Die meisten Pferde büßen während des Bundeschampionats an Kraft und Glanz ein. Escanto PS hingegen konnte sich heute im Finale im Vergleich zur Qualifikation deutlich steigern.
In der Qualifikation zum Bundeschampionat der vierjährigen Hengste 2023 war der Oldenburger Hengst Escanto PS v. Escamillo-Fürstenball aus der Zucht und im Besitz des Gestüts Lewitz noch Vierter mit 8,2. Heute gewann er das Finale mit 9,3. Seine Reiterin, die US-Amerikanerin Brandi Roenick, die seit rund fünf Jahren für Paul Schockemöhle arbeitet, sagt: „Von dem Moment als ich reingeritten bin, hatte ich ein komplett anderes Gefühl als am Donnerstag. Er war viel mehr bei mir, hatte viel Kraft und wenn ich ihn aufgenommen habe, kam er sofort zurück. Vom ersten bis zum letzten Tritt war er komplett bei mir und konzentriert.“ Genauso sah es aus, als Escanto fleißig, aber erhaben seine Bahnen zog, schon sehr gut ausbalanciert mit vertrauensvoller Anlehnung. Trab, Galopp, Rittigkeit waren den Richtern eine 10,0 wert. Das spricht ja für sich. Im Schritt merkten die Unparteiischen zu Recht an, dass der Hengst bei sicherem Takt und Raumgriff eine leichte Tendenz hat, mit den Vorderhufen leicht zurückzutreten, 8,0. Das Exterieur bewerteten sie mit 8,5.
So kam die 9,3 zustande, der Sieg, Tränen bei Brandi Roenick. „Ich bin sprachlos, ich bin so glücklich, ich kann gar nicht fassen, was gerade passiert ist“, schluchzte sie. Für sie war es das zweite Bundeschampionat, aber das erste Mal, dass sie gewonnen hat. Escanto PS reitet sie, seitdem der gefragte Deckhengst aus der Lewitz nach Mühlen kam. Sie kennt ihn also gut. „Abgesehen davon, dass er unglaublich talentiert ist und bildschön, ist sein Charakter unnormal. Er ist eines dieser Pferde, die jeden Tag aus der Box kommen und ihren Job machen. Er ist das freundlichste, süßeste, herzzerreißende Tier und jeden Tag kämpft er für mich. Das ist alles, wovon ich geträumt und wofür ich dieses Jahr gearbeitet habe. Von daher bin ich gerade sprachlos. Er ist mein König, egal, ob er Bundeschampion ist oder nicht!“
Silber an Quali-Sieger Endorphin
Qualitativ steht der Hannoveraner Hengst Endorphin v. Escolar-Don Nobless, gezogen und im Besitz von Ingo Pape, herrlich vorgestellt von Greta Heemsoth, dem neuen Bundeschampion in nichts nach. Im Gegenteil. Die Qualifikation hatte er gewonnen und auch heute tanzte er durch die Prüfung, dass es eine Freude war. Dieses Pferd verkörpert die berühmte „positive Spannung“ – alles federt, nirgends ist etwas hakelig oder fest, aber er ist dabei dennoch stabil. Im Trab und Galopp gaben die Richter eine 9,5, im Schritt 7,5. Zwar Tritt der Hengst im Takt deutlich über, aber sein Vortritt ist begrenzt. In Sachen Rittigkeit, verkürzt für altersgemäße Erfüllung der Kriterien der Skala der Ausbildung“, griffen die Richter auch hier zur Höchstnote. Typ und Qualität des Körperbaus bewerteten sie mit 8,5. Machte unter dem Strich eine 9,0. Vielleicht hatte Endorphin über die Tage in Warendorf genau den Funken Energie eingebüßt, den er noch gebraucht hätte, um Escanto PS gefährlich werden zu können.
Rang drei sicherte sich mit Viva Vitalis ein weiterer Oldenburger aus der Zucht des Gestüts Lewitz: Viva Vitalis v. Vitalis-Fürst Romancier aus dem Landgestüt Moritzburg mit Linda Casper im Sattel. Vom Typ her kann der imposante Fuchs, seinerzeit Sieger der Mecklenburger Körung, seinen Vater nicht leugnen (9,0) und er überzeugt auch in der Bewegung. Allerdings fuße er in den schwunghaften Gangarten bisweilen recht breit. „Bisweilen ist er noch nicht sicher ausbalanciert, das ist eine Kraftsache“, sagten die Richter. Allerdings konnte Fremdreiterin Laura Strobel vermelden, dass der Hengst „trotz seines Kalibers gut bedienbar“ sei, was sich positiv auf die Rittigkeitsnote auswirkte. Die lautete 8,0. Die gleiche Note gab es im Trab. Notenhighlight war der raumgreifende Bergaufgalopp über viel Boden: 9,5. Im Schritt erhielt der Hengst die 8,5. Machte eine 8,6 als Endnote und einen Bronzegewinner für Moritzburg.
Enttäuschend war der Auftritt des Oldenburger Siegerhengstes von 2021, Incredible v. Indian Rock-For Romance (Z.: Andrea Bechheim) unter Maxi Kira von Platen für Helgstrand Dressage. Der hochbeinige Hengst ging im Trab immer wieder deutlich ungleich, nicht immer, aber doch immer wieder. Dennoch erhielt er hier eine 7,0. Rausgeholt hat es der 9er-Galopp. Mit 7,8 wurde er Sechster der sechs Finalisten.
Dazwischen schoben sich der in Bayern gezogene DSPler Benison v. Benicio-Don Diamond (Z.: Franz Galneder) unter Anna-Catherine Schöffner und der Hannoveraner Faccinello v. Floriscount-Christ (Z.: Jörg Rohaus) mit Kira Laura Soddemann. Beide kamen auf 8,3.
Alle Ergebnisse des Bundeschampionats der vierjährigen Hengste 2023 finden Sie hier.
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