An den 14. und 15. Dezember konnten insgesamt 56 zwei- und dreijährige Hengste die Körkommission des Selle Français von sich überzeugen. Ein Siegerhengst wurde in jeder Generation gekrönt, und die beiden „Jahrgangsbesten“ – darunter ein Casall-Sohn – kommen aus dem Gestüt „Haras des Forêts“ der Familie Paris und aus dem Stamm des Zirocco Blue.
35 Hengste aus dem Jahrgang 2019 und 60 aus dem Jahrgang 2020 waren für die Selle Français-Körung in der normannischen Stadt Saint-Lô angemeldet, nachdem sie sich im Rahmen einer der Vorauswahlen qualifiziert hatten. Für die Älteren nahm die Körung die Form eines zehn-Tage-Tests an, der am 6. Dezember begann und am 14. mit der Bewertung der Hengste über einen kleinen Parcours von sieben Hindernissen – darunter zwei Kombinationen Kreuz-Oxer – endete. An diesem Tag wurden insbesondere vier international erfolgreiche französische Springreiter eingeladen, um die Hengste neben den Richtern des Selle Français zu bewerten: die Mannschaftsolympiasiegerin Pénélope Leprévost, der Mannschaftsvizewelt- und Europameister Olivier Guillon, Marc Dilasser, der letztes Jahr u.a. eine Doppelnull in dem Nationenpreis von Aachen lieferte und François-Xavier Boudant, der sich viel mit der Ausbildung von Jungpferden beschäftigt aber auch Erfolge bis auf 1,60 Meter-Niveau vorweisen kann.
Am Ende des Tages wurde Jet des Forêts v. Untouchable-Calvaro-Dollar de la Pierre zum Siegerhengst. Der Fuchs ist bei Familie Paris im Gestüt „Haras des Forêts“ geboren, das nur ungefähr zehn Kilometer von Saint-Lô entfernt liegt. Er stammt aus einem Mutterstamm, der sehr viel zum Erfolg der Zucht der Familie Paris beigetragen hat, und zwar der von May Flower III, aus dem unter anderem der Hengst Zirocco Blue stammt, der „gebürtig“ Quamikase des Forêts hieß. Die Mutter von Zirocco Blue, selbst ein ehemaliges Championatspferd von Jur Vrieling, ist die dritte Mutter des Jet des Forêts, der schon im November Zweiter bei der Vorauswahl zur Körung war. Herausstechen konnte der Hengst dort mit seinem Freispringen, wo er 18,75 von 20 möglichen Punkten von den Richtern bekam.
UNTOUCHABLE MACHT AUF SICH AUFMERKSAM
Der Vater des dreijährigen Siegerhengstes, der KWPN-Hengst Untouchable v. Hors la Loi II-Heartbreaker, war mit sieben Kandidaten der meistrepräsentierte Vater bei den 95 Hengstanwärtern der Selle Français-Körung.
Diesen Titel teilt sich der unter den Sätteln von Daniel Deußer und Alvaro de Miranda (BRA) bis über 1,60 Meter erfolgreiche Hengst beinahe mit Mylord Carthago v. Carthago-Jalisco B, der mit Pénélope Leprévost Mannschaftsvizewelt- und Europameister 2010 und 2011 wurde. Von den sieben Nachkommen des Mylord Carthago wurden jedoch „nur“ vier Nachkommen in Saint-Lô gekört, während Untouchable fünf neugekörte Söhne aus den Jahrgängen 2019 und 2020 vorweisen kann, was ihn auch zum meistrepräsentierten Vatertier unter den gekörten Hengsten macht. Fünf gekörte Söhne bei nur einer Körung: diese Auszeichnung wurde im letzten Jahr bereits einem anderen französischen Vize-Mannschaftsweltmeister zuteil, und zwar Qlassic Bois Margot v. L’Arc de Triomphe-Galoubet A.
Untouchable ist unter Züchtern weiter begehrt. In Frankreich wurde er mit ungefähr 1600 Stuten zwischen 2017 und 2021 sowie noch ca. 300 im Jahre 2022 – die Zahlen sind noch nicht definitiv – angepaart. Bei der diesjährigen SF-Körung war er der einzige Vererber, der vier dreijährige Nachkommen stellte. Und alle vier wurden gekört! Unter diesen wurden neben dem Siegerhengst zwei weitere als „vielversprechend“ von dem Selle Français bewertet.
Zunächst zu nennen ist da Justinien de Vains, über seine Mutter Byzance de Vains v. Ogano Sitte-Calvaro ein Halbbruder zur Silbermedaillengewinnerin der letzten Weltmeisterschaft der fünfjährigen Springpferde, Garance de Vains, und ein Enkelsohn zu Ben Mahers (GBR) Sarena, die ursprünglich Sixtine de Vains hieß und zum Beispiel den Fünf-Sterne-Großen Preis in Wellington 2016 für sich entscheiden konnte.
Der Stamm des Justinien de Vains ist der der „Gerbe d’Or“, aus dem viele andere international erfolgreiche Pferde kommen, wie der Sieger des Weltcup-Finales 2007, Ideo du Thot. Der andere „vielversprechende“ Sohn des Untouchable heißt Joris des Monceaux und gewann die Vorauswahl der Körung in Saint-Lô im November. Der Schimmel, der in der gleichen Zuchtstätte wie der französische Superstar unter den Ponyhengsten, Quabar des Monceaux, das Licht der Welt erblickte, hat Mozart des Hayettes zum Muttervater, der auf höchstem Niveau mit Michael Whitaker (GBR) Erfolge feiern konnte.
Körquote Dreijährige bei 80 Prozent
Neben den schon erwähnten Untouchable-Söhnen bekamen acht andere neugekörte Hengste die Auszeichnung „viel versprechend“. Darunter findet man zwei dreijährige Nachkommen von Mylord Carthago: Jolly Boy des Étangs (Mutter v. Con Air-Cesano II), der aus dem berühmten Holsteiner Stamm 18A2 kommt, und Jerry de Chivallet (Mutter v. Lupicor-Grand Amour), der von einer bayerischen Mutterlinie abstammt.
Dann kommen Jaipur DNS v. Candy de Nantuel-Winningmood vd Arenberg-For Pleasure, Just Ice Paese Verde v. Cornet’s Prinz-Quasimodo Z-Le Sartillais sowie James Mouche v. Deuxcatsix d’Eglefin-Ultrillo vd Heffinck-Diamant de Semilly, dessen neunjährige Mutter Dayana Mouche schon auf 1,45 Meter Niveau erfolgreich ist und der aus einem der berühmtesten Selle Français-Stämme kommt, und zwar die der Gazelle, der Stammstute vom Gestüt „Haras d’Elle“.
Als „vielversprechend“ wurden auch J’Or Dan du Pomiez v. Douglas du Gue-Landjuweel Saint Hubert-First Class II, J’Accuse Bois Margot v. Qlassic Bois Margot-Quaprice Bois Margot-Diableur, dessen neunjähriger Vollbruder Dexter Bois Margot unter dem Sattel von Maximilian Lill schon Erfolge auf 1,55 Meter-Niveau feiern konnte sowie Jalou B d’Argance v. Orient Express-Barbarian-Jalisco B bezeichnet. Dieser letzte Hengst ist durch seine Mutter Palme de Moyon ein Halbbruder zum Canturo-Sohn Darmagnac de Béliard, der mit Thomas Carlile an der Weltmeisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in Pratoni im September teilnahm. Bemerkenswert: Jalou B d’Argance ist der einzige in diesem Jahr gekörte Hengst, der „ein Selle Français Originel“ ist. So werden Pferde bezeichnet werden, deren Abstammung nur aus Selle Français und Vertretern der Rassen besteht, die als Bestandteile des Zuchtbuchs angesehen werden.
Noch siebzehn dreijährigen Hengste wurden am 14. Dezember gekört und als „Hoffnungen“ bezeichnet, sodass 28 der 35 angemeldeten Hengste aus dem Jahrgang 2019, also 80 Prozent, die Erlaubnis bekamen, sich das Zuchtbuch des Selle Français als Vererber zu verstärken (die ganze Liste finden Sie hier). Diese neuen Selle Français-Hengste haben insgesamt 20 verschiedene Väter, unter denen fünf mehrere dreijährige gekörte Söhne zeugten. Beim Selle Français sind Hengste stets zunächst für sieben Jahren gekört. Danach entscheidet die Körkommission, ob sie diesen Status auf Lebenszeit erhalten.
CASALL AN DER SPITZE BEI DEN ZWEIJÄHRIGEN
Am 15. Dezember waren die 60 angemeldeten zweijährigen Hengstanwärter in Saint-Lô dran. Sie wurden über ihre Grundgangarten im Freilaufen, ihr Exterieur und im Freispringen bewertet. Wie am Vortag gewann schließlich ein Pferd, das im Gestüt „Haras des Forêts“ geboren wurde und aus dem gleichen Stamm wie Zirocco Blue kommt: Kasallito des Forêts v. Casall-Lupicor-Orlando.
Der Braune ist mütterlicherseits ein Bruder zu Crispy des Forêts, die bis auf 1,45 Meter-Niveau erfolgreich ist. Mit 17,87 von 20 bekam er die beste Note aller Kandidaten im Freilaufen. Im Durchschnitt erreichte der Siegerhengst die 18,01 aus 20 Punkte, nachdem er – wie die drei nächstbesten Hengste – von einem „Hengstbonus“ mit einem Punkt profitierte.
Bereits letztes Jahr hatte dieser Hengstbonus zu Fragen in den Köpfen der Beobachter geführt, weil die Kriterien seiner Vergabe nicht ganz klar sind. Zumindest aber hätten die besten fünf zweijährigen Hengste, die alle einen Bonus gekriegt haben, auch ohne diesen vorne gestanden. Wenn auch mit nur 0,02 Punkt Vorsprung statt 0,62. Kado de Felines v. Conthargos-Vigo d’Arsouilles-Clinton, der aus dem Hannoveraner Stutenstamm der Almblume kommt und der Einzige ist, der einen Bonus von 0,6 Punkt und nicht einem Punkt bekam, wäre dann viertbester und nicht fünftbester Hengst gewesen. Mit dem Bonus wurde Kasall des Forêts v. Casall-Calvaro-Dollar de la Pierre Vierter, der wie der Siegerhengst seiner Generation ein Casall-Sohn aus der Zucht der Familie Paris ist und dieselbe Mutter hat wie der Siegerhengst der Dreijährigen Jet des Forêts.
Katoki de Riverland v. Catoki-Action-Breaker-Quidam de Revel wurde mit einem Durchschnitt von 17,92 Punkten Zweiter unter diesen Zweijährigen. Sein im Jahre 2018 geborener mütterlicher Halbbruder Itoki de Riverland v. Candy de Nantuel wurde zweijährig Siegerhengst der Selle Français-Körung und letztes Jahr dreijährig noch bester Hengst des Zehn-Tage-Tests, während ein anderes Pferd aus dem „Élevage de Riverland“ von Mickaël Varliaud Sieger bei den Zweijährigen wurde.
Katoki de Riverland stammt von der berühmten Mutterlinie der Javotte D ab, aus der unter anderem den Superstar Itot du Château hervorgeht. Hinter dem Catoki-Sohn platzierte sich Kyo de Bieville v. Cornet Obolensky-Kannan-Le Tot de Semilly mit einer Durchschnittsnote von 17,88. Seine Mutter Andalie de Bieville ist mütterlicherseits eine Halbschwester zu Vahiné de Bieville, die international bis auf 1,50 Meter-Niveau erfolgreich unterwegs war. Insgesamt wurden – wie bei den Dreijährigen – 28 Hengste aus dem Jahrgang 2020 gekört.
Die vier meistrepräsentierten Väter in diesem Lot zeugten je drei gekörte Hengste. Neben Kasall und Kasallito des Forêts ist der Holsteiner Superstar Casall auch noch der Vater v. Keep Cool Semilly (Mutter v. Diamant de Semilly-Muguet du Manoir). Armitages Boy, der sich selbst mit Aymeric de Ponnat und Lorenzo de Luca in schwersten Springen bewiesen hat, ist seinerseits das Vatertier von Ken Deluamone (Mutter v. Nippon d’Elle-Bayard d’Elle), Kill Bill des Parts (Mutter v. Paddock du Plessis-Canturo) und Kotton Club (Mutter v. Cardero*Champs Elysées Bois Margot-Quabri de Laleu).
Conthargos, der 2020 sowie 2021 mehr als 350 Stuten in Frankreich besamt hat und dieses Jahr laut Prognose mit ungefähr 250 Stuten angepaart wird, zeugte neben dem schon erwähnten Kado de Felines noch Kopeck du Rio (Mutter v. Cornet Obolensky-Le Tot de Semilly) und Kamet de Talma (Mutter v. Baloubet du Rouet-Cento), während Qlassic Bois Margot der Vater von Kiss Me de St Jean (Mutter v. President-Crown Z), Klassic des Forêts (Mutter v. Contendro I-Dollar de la Pierre) und Klyde de Riverland (Mutter v. Hickstead-Le Tot de Semilly) ist. Allgemein haben die 28 frisch gekörten Hengste (die ganze Liste finden Sie hier) 18 verschiedene Väter.
87,5 Prozent DER GEKÖRTEN HABEN EINE SELLE FRANÇAIS MUTTER
Die Hengste aus dem Jahrgang 2020, die nun gekört wurden, werden am Zehn-Tage-Test 2023 teilnehmen müssen, um ihren Körstatus nach ihrer ersten Saison als Vererber zu behalten. Dieses Jahr konnten die Gekörten von 2019 im Rahmen des Testes überzeugen. So wurde Joker d’Euskadi v. Diarado-L’Arc de Triomphe-Jus de Pomme Reservesieger ausgerufen, Jackson Tame v. Qlassic Bois Margot-Quaprice Bois Margot-Flipper d’Elle) zum drittbesten Hengst.
Unter den 56 gekörten Hengsten von diesem Jahr – eine ziemlich große Zahl, die für einige Kritik in Frankreich sorgte – findet man wie schon erwähnt nur einen „Selle Français Originel“, aber immerhin 49 dieser Hengste, also 87,5 Prozent, haben eine Selle Français-Mutter. Nur 22 Hengste, ungefähr zwei Fünftel, haben einen Selle Français-Vater und bei 19 Hengsten sind sowohl Vater als auch Mutter Selle Français. Die Zuchtbücher, die unter den Vätern der neuen Hengste am meisten repräsentiert sind, sind Holstein und das KWPN mit jeweils acht gekörten Söhnen.
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