In der deutschen Pferdezucht kündigt sich eine Flaute an: Die Statistik 2023 weist einen Rückgang in mehreren Bereichen auf. Aber auch ein paar positive Entwicklungen.
Es gibt diverse Kennzahlen über die deutsche Pferdezucht in der Statistik 2023. Die große Basis ist die Zahl eingetragener Warmblutzuchtstuten. 2022 waren es noch 52.499. 2023 ist der Bestand geschrumpft. Bei deutschen Warmblutzuchtverbänden waren im vergangenen Jahr gerade noch 50.764 Stuten registriert. Zum Vergleich: 2012 waren es 57.786.
Auffallend ist, dass die Verbände, die sich der – mehr oder weniger – reinen Springpferdezucht verschrieben haben, stärker in punkto Zuchtstutenbestand verloren haben, als die „Generalisten“.
Hannover ist nach wie vor der größte Warmblutzuchtverband, schlüsselt aber seine Population nicht nach Dressur- und Springveranlagung auf. 2023 waren dort 14.233 (ein Minus von 307, ca. 2,1 Prozent) potentielle Mütter eingeschrieben. In Oldenburg, der stärksten „Dressurpopulation“ waren es 7.014. Das ist ein Minus zum Vorjahr von 344 Stuten, knapp 4,7 Prozent. Westfalen hat 190 Stuten weniger eingetragen (6.206, knapp 3 Prozent weniger als 2022). Im „Ländle“ wird hingegen engagierter gezüchtet. Mit einem Plus von 114 Stuten oder knapp 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ist die Pferdezucht in Baden-Württemberg in Sachen eingetragener Zuchtstuten auf Platz fünf in der bundesweiten Statistik notiert. Wobei der Zuchtverband ja Teil des Deutschen Sportpferdes (DSP) ist. Die Vereinigung kommt in Summe auf über 9.600 Stuten, was Platz zwei hinter Hannover bedeutet.
Autsch beim Springen in der Statistik 2023 deutsche Pferdezucht
Deutlichere Verluste müssen die beiden „bekennenden“ Springpferdepopulationen hinnehmen. Der Springpferdezuchtverband Oldenburg-International (OS) verliert 8,7 Prozent (4.626, ein Minus von 442). In Holstein stehen 5.172 Zuchtstuten zu Buche, 326 weniger als 2022, ein Verlust von knapp 6 Prozent.
Mehr Fohlen im Jahr 2023
Zum dritten Jahr in Folge lässt sich bei der Zahl registrierter Fohlen ein Aufwärtstrend verbuchen. 2022 waren es noch 27.615, 2023 lag der Wert bei 28.049, immerhin 434 mehr. In Norddeutschland kamen 2023 die meisten Fohlen zur Welt. In Hannover waren es 7.055, in Oldenburg 4.297 (plus weitere 3.162 beim Springpferdezuchtverband Oldenburg International, zusammen also 7.459) in Westfalen 4.097. Das DSP kommt auf die Zahl von 4.352. Holstein hat leicht zugelegt, mit 3.118 Fohlen sind im Land zwischen den Meeren 219 Fohlen mehr als 2022 zur Welt gekommen, ein Plus von immerhin gut 7,5 Prozent im Vorjahresvergleich.
Und die Zukunft? Bedeckungen 2023
Wenig rosig sieht die Perspektive für den Geburtsjahrgang 2024 aus: In den Reitpferdepopulationen wurden 13 Prozent weniger Stuten einem Hengst zugeführt. 2022 waren es noch 30.894, im vergangenen Jahr dann nur noch auf 26.808. Aber es gibt unterschiedliche Entwicklungen: In Hannover beträgt das Minus 1.068 Bedeckungen (auf 7.567), in Holstein sinken die Zahlen von 3.994 auf 2.979. Baden-Württemberg legt hingegen über 10 Prozent zu (2022: 1.207, 2023: 1.377).
Ein ähnliches Bild auch bei der Betrachtung über alle bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) registrierten Rassen: Minus 12 Prozent, 2022 waren es noch 45.098 Bedeckungen, 2023 lediglich 39.315.
„Trotz der Corona-Pandemie konnte sich die deutsche Pferdezucht in den vergangenen Jahren über eine positive Entwicklung freuen. Wie jedoch zu befürchten war, hat sich dieser Aufschwung im letzten Jahr leider nicht fortgesetzt. Das macht sich vor allem bei den Bedeckungszahlen bemerkbar“, bilanziert Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des FN-Bereichs Zucht.
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