16 Jahre ist es her, dass Diarado in Holstein zum gefeierten Siegerhengst erklärt wurde, nun gibt es wieder einen Siegerhengst v. Diamant de Semilly: Diamantado, ähnlich typstark wie sein großer Halbbruder und hoffentlich eines Tages genauso einflussreich. Er war einer von fünf Prämienhengsten eines Jahrgangs mit Stärken und Schwächen.
220 Hengste des Jahrgangs 2020 waren auf den Vorauswahlen für diese Holsteiner Körung angetreten, 67 standen im Katalog, 62 traten letztlich an, 23 wurden gekört, fünf prämiert. Auf Diamant de Semilly geht nicht nur der Siegerhengst zurück, sondern er hatte auch die beste Körquote. Von acht direkten und indirekten Nachfahren des großartigen Franzosen wurden sechs gekört und zwei prämiert.
Quantitativ dominierten die Cor de la Bryère-Abkömmlinge. 19 Youngster gingen auf ihn zurück, von denen acht gekört wurden. Dabei war Casall zwölfmal in den väterlichen Pedigrees zu finden, Cornet Obolensky fünfmal. Capitol war achtmal in der Kollektion dabei und zwei Hengste aus dieser Riege wurden gekört.
Der Siegerhengst
Auch im Prämienlot waren die D-Hengste dominant mit zwei von fünf Vertretern. Fangen wir mit dem Siegerhengst an, Diamantado v. Diamant de Semilly-Cayado-Acord II-Cor de la Bryère, Stamm 776 (Livello, Crunch, Landos, Acorado, Lordanos), gezogen von der ZG Eggert/Schramm und ausgestellt von Wolgang Zipperle, dem ja zum Beispiel auch ein Cayenne WZ von Felix Haßmann gehört.
Diamantado ist ein langbeiniger Rappschimmel mit edlem Gesicht, viel Aufsatz und einem Charisma, das ihn schon auf der Dreiecksbahn zum erklärten Publikumsliebling werden ließ. Ein richtiger Hengst! Und auch in den Folgetagen enttäuschte er nicht. Er brachte Glanz in die Holstenhallen beim Freispringen, allein schon durch seine Erscheinung. Am Sprung zeigte er sich praktisch, patent mit guter Manier und Vermögen. Er bewegte sich ausbalanciert und bergauf, hätte in den Grundgangarten aber raumgreifender und elastischer auftreten dürfen.
Zuchtleiter Stephan Haarhoff hatte schon vor der Ehrung der Prämienhengste gesagt: „Es war in diesem Jahr keine leichte Entscheidung. Es gab viele Hengste mit Stärken, aber auch mit Schwächen. Aber ich kann sie beruhigen, wir haben wie in jedem Jahr einen Sieger gefunden.“ Der große Applaus – die Holstenhalle war heute deutlich besser gefüllt, als noch gestern beim Freispringen – nach der Proklamation jenes Siegerhengstes dürfte ihn und seine Kollegen der Körkommission in ihrer Entscheidung bestätigt haben. Zur Körkommission gehörten übrigens auch Horst-Klaus Heleine, Lars Nieberg sowie Deike Asbahs und Carsten Lauck.
1. Reservesieger
Korrekt mit großen Linien, Kraft im Körper, raumgreifenden Bewegungen und richtig Tritt auch auf dem Dreieck, dazu ein sehr guter Sprung, das sind die Attribute, die den 1. Reservesieger auszeichneten, Union City v. United Way-Connor-Capitol-Merano (Z.: Alf Bartholomaeus, Klein Offenseth). Er war für die Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH angetreten und Stephan Haarhoff lobte unter anderem das „Gummi im Körper“ dieses Hengstes am Sprung und schier grenzenloses Vermögen: „Ein rundum toller Sportler mit viel Perspektive für die Zukunft“, so sein Fazit zu diesem Vertreter des Stammes 18A2, der ja schon Olympiasieger (King Artus/Dirk Schrade), Spitzenspringpferde (Catwalk/Robert Whitaker, Dylon/Markus Brinkmann) sowie gekörte Hengste in Serie hervorgebracht hat, zum Beispiel Chambertin.
2. Reservesieger
Klein (1,63 Meter Stockmaß), aber oho! So lässt sich der 2. Reservesieger zusammenfassend beschreiben. Die Rede ist von Cornet Superstar, der beste Perspektiven zeigt, um seinem großen Namen eines Tages gerecht zu werden. Er ist ein Sohn des Zangersheiders Cornet’s Quaprice v. Cornet Obolensky-Quaprice Bois Margot aus einer Quick Star-Lavall-Caletto II-Mutter, die den Stamm 730B vertritt (u. a. Asca Z, Lacrimoso, Caracho, Caletto I und II) und kam bei Sven Völz zur Welt, wo ja auch der Vater stationiert ist. Das Ergebnis dieses Pedigrees war beweglich, ausbalanciert, flink auf den Füßen und hatte am Sprung blitzschnelle Reflexe mit einem super Vorderbein. Hinsichtlich des Vermögens kann man sich gut vorstellen, dass er das Potenzial hat, seine eigene Körpergröße eines Tages überspringen zu können. Dazu war er praktisch konstruiert mit hübschem Gesicht. „Ein kompletter Sportler“, so Haarhoff.
Die unrangierten Prämien
Diamant de Semilly hatte nicht nur die beste Kör-, sondern auch die beste Prämienquote. Neben Diamantado stellte er nämlich noch einen weiteren Vertreter auf dem Endring: Dinello, über Dinken ein Diarado-Enkel aus der Pia Estelle v. Corrado-Contender-Lord, gezogen von der Witt Pferdezucht GbR in Wellinghusen. Die Mutter selbst brachte mit dem gekörten Quadros bereits ein 1,60 Meter-Springpferd. Urgroßmutter B-Estelle ist unter anderem die Mutter von Cardento und Cartello (Stamm 741).
Dinello ist ein großrahmiger Hengst, der als Fuchs geführt wurde, aber auch als Dunkelfuchs durchgehen könnte. Er hat einen recht ausgeprägten Ramskopf, der fast an einen Lusitano erinnert, seinem Charme aber nicht abträglich war, was auch an seiner insgesamt bedeutenden Aufmachung mit langen Linien liegen dürfte. Er verströmte die Aura kraftvoller Eleganz. Zumal er sich seinem Rahmen entsprechend zu bewegen wusste, dabei sehr elastisch war und das am Sprung genauso umsetzte. Hier zeigte er sich beweglich mit guter Technik, leichtfüßig und mit Abdruck.
Last but least ging eine Prämie an Quel Mexx, einen Sohn von Jérôme Guerys Superstar Quel Homme de Hus aus der Waleska v. Con Air-Quantum-Capitol, gezogen von Thomas Horns, ausgestellt von Familie Rödl in Nittenau. Die hat beschlossen, diesen typvollen Braunen aus dem Stamm 4847 (u. a. Cascadello I und II, Lancer I und II) mit buntem Gesicht, sehr guten Grundgangarten und viel Vermögen nicht zu verkaufen.
Die Auktion
Auch Union City hatte nicht zum Verkauf gestanden, wohl aber der Siegerhengst, der denn auch zur Preisspitze avancierte mit dem Zuschlag bei 260.000 Euro. Allerdings kaufte Aussteller Wolfgang Zipperle ihn zurück, wie das Züchterforum recherchieren konnte.
Bei 57.000 Euro fiel der Hammer für den 2. Reservesieger, Cornet Superstar. 117.000 Euro legte der Stall Hendrix aus den Niederlanden für Dinello an.
Weitere auffällige Hengste
Es sei „kein Jahrhundertjahrgang“ gewesen, resümierte Marbachs Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, die als Referentin der Körkommission geladen worden war, und die Hengste zusammen mit der Kommission über die Tage begutachtet hatte. Das heißt aber nicht, dass es neben den Prämienhengsten nicht noch andere gegeben hätte, die auffielen.
Einer davon ist ein weiterer „D-Hengst“: Dwayne aus der Imme BP v. Livello-Cassini-Sacramento Song xx, gezogen von Ocke Riewerts aus seinem Erfolgsstamm, der auch Olympia- und Badminton-Sieger London (Laura Collet) hervorgebracht hat. Dwayne gehörte zu jenen Hengsten, die extrem davon profitiert haben dürften, dass sie noch einige Monate mehr Zeit zum Reifen hatten. Auch jetzt war er noch nicht der Typ Hauptbeschäler. Aber am Sprung war er eine Offenbarung: anfangs unauffällig, aber je höher es wurde, desto besser sprang er – explosiv, vorsichtig, leichtfüßig. Und dabei natürlich.
Ähnliches kann man über Colcannon II sagen, dessen gleichnamiger Vollbruder ja bereits beim Holsteiner Verband gekört und auf der Station Maas J. Hell aufgestellt ist. Der Cornet Obolensky-Contender-Aljano-Sohn (Z. Dr. Steven Passmann) zeigte sich ausbalanciert, geschlossen und elastisch in der Bewegung und sprang mit Abdruck und Leichtigkeit. Vom Typ her war er allerdings eher schlicht.
Beide Hengste führte Dr. von Velsen-Zerweck als Beispiele an für „hervorragende Springpferde“. Aber zum Prämienhengst brauche es eben „noch ein bisschen mehr“.
Das war mit der Natürlichkeit ist in Holstein, wie auf anderen Körplätzen auch, alles andere als selbstverständlich. Dr. Astrid von Velsen-Zerweck hatte dazu eine klare Botschaft: „(…) Es gab andere, wo die Beurteilung durch übertriebene Vorbereitung erschwert wurde. Das war dem Ergebnis nicht zuträglich.“
Eine Frage der Organisation
Das gestrige Freispringen hatte sich sehr in die Länge gezogen, etwas, worauf auch Dr. Astrid von Velsen-Zerweck eingegangen war und wo Zuchtleiter Haarhoff ihr absolut beipflichtete. Der Vorschlag: die Hengste nicht mehr vor jeder Reihe neu anzuführen, sondern sie wie bei anderen Körplätzen auch, im Oval weiterlaufen lassen zu lassen und nur vor der Reihe kurz abzustoppen.
Andererseits bemühte sich das Freispringteam um Alexandra Bitter mit gutem Blick, jedem Hengst die beste Chance zu geben, sich zu präsentieren, verrückte mal die eine, mal die andere Distanz. Das kostete Zeit, dürfte aber manchem Hengst geholfen haben. Andere „verhungerten“ allerdings auch, wenn nicht schnell genug ausreichend nachgetrieben wurde. Was ist richtig?
„Das haben sie ja auf dem Turnier auch nicht“, wurde auf den Tribünen mitunter gemurrt. Dem kann man entgegenhalten, dass die Hengste auf dem Turnier einen Reiter auf dem Rücken haben, der ihnen hilft. Andererseits will man ja gerade sehen, wie die Hengste reagieren, wenn sie keine Hilfestellung haben. Von daher ist so wenig Hilfestellung wie möglich aus Selektorensicht Sinn. Aus Sicht der Vermarkter wahrscheinlich nicht ganz so.
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