So vielseitig wie er war kaum ein Vererber: Der Holsteiner Hengst Contendro I ist am 7. Oktober in Frankreich gestorben.
Wie die Groupe France Elevage (GFE) bekannt gab, ist Contendro I im Alter von 27 Jahren an Herzversagen gestorben. Als einer der besten Söhne des großen Contender stand er bis 2013 auf dem Gestüt Famos und wechselte dann in die Stallungen der GFE in der Normandie. Dort teilte er sich in den vergangenen Jahren eine Boxengasse mit so bekannten Hengsten wie Kannan oder Air Jordan Z.
Contendro I: Holsteiner Tafelsilber in den Genen
Manfred Birchler aus der Schweiz hatte seine Stute Bravo v. Reichsgraf-Rasputin-Tin Rod xx mit dem Holsteiner Jahrhunderthengst Contender angepaart. 127 gekörte Söhne und knapp 1200 eingetragene Zuchtstuten hatte dieser hinterlassen, als er mit 30 Jahren starb. Schon 1992 hatte Bravo in Verbindung mit Caretino den früh verstorbenen Weltmeister der siebenjährigen Springpferde mit Jos Lansink, Caretano Z, gefohlt. 1997 kam dann der kleine Contendro I auf die Welt. Fünfmal ingezogen ist er auf den einflussreichen Anglo-Araber Ramzes AA. Manfred Birchler züchtete auch den 2001 geborenen Vollbruder Contendro II. Züchterisch weniger bedeutend, aber sportlich über Jahre auf S-Niveau erfolgreich.
Contendro I stammt aus einem der bedeutensten Stutenstämme Deutschlands, dem Holsteiner Stamm 104A. Aus diesem entspringen zahlreiche gekörte Hengste und Sportpferde. Beispielsweise der gekörte Corland v. Cor de la Bryère oder die WM-Goldmedaillengewinnerin Corradina v. Corrado I unter Carsten-Otto Nagel.
Rekordverdächtige Vererbungsleistung
Im Jahr 1999 avancierte Contendro I in Neumünster zum Prämienhengst auf der Holsteiner Körung. 2000 wurde er Sieger seiner Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf und platzierte sich im darauffolgenden Jahr beim Holsteiner Reitpferdechampionat. Die Nominierung zum Bundeschampionat folgte. Die starke züchterische Beanspruchung wird einer der Gründe sein, warum der 1,67 Meter große Hengst im Folgenden eher sporadisch im Sport eingesetzt wurde.
Viel bedeutender als seine sportliche Leistung ist die vielseitige Vererbungskraft des Contendro I. Bis heute ist er der einzige Hengst, der sich im gleichen Jahr in den Top 100 der Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsvererber platzieren konnte. Zuletzt erreichte er im Ranking des Weltpferdezuchtverbandes WBSFH 2023 noch eine Top 10-Platzierung und landete auf dem siebten Rang. Sein aktuell erfolgreichster Nachkomme ist Chipmunk aus einer Heraldik xx-Mutter, unter dem Sattel des dreifachen Olympiasiegers Michael Jung in Paris zu Einzelgold.
Nachkommen in allen Disziplinen
Chipmunk ist nur ein Beispiel, wie viel Zuspruch Contendro I neben den Holsteinern auch im Hannoveraner Zuchtgebiet fand. Er stand auf dem Gestüt Famos bei Bremen, mitten im hannoverschen Kernzuchtgebiet. Weitere erfolgreiche Nachkommen sind etwa Codex One (Christian Ahlmann), Sieger im Großen Preis von Aachen, Contendrix (Andre Thieme), Holiday by Solitour (Carsten-Otto Nagel/Janne Friederike Meyer-Zimmermann), Campino (Mark Todd), Queen Mary (Jan Wernke) oder Cinsey (Alberto Zorzi). Inzwischen beträgt die Gewinnsumme der Contendro-Nachkommen über 2,4 Millionen. Mehr als 165 seiner Nachkommen sind in Springen und 13 in Dressuren der schweren Klasse erfolgreich. 58 seiner Söhne wurden gekört, von denen 47 in das Hengstbuch I eingetragen sind (u.a. Codex One, Captain Fire, Contendros), und 135 Töchter erhielten die Staatsprämie. Die Lebensgewinnsumme seiner Nachfahren liegt derzeit bei 8.171838 Euro.
Die GFE würdigte den Hengst in einer Pressemitteilung abschließend: „Zwischen zwei Grasbissen in seinem Paddock und nach einem Herzstillstand ging er am 7. Oktober, wie er gelebt hatte: mit Eleganz…“
Nina Gross
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