Es ist das letzte Mal, dass Dr. Thomas Nissen als Zuchtleiter des Holsteiner Verbandes die Körurteile in der Holstenhalle Neumünster verkünden wird. Und – so steht zu vermuten – auch die letzten Körung des Jahres, die mit Publikumsbeteiligung stattfindet. Heute war das Freispringen, für Holsteiner der wichtigste Tag des Jahres.
Man hätte dem langjährigen Holsteiner Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen in seinem letzten Dienstjahr vor dem Ruhestand einen glanzvolleren Hengstjahrgang gewünscht. Natürlich gab es auch in diesmal in der Holstenhalle Neumünster springtalentierte Youngsters zu sehen, aber auch viele, deren Manier und Technik nicht überzeugten, wenn man den hohen Anspruch einer Holsteiner Körung zum Maßstab nimmt. Und das sollte man natürlich, denn dass Holstein keine Dressurhochburg ist, konnten auch die als „dressurbetont“ eingestuften Hengste, die den Reigen morgens eröffneten, nicht widerlegen. Dressurtalent findet man woanders besser und es ist die Frage, ob sich eine kleine Springpferdezucht wie Holstein sich nicht verzettelt, wenn sie im Kampf um den Dressurpferdemarkt am Ende Produkte hat, die weder Fisch noch Fleisch sind, weder Dressur- noch Springpferd.
Grüße von Furioso II gen Holsteiner Körung
Am meisten gefiel dabei noch die Nummer Eins, For Glory v. For Romance-Aljano-Linaro, ein muskulöser sehr bunter Fuchs, mit 164 Zentimeter Stockmaß einer der kleineren des Lots, aber energisch und gangstark und so etwas wie die Wiedergeburt seines vierfachen Urgroßvaters Furioso II. Dasselbe Outfit bis hin zum Fleck unter dem Bauch, und das obwohl in seinem Pedigree vorwiegend Braune zu finden sind. Ein schönes Beispiel, das es sich sehr wohl lohnt, mal hinten in die Pedigrees zu schauen.
Vielfalt der Blutlinien
Die 69 Hengste, die bei den Vorbesichtigungen das Ticket nach Neumünster gelöst hatten, stammten von 45 Vätern aus 53 Stämmen, eine genetische Vielfalt, die es lange nicht gegeben hat in Holstein. 64 traten zum Freispringen an. Natur und Kunst waren wie schon so oft und auch auf anderen Körplätzen nicht immer auseinanderzuhalten. Einige Hengste versuchten sich mit verkrampften Gewaltsätzen über den Oxer zu schrauben, andere hasteten übereilt durch die Dreierreihe. Insgesamt 17 Mal fiel am Oxer die Stange, das ist man bei den Holsteinern eigentlich nicht gewöhnt.
Zwei Hengste wurden nach dem Probetraining am Mittwoch nach Hause geschickt, weil sie offensichtlich so manipuliert waren, dass die Springanlage nach Ansicht der Körkommission nicht mehr zu beurteilen war. „Eine Unverschämtheit gegenüber der Kommission“, sagte Heinz Meyer, der als diesjähriger Berichterstatter mit am Körtisch saß.
Doch man sah auch Talente, die mit Übersicht, Vermögen und Technik hohe Erwartungen erfüllten. Da ist Cortado zu nennen, einer von fünf Söhnen des Cornet Obolensky, ein harmonischer eleganter Dunkelbrauner aus einer Cash and Carry-La Zarras-Lord-Mutter, der jeden Sprung in gelassener Souveränität absolvierte, elastisch und kraftvoll. Der mangelnde Hengstausdruck wird durch die offensichtlichen Sportler-Qualitäten ausgeglichen, zumal Cortado auch durch einen guten Schritt überzeugte, bei vielen Köraspiranten ein Schwachpunkt, keine neue Erkenntnis in Holstein. Züchterin, Aufzüchterin und Besitzerin des 1,66 Meter großen Hengstes ist Carola Boley, Lutzhorn. Cortados Großvater Cash und Carry trat noch einmal mit Catching Cash aus einer Mutter von Quintero-Calido-Calando I, gezogen von Jörn Timm, Stelle-Wittenwurth, Besitzer Ohl Lühr KG, positiv in Erscheinung. Für den bunten braunen Kraftball, der mit Übersicht durch die Sprungreihe zog, gab es Sonderbeifall vom Publikum.
Vollblut in den Abstammungen
Das Vollblut trat wieder etwas stärker in Erscheinung als in den vergangenen Jahren, wenn auch meist erst in der dritten Generation. Am nächsten dran war es bei dem Colman-Sohn Colfire, Züchterin und Aufzüchterin Kirsten Roll, Struvenhütten, Besitzer Wolfgang Lamottke, St. Peter-Ording.
Der sympathische 1,64 Meter große Ibisco xx-Enkel kam im Outfit auf seinen Großvater, dass Springen war gut, aber nicht aufsehenerregend. Seine Mutter ist eine Vollschwester zu Michael Jungs fischerIncantas, 2015 Weltmeister der jungen Vielseitigkeitspferd.
Neben den beiden in Holstein dominanten C-Linien, der des Capitol I und der des Cor de la Bryère, sowie der in diesem Jahr zahlenmäßig und qualitativ schwach vertretenen L-Linie des Ladykiller xx, hat sich die mit sieben Hengsten im diesjährigen Lot vertretene D-Linie etabliert, zurückgehend auf den Franzosen Diamant de Semilly und am nachdrücklichsten präsentiert durch den Körungssieger 2007, Diarado. Dessen Sohn Dinken war Vater des im Vorfeld hochgelobten Dilaro aus einer Casall-Esteban xx-Caletto II-Mutter, ein deutlich im Rechtecktyp stehender energischer Brauner mit viel Ausstrahlung und schnellem Bein, der aber etwas hastig durch die Reihe fegte, sodass am Ende eine Oxer-Stange mitging. Er gehört dem Holsteiner Verband, Züchter ist Johann Hermann Clausen, Neuenkirchen. Er hatte nicht den besten Tag, und da mag es ihm zum Vorteil gereichen, dass die Körkommission seine glänzenden Auftritte bei den Vorauswahlen nicht vergessen hat.
Domirado, ein auffallend schöner schwarzbrauner Sohn des von Christian Ahlmann international erfolgreichen Dominator Z aus einer Mutter von Clarimo-Corrado-Landgraf I, war einer von fünf Hengsten, die Manfred von Allwörden im Lot hatte. Er verriet nach anfänglichen Gewaltsätzen Vermögen und Qualität am Sprung.
Auch andere Hengstväter waren zum ersten Mal in der Holstenhalle. Nicht jeder Zuchtversuch ist eine Bereicherung für Holstein. Da sah man doch einige 1960er-Jahre-Modelle, die sich zu einem imposanten Viererzug hätten zusammenspannen lassen. So weit entwickelt, dass man sich nicht vorstellen mag, wie sie aussehen wenn sie erstmal siebenjährig sind.
Der im Lande begehrte Belgier Million Dollar v. Plot Blue war mit 17 Söhnen in der Vorauswahl angetreten, nur Mbappé schaffte es bis Elmshorn, auch er eher kalibrig als modern. Andere Zuchtversuche scheinen offensichtlich zu funktionieren. So Stakkato Gold mit seinem bildschönen Sohn Steeven, (Mutter v. Acodetto-Exorbitant-Calypso II), vor allem aber Vigado v. Vigo d’Arsouilles-Quo Vados-Cash and Carry-Concerto II.
Der Sohn des belgischen Weltmeisters von 2010, der selbst ja ein eher schweres Pferd war, brillierte durch hervorragende Bewegungen und sicheres vorsichtiges Springen. „Ein hochmodernes komplettes, dazu noch sehr korrektes Pferd“, so Heinz Meyer.
Es wird wohl eine der letzten Herbstkörungen der Zweieinhalbjährigen sein, die neuen Leitlinien Tierschutz verlangen bekanntlich einen späteren Ausbildungsbeginn, eine Forderung, der sich auch der Holsteiner Verband nicht verschließen kann. Dann wird voraussichtlich das Springen unter dem Reiter beurteilt, was im Hinblick auf den Sport womöglich aussagekräftiger ist.
Die Körentscheidungen der Holsteiner können Sie live auf Clipmyhorse verfolgen oder im extra eingerichteten Kör-Liveticker des Holsteiner Verbandes aus der Holstenhalle Neumünster.
Die Körhengste werden am Samstag ab 8 Uhr morgens präsentiert. Dann fallena uch die Körentscheidungen. Um 11 Uhr steht dann die Reitfperdeauktion, eine Hybridkauktion, an. Ihr schließt sich die Auktion der Hengste an.Sneakers Draked Viola | Atelier-lumieresShops | Sneakers search engine | air jordan 1 mid release dates 2023
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