18,5 reichte für die Bronzemedaille, Züchter Jens Pax und Besitzer Heiko Schmidt können gleichermaßen stolz sein.

Ein Paar aus Holstein errang die Silbermedaille. Bei DJ, dem braunen Hengst von Diarado-Loran, geriet Joachim Geilfus richtig ins Schwärmen: „Das war eine tolle Runde! Zwar hat DJ einmal eine Stange berührt, aber die Vorstellung war vom Allerfeinsten“. 9,1 war dies den Richtern wert. Auch im zweiten Umlauf ließ sich DJ unter seiner Reiterin Teike Carstensen nichts zuschulden kommen, die Begeisterung der Richter hielt an, 9,5 die Benotung. Das bedeutete nach Addition beider Noten den Titel des Vize-Champions. Damit hatte sich Teike ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk gemacht: Am Samstag war ihr 18. Geburtstag. Züchter des DJ ist Gerd Carstensen, Besitzer die Hengststation Sollwitt GbR.

Noch ein Zehntel besser war Lissino, der Holsteiner Hengst unter Patrick Stühlmeier, 9,2 im ersten Umlauf. „Und den Unterschied soll ich ihnen jetzt erklären“, seufzte Joachim Geilfus nach DJs Runde. Nein, das kann man nicht, am Ende sind es Nuancen, die den Unterschied ausmachen. Lissino machte „alles fast perfekt. Immer im Gleichgewicht, immer aufmerksam, immer passend ehrgeizig“. Mit Steigerung im zweiten Umlauf: „Besser geht es kaum“, so der Kommentar. 9,5 die Benotung, das bedeutete den Gesamtsieg mit 18,7 und den Titel des Bundeschampions 2016 für den Schwarzbraunen v. Limbus-Cassini, Züchter Günter-Johannes Brockstedt, Besitzer Bernfried Erdmann.

Christine Meyer zu Hartum

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Beelitz

Lissino wurde unter Patrick Stühlmeyer Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde 2016. (© Beelitz)

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