In einem unglaublich qualitätsvollen Feld der Fünfjährigen bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Ermelo wurde der Hannoveraner Hengst Don Martillo verdient Weltmeister. Aber er war nicht der einzige, der heute eine Medaille für Deutschland holte.
Als Axel Windelers Benetton-Dream-Warkant-Tochter Black Pearl ihr Fohlen von Don Juan de Hus zur Welt gebracht hatte, wusste Züchter Axel Windeler, da liegt etwas ganz besonderes im Stroh. Und so gab er dem Hengstfohlen den Namen Don Martillo. Martillo ist auf Spanisch nämlich der Hammer. Und der Hammer ist dieser Hannoveraner wirklich – kraftvoll in seinen Bewegungen, dabei locker und hoch elastisch über den Rücken schwingend. Das ist auch seiner Reiterin Ann-Christin Wienkamp zu verdanken, die den Hengst in vorbildlicher Silhouette präsentierte und sehr gefühlvoll durch die schwierige Finalaufgabe der Fünfjährigen steuerte. Die Übergänge gelangen fließend, die Tempiunterschiede wurden deutlich. Möglicherweise waren die Schlangenlinien im Arbeitstrab zu Beginn der Aufgabe heute nicht ganz so fließend und geschmeidig in Stellung und Biegung wie noch in der Qualifikation, als der Hengst eine 10 im Trab erhielt. Für die Jury kommentierte heute Christoph Hess, der selbst als Richter bei C saß. Heute gaben Hess und Kollegen eine 9,7 im Trab. Die Richter hatten den direkten Vergleich zu Andreas Helgstrands Ferrari, der vor ihnen dran gewesen war und dem sie attestierten, dass er zwar „ausdrucksvoller“ trabte, aber „im Mitteltrab etwas eilig wurde“. Don Martillo hingegen habe sich im Trab „nicht ganz so ausdrucksstark“ bewegt, dafür seien die Tempiunterschiede „besser herausgearbeitet“ worden. So lagen die beiden Hengste in der „Verkaufsgangart“ gleichauf. Zum Schritt von Don Martillo muss man nicht viel sagen außer: 10,0. Im Galopp zeigte sich die reelle Grundausbildung des Hengstes. Da war schon sehr viel Versammlungsbereitschaft zu erkennen, wenn Don Martillo vor den Einfachen Wechseln zurückkam. Die Richter lobten, dass die Reiterin den Galopp „wirklich reiten“ konnte und gaben eine 9,7. „Rittig und 100 Prozent auf dem richtigen Weg“, kommentierte Hess die Durchlässigkeit und gab mit den Kollegen Eddy de Wolff van Westerrode (NED), Marietta Almasy (FRA) und Susie Hoevenaars (AUS) eine 9,5. Zusammen mit der 9,8 für die Perspektivnote ergab das eine durchschnittliche Wertnote von 9,74. Ziemlich exakt das, was der Hengst in der Qualifikation erhalten hatte.
Wie geht’s weiter?
Unter Ann-Christin Wienkamp war Don Martillo Anfang September vergangenen Jahres quasi über Nacht berühmt geworden, als er erst die Qualifikation und dann auch das Bundeschampionat der vierjährigen Hengste selbst mit Höchstnoten gewann. Danach sollte er seinen 30-Tage-Test machen und verließ Wienkamp. Aber statt dann wie geplant zurückzukehren, wurde er zur Hälfte an Mario von Depka-Prondzinski vom Gut Lonken verkauft. Dessen Stallreiterin war zu dem Zeitpunkt Anna-Sophie Fiebelkorn. Und so kam diese in den Genuss, den Hengst mit „einem Charakter für eine 12“, wie Wienkamp sagt, zu reiten. Unter Fiebelkorn siegte Don Martillo in den Sporttests für Hengste von Münster und Verden. Dann beschloss Fiebelkorn, Deutschland den Rücken zu kehren und nach Australien zu gehen. Bei Wienkamp klingelte das Telefon. Ob sie Don Martillo wieder reiten wolle? „Ich muss zugeben, ich war schon enttäuscht, dass ich ihn nicht weiter reiten konnte“, erinnert sie sich an die Zeit nach dem Bundeschampionat. „Umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, als ich ihn wieder hatte!“ Wie lange sie diese Freude auskosten kann, steht allerdings noch in den Sternen. „Ob er zum Bundeschampionat geht oder nicht, oder ob er verkauft wird, darüber wurde nie gesprochen. Das wird sich in den nächsten Tagen klären.“ Sie würde das Ausnahmepferd liebend gerne weiterreiten, gibt aber zu: „Ich mache mir keine allzu großen Hoffnungen mehr.“
Silber für den „Dressur-Ferrari“
Silber sicherte sich der Oldenburger Ferrari v. Foundation-Hotline aus der Zucht des Gestüts Lewitz unter Andreas Helgstrand. „Dieser Hengst ist ein Dressur-Ferrari“ fiel dazu Christoph Hess dazu ein. In der Tat beeindruckt der statiöse (ungekörte) Hengst, der optisch so viel von seinem Großvater mütterlicherseits hat, mit seinem ausdrucksvollen Vorderbein und großer Elastizität, die gottgegeben ist und nicht durch den Reiter gemacht. Gleichwohl bleibt das Problem, dass die Hinterhand des Hengstes nicht hält, was die Vorhand verspricht. Das Hinterbein ist vergleichsweise schleppend. Christoph Hess kam aus dem Schwärmen allerdings gar nicht mehr heraus: „Unglaublich, dieses Pferd! Das ist Natürlichkeit auf fast höchstmöglichem Niveau!“ Tatsächlich präsentierte Andreas Helgstrand Ferrari während der Tage hier ein Ermelo auf gute Art zurückhaltend, ohne den Hengst zu sehr zu triezen und so Spannungstritte zu produzieren.
Sehr großzügig war die 8,5 im Schritt, der von Natur aus eher begrenzt ist. Christoph Hess: „So einen Schritt kann man später gut versammeln.“ Im Galopp musste Helgstrand dem Hengst zum Teil noch sehr mit der Hand helfen, vor allem im Außengalopp rechts. Da fehlte es noch ein wenig an Balance. Super waren hingegen auch hier die Übergänge, denn auch wenn der Hengst insgesamt mehr unter den Schwerpunkt arbeiten müsste, in den Übergängen wurde deutlich, dass er das sehr wohl kann. Da kam er gut zurück, setzte sich und parierte durch. 9,5 gaben die Richter.
Aufgrund der kleinen Anlehnungsschwierigkeiten gaben die Richter dem Hengst für die Durchlässigkeit eine 8,7 und in der Perspektive eine 9,5 für dieses „Pferd mit einer großartigen Zukunft“. Machte eine 9,2 insgesamt.
Das wird nicht billig!
Ferrari war einst für einen siebenstelligen Betrag über die P.S.I. Auktion verkauft worden. Nun dürfte er noch ein paar Euro teurer geworden sein. „Ich würde ihn gerne so lange wie möglich behalten“, sagte Andreas Helgstrand auf die Frage, ob er nächstes Jahr mit Ferrari wieder bei der WM dabei sein werde. „Aber wir sind ein Verkaufsstall und leben davon, dass die Kunden jedes Pferd bei uns kaufen können. Aber so viel kann ich sagen: Der wird sehr teuer!“ Wenn das schon jemand wie Andreas Helgstrand sagt, der bekanntlich den 1,2 Millionenhengst Revolution beim Hannoveraner Hengstmarkt 2015 ersteigert hat … Sein Stall war in Ermelo übrigens mit zehn Pferden vertreten, von denen acht ins Finale gekommen waren.
Bronze an den charmanten Dänen
Die Entscheidung heute im Finale war ein knappes Rennen! Bis der gekörte Däne Hesselhøj Donkey Boy v. Dancing Hit-Milan als letztes Pferd unter Jan Møller Christensen das Stadion in Ermelo betrat, sah es danach aus, dass es diesmal zwei Bronzemedaillengewinner geben würde, die Oldenburger Stute Sisters Act unter Dorothee Schneider und die für Australien startende Hannoveraner Stute Casablanca unter Shooting Star Simone Pearce. Aber Donkey Boy war völlig zu recht in den Medaillenrängen. Der eine oder andere sah ihn sogar noch vor Ferrari, so wie es ja auch in der Qualifikation gewesen war. Der supercharmante Hengst präsentierte sich während der gesamten Trabtour ganz locker, ausbalanciert und elastisch mit idealem Seitenbild und reeller Rahmenerweiterung in der Verstärkung. Man konnte sehen, dass er auf die kleinsten Hilfen seines Reiters lauschte. Genau das wurde ihnen beim Angaloppieren zum Verhängnis, als Donkey Boy aus dem Schritt versehentlich falsch angaloppierte. „Das geht auf meine Kappe“, gab sein Reiter zu. „Ich habe ein wenig zu viel Druck gemacht.“ Ein teurer Fehler, denn die Richter gaben dafür im Schritt statt der möglichen 10 eine 9,5. „Der Reiter hätte das Pferd vor dem Angaloppieren aufnehmen müssen“, so die Begründung von Christoph Hess. Den Mitteltrab des Hengstes fanden die Richter etwas eilig und nicht ganz ausbalanciert, weshalb es für die Trabtour „nur“ eine 9,0 gab. Für die Durchlässigkeit vergab die Jury eine 8,4. Sie begründeten das mit dem kleinen Fehler beim angaloppieren. Wieso sie Ferrari mit von ihnen selbst bemängelten „kleinen Anlehnungsschwächen“ hier eine 8,8 gaben, ist vor allem im Vergleich schwer nachzuvollziehen. In Summe kam Hesselhøj Donkey Boy auf eine 9,1.
Donkey Boy soll bleiben
Jan Møller Christensen ist übrigens der einzige Reiter auf dem Podium, der in der glücklichen Lage ist, sagen zu können, dass er sein Pferd wahrscheinlich weiter reiten kann. Sein Hengst steht im Besitz von Equi Stables Aps. Dahinter steckt die Dänin Kristin Andresen, die Donkey Boy als Dreijährigen erwarb und Møller Christensen zum Reiten gab. Der Hengst gewann seinen 100-Tage-Test und war im vergangenen Jahr Champion der Vierjährigen in Dänemark. Die Weltmeisterschaften seien ihr Ziel gewesen, sagt Møller Christensen. Ob er mit einer Medaille gerechnet hatte? „Naja, ich weiß ja, dass er ein fantastisches Pferd ist. Aber es nützt ja nichts, wenn ich das zuhause finde. Das müssen dann auch die Richter denken“, so die bescheidene Antwort. Ganz offensichtlich war die Jury seiner Meinung.
Zwei Stuten ex aequo auf Rang vier
Zwei braune Stuten, beide aus deutscher Zucht, aber unterschiedlich wie Tag und Nacht landeten mit jeweils einer 9,0 auf Rang vier. Die eine davon war in der ersten Hälfte des Starterfeldes an der Reihe: die Oldenburger Stute Sisters Act v. Sandro Hit-Royal Diamond, gezogen und im Besitz von Silke Pelzer. Nachdem die Stute im vergangenen Jahr Bundeschampionesse geworden war, traf Pelzer die kluge Entscheidung, Olympiasiegerin Dorothee Schneider in ihren Sattel zu setzen. Unter der gefühlvollen Einwirkung der Grand Prix-Ausbilderin kommt Sisters Act richtig zum Strahlen. Die Vorstellung der beiden war die wahrscheinlich beste des Tages. Die Stute hat nicht diese spektakuläre Mechanik eines Ferrari, aber sie schwingt so locker über den Rücken und absolviert die Aufgaben so geschmeidig und im Fluss und sicher im Takt, dass es eine Freude ist, dabei zuzuschauen. So sollte ein junges Pferd vorgestellt werden. Vielleicht könnte die Stute im Galopp noch mehr über den Rücken in die Hand springen. „Das war eine sehr gut gerittene Aufgabe!“, lobte Christoph Hess in seinem anschließenden Kommentar. „Dieses Pferd mag kein Superstar sein, aber wir mochten die Natürlichkeit in den Grundgangarten.“ Der Trab „wie ein Metronom“ bekamt daher ein glattes Sehr Gut. Im Schritt hätten die Richter sich mehr Kontrolle über das Genick bei nicht ganz so langem Zügel gewünscht, 8,7. Dieselbe Note gab es im Galopp. Machte zusammen mit der 9,2 in der Durchlässigkeit und der 9,4 für die Perspektive bereits erwähnte 9,0.
Hannoveraner Australierin
Mit Sisters Act gleichauf lag die Hannoveraner Stute Casablanca v. Conen-Fidertanz aus der Zucht von Johannes Westendarp. Die Stute gehört dem Stall Helgstrand und wurde von der Australierin Simone Pearce vorgestellt, die schon eine Weile in Europa lebt und unter anderem schon mit Sabine Rueben zusammengearbeitet hat. Im Stall Helgstrand ist sie nun seit rund zwei Jahren, nachdem sie im Anschluss an die WM in Verden 2015 einen Anruf des Dänen erhielt, der ihr versrprach, er würde „einen Superstar“ aus ihr machen, wenn sie zu ihm geht. In der Tat ist Pearce hier bei den Fünf- und Sechjährigen gut unterwegs gewesen. Ihre Stute Casablanca ist eine Riesin und nicht gerade eine Schönheit. In der Qualifikation hatten die Richter ihr für ihren schwebenden Grundtrab eine 10 gegeben, was für einige Verwunderung sorgte, sollte die Grundgangarten doch eigentlich in ihrer Nattürlichkeit präsentiert werden. Doch auch wenn Pearce versichert, dies sei der natürliche Trab der Stute, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Schwung aus einem festgehaltenen Rücken kommt. Das war heute etwas besser als noch in der Qualifikation, aber die Trabtour wirkte sehr eilig und ließ es auf den gebogenen Linien an Geschmeidigkeit vermissen. Das Zügel aus der Hand kauen lassen war praktisch nicht gezeigt. Hinzu kam dann unter anderem noch ein Angaloppieren über Trab, so dass die Durchlässigkeit heute die schwächste Note war, 8,3. Auch die Richter merkten an, dass die Stute nicht immer über den Rücken gehe und gaben im Trab eine 9,5, die höchste Note. Zusammen mit 8,8 im Schritt, , 9,4 im Galopp und 9,0 im Bereich Perspektive zog sie damit mit Sisters Act gleich und war am Ende Vierte.
Henkie & D’Avie
Auch auf Rang sechs standen zwei Pferde mit jeweils einer 8,8: der Gelderländer Henkie v. Alessandro P-Upperville unter Adelinde Cornelissen (Z.: Familie Hekkert) und der Hannoveraner D’Avie v. Don Juan de Hus-Londonderry (Z.: Dorothee Heitmüller) aus dem Stall Helgstrand mit Severo Jurado Lopez, dem Sieger von gestern. Henkie ist ein Supertalent, aber die starke Handeinwirkung der Reiterin stört das Gesamtbild. Gleichwohl war die Aufgabe fehlerfrei. Anders bei D’Avie. Der bildschöne Fuchs, einst Preisspitze des Hannoveraner Hengstmarkts und zunächst in gemeinschaftlichem Besitz des Stalls Helgstrand und des Gestüts Peterhof, ist ohne Zweifel ein Supertalent, hielt sich aber so fest, dass kein Trabtritt wie der andere war und er im Galopp gar nicht recht nach vorne herauskam, sondern schaukelpferdartig auf und ab sprang. Schade! Dafür waren die Noten der Richter sehr großzügig mit einer Durchlässigkeit von 7,9 trotz Umspringens im Außengalopp etc. Im Trab gaben sie trotz der Spannungstritte sogar eine 9,6.
Matchball – einer mit Zukunft
Ein ganz tolles Pferd ist auch der von Stefanie Wolf vorgestellte Oldenburger Matchball v. Millennium-De Niro aus der Zucht von Helga Luetje und im Besitz von Wolfs Chef Johann Hinnemann, zusammen mit Thomas Voss. Matchball ist ein hochbeiniger Rappe mit drei überragenden Grundgangarten, bei denen zu erkennen ist, dass er sein ganzes Bewegungspotenzial noch längst nicht ausspielt. Er bewegt sich sehr elegant und kraftvoll, dabei doch leichtfüßig. Auffällig ist sein aktives Hinterbein, besonders im dem sehr schön gesprungenen Galopp. Man hatte heute den Eindruck, dass Matchball sich mit seinen großen Bewegungen erst einmal noch anfreunden muss. Das gelang ihm anfangs gut, aber am Ende schien im die Kraft auszugehen, so entstand ein Fehler im letzten Außengalopp und die letzte Parade zum Halten, die deutlich gegen die Hand war. Aber das ist verzeihlich. Man sieht, dass dieses Paar auf dem richtigen Weg ist, auch wenn er heute noch nicht immer ganz gleichmäßig in der Anlehnung war, wie die Richter bemängelten. Sie gaben dem Wallach eine 8,26, was am Ende Rang elf war.
Sympathieträgerinnen Husenbeth und Faviola
Dass Reiten vor allem Spaß machen soll (und zwar sowohl dem Pferd als auch dem Reiter!), daran erinnerten heute Nadine Husenbeth und ihre Hannoveraner Stute Faviola v. Foundation-Weltmeyer. Die Stute hatte die Ohren vorne und trabte so unbekümmert los, wie ihre Reiterin im Sattel saß. Da war nichts Verkrampftes, das sah einfach harmonisch aus. Aber ähnlich wie Matchball schien auch Faviola heute mit der Aufgabe, die den Fünfjährigen schon eine Menge Balance abfragt, noch sehr stark gefordert zu sein. Vor allem im Galopp kam die Stute auf die Vorhand und ihr schien etwas die Kraft auszugehen. Aber auch sie ist auf dem richtigen Weg. Und erhielt ebenfalls eine 8,26, so dass sie mit Matchball gleichzog.
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Es sollte nachdenklich stimmen, warum die 5jährigen so viel mehr Ausdruck und Gangqualität haben als die 6jährigen, die teilweise schon wie aufgezogen wirkten. Unnatürliche Bewegungen wurden meistens mit niedrigeren Noten abgestraft