Für Maxi Kira von Platen war der Name ihres Pferdes heute Programm im Finale der fünfjährigen Dressurpferde beim Bundeschampionat 2023. Da ging ein Traum in Erfüllung.
Sie haben einen Umweg zum Titel genommen, aber am Ende waren sie beide strahlende Siegerinnen: Maxi Kira von Platen und die in Italien gezogene Hannoveraner Stute Happy Days de Fonteabeti. Die Qualifikation der fünfjährigen Dressurpferde am Mittwoch erforderte wasserfeste Pferde, die sich auch durch teichgroße Pfützen nicht abschrecken lassen. Zu jenen vierbeinigen Stoikern gehört Happy Days di Fonteabeti allerdings nicht. Die Valverde-Tochter, die über Muttervater Wup auch das Blut des einstigen Bundeschampions Welt Hit I O führt, sprang über jede Wasserlache hinüber. Da das so in der Aufgabe nicht vorgesehen war, endete sie in der Qualifikation unter „ferner liefen“. Doch schon im kleinen Finale zeigte sie ihre Qualität und siegte mit 8,4. „Da hatte ich schon ein richtig, richtig gutes Gefühl“, so Maxi Kira von Platen.
Heute war sie erstes Pferd der Prüfung. Eigentlich keine gute Ausgangsbasis. Aber Maxi Kira von Platen und ihrer Stute gelang heute eine Sternstunde voller Harmonie, die mit einem Endergebnis von 9,0 bewertet wurde. 9,5 gab es im Trab, 8,5 für Schritt und Galopp, 9,0 in der Durchlässigkeit und 9,5 für den Gesamteindruck. Das sollte heute keiner überbieten. „Als ich da reingeritten bin, dachte ich, jetzt möchte ich das eröffnen so gut es geht, und dann konnte ich das auch genießen“, so von Platens Taktik.
Dabei sind Maxi von Platen und die Stute noch gar nicht lange ein Team, erst seit gut acht Wochen. Ulf Möller hatte die Stute entdeckt, die im Besitz von Helgstrand Dressage steht. Zu dem Zeitpunkt war sie vierjährig bereits „italienische Bundeschampionesse“. Möller rief seine Frau Eva an: „Ich habe das perfekte Pferd für dich!“ So kam Happy Days nach Deutschland. Aber Eva Möller hat ja vor kurzem das Ende ihrer Turnierkarriere bekannt gegeben („Der Grund war mein 50. Geburtstag.“), so kam Maxi Kira von Platen in den Genuss, die Stute reiten zu können, von der Eva Möller sagt, sie sei eine „richtige Dame“. Die Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde waren der erste gemeinsame Auftritt des neuen Paares. Sie wurden Achte im Finale. „Man merkt halt schon, bis man ein Team ist braucht es doch schon. Das geht einfach nicht in ein paar Wochen. Und jetzt hat sich das wirklich stetig verbessert und heute war es einfach auf den Punkt, so wie es sein soll.“
Es waren lange Stunden zwischen ihrem Start und dem Moment, in dem ihr die Schärpe umgehängt wurde („Zum Schluss habe ich es nicht mehr ertragen. Da bin ich weggegangen.“). Als es so weit war, kamen ihr die Tränen. „Das ist mein erster Bundeschampion. Manchmal stellt man sich das natürlich so vor, wie wäre das, wenn man selbst mal einen Champion hat. Man träumt halt davon, und wenn das dann in Erfüllung geht, ist das etwas ganz Besonderes.“
Der Preis dafür ist kein Geringer: Maxi Kira von Platen ist halbtags bei Helgstrand Dressage in Syke angestellt. Das ist eine Stunde Autofahrzeit vom Hof der Familie von Platen entfernt. Sie steht täglich um fünf Uhr auf, reitet sieben bis acht Pferde in Syke, kommt heim und macht dort mit zwei bis drei Pferden weiter. „Aber wenn man auf solchen Pferden sitzt, vergisst man die Anstrengung wirklich schnell.“
Wie alle Pferde bei Helgstrand Dressage ist auch Happy Days verkäuflich. Zumindest theoretisch. „Da muss erst mal einer kommen. Die geben wir nicht einfach so weg!“ Jetzt hat sie ohnehin erstmal Urlaub.
Hannoversch geht’s weiter
Am Ende waren es drei Hannoveraner Stuten, die die Medaillen unter sich ausmachten. Rang zwei sicherten sich Filippa AW v. Falihandro-Roadster (Z. u. B.: Andreas Weißmann) und Linda Weiß, denen eine ähnliche harmonisch Prüfung gelang wie den Siegerinnen. „Da bleiben nicht viele Wünsche offen“, so der Kommentar zum Thema Durchlässigkeit. Einzig etwas mehr Maultätigkeit wäre wünschenswert gewesen. Aber nicht nur die Rittigkeit, auch die Qualität stimmte: Trab 9,0, Schritt und Galopp 8,5, Gesamteindruck 9,5. Endnote 8,8. Silbermedaille.
Für die von der Willem Klausing GbR gezogene Titania K war Warendorf das zweite Turnier ihres Lebens. Das merkte man der Top Gear-Prestige Pilot-Tochter unter Leonie Richter nicht an. Energisch mit großer Schwungentfaltung präsentierte sie sich im Viereck, 100 Prozent entspannt auf dem Vorbereitungsplatz und im Siegerehrungstrubel. Offenbar ein Pferd mit „An- und Ausknopf“. Auch sie gehört Helgstrand Dressage, stand zunächst in Dänemark, wechselte dann aber nach Deutschland. In Syke saß zunächst der Auszubildende in ihrem Sattel. Seit Dezember 2022 geht Titania unter Leonie Richter, mit der sie heute 8,7 erhielt. Trab und Galopp der Stute sind überragend (9,0 bzw. 9,5), im Schritt war sie nicht vom ersten Moment an 100 Prozent losgelassen, worauf die Richter heute – ja zu Recht – großen Wert gelegt haben. Hier gab es nur eine 7,5. Auf der Haben-Seite in Sachen Durchlässigkeit stand aber zum Beispiel das fleißig mitgetretene Kurzkehrt, 8,5. Im Gesamteindruck vergaben die Richter auch hier eine 9,0. Endergebnis: 8,7.
Dreimal Rang vier
Den vierten Platz teilten sich gleich drei Pferde, die alle auf 8,5 gekommen waren. Das war zum einen die schicke, leichtfüßige und elastische Baroness Bibi v. Benicio-Don Romantic (Z. u. B.: Franz-Georg Ottmann), vor zwei Jahren noch Siegerstute in Westfalen und anschließend auch beim Bundeschampionat. Nach wie vor sitzt Bianca Nowag-Aulenbrock im Sattel. Für ihren raumgreifenden Schritt erhielt die Stute eine 9, für die Galoppade 8,0. Alles andere war den Richtern eine 8,5 wert.
Für den Oldenburger Verband trat der Vitalis-Sohn Vitally PCH unter Anna Schölermann an. Er hat eine berühmte Mutter: Weihegold OLD. Deren Besitzerin Christine Arns-Krogmann ist Züchterin von Vitally. Besitzerin ist Nancy Gooding, die ihn wie auch ihre anderen Pferde im Stall von Hubertus Schmidt ausbilden lässt. Auch hier gab es neben den 8,5er Noten je eine Abweichung nach oben (Schritt: 9,0) und nach unten (Durchlässigkeit: 8,0).
Der Sieger der Qualifikation, der Hannoveraner Hengst San to Alati v. Secret-Dancier (Z.: ZG Klose), wurde mit Stefanie Wolf im Sattel ebenfalls Vierter. Der schicke Dunkelfuchs zeigte sich wie immer elastisch, ließ aber den Fluss der Bewegungen durch den Körper und den Zug nach vorne vermissen. Im Trab gaben die Richter dennoch eine 9,0. In Schritt und Galopp wurden es 8,0. Die Durchlässigkeit bewerteten sie mit 8,5, den Gesamteindruck mit 9,0.
Alle Ergebnisse des Finales der fünfjährigen Dressurpferde 2023 finden Sie hier.
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