Da sind sie wieder alle zusammen. Die Leute, für die ein
Jahr ohne Bundeschampionat mindestens so schlimm wäre, wie F ohne Lorestan.
Die Damen im Einheitslook, die blauen Jeans in braune rustikale Stiefel gestopft und in diesem Jahr gerne kombiniert mit gelben Haaren. Puddinggelb scheint Kult zu sein, herzliche Grüße von Dr. Oetker.
Apropos Doktor das unterscheidet das Bundeschampionat 2008 von seinen Vorgängern. Es geht um ein bisschen mehr, als um zwei Zehntel, die so von den Richtern für DIESEN Schritt doch unmöglich hätten vergeben werden dürfen. Es geht plötzlich beispielsweise um Koi-Karpfen. Beziehungsweise um die Aussagen, die u.a. Dr. Björn Nolting nach dem Dopingverdacht in Hongkong zu Capsaicin von sich gegeben hatte. Einer will den Karpfen-Björn auch schon mal recht deutlich gesagt haben hören: Aber zieh bloß Handschuhe and, das Zeug ist echt scharf wovon er gesprochen hat, das weiß man nicht. Und es geht um den Bundestrainer. Der muss weg, meinen viele. Schluckspecht ist noch das netteste, was die Leute so sagen. Und sie spekulieren: Ist Heinrich Hermann Engemann der Mann der Stunde? Ohne Frau die Trennung ist beschlossene Sache und ohne Spitzenpferd, Aboyeur steht zum Verkauf, könnte der Olympiaersatzmann doch genau der richtige sein, hört man. Oder Karsten Huck? Einigkeit besteht, dass es den Springreitern mit einem B im Nachnamen vermutlich ziemlich egal ist, wer den Job macht. Während die Spekulationen blühen, kommt Donnerstagnachmittag die Pressemitteilung heraus, in der steht, dass der Bundes-Kurt gehen will. Aber erst zum Jahresende. Das ist aber kein neuer Entschluss, sondern das will Gravemeier der FN schon in Aachen mitgeteilt haben. Das wiederum ist den Leuten aber egal. Sie erzählen lieber Dopinggeschichten. Na, heute schon gedopt?, habe ihr ein Nachbar zugerufen, als sie einfach nur entspannt ausreiten wollte, berichtet eine ambitionierte Jagdreiterin. Aber es sind auch genug, die den eigentlichen Bösewicht schon kennen: Die Medien, also wir. Nun ja, ist wohl so. Was solls.
Aber es gibt ja auch noch andere Geschichten. Die von der abenteuerlichen Anreise der Pferde des Gestüts Birkhof zum Beispiel. Der LKW der Zuchtstätte aus Baden-Württemberg war auf der Autobahn einfach stehen geblieben. Vollbremsung, ohne Vorwarnung. Hinten flogen die Hengste buchstäblich durcheinander, vorne herrschte Ratlosigkeit. Ein Bremsschlauch war kaputt. Die Kiste stand ohne Vorwarnung. Also schnell die Kinder raus, den Verkehr gewarnt, und um es zu verkürzen den LKW mit dem ADAC zur Werkstatt geschafft. Geholfen hat Uwe Schwanz, der anhielt und die Pferde zum Turnierplatz mitnahm. Irgendwann waren dann alle da. Auch die Wohnwagen, die Zelte und was sonst noch so mit muss. Sogar eine Friseurin hat das Team dabei, für Menschen. Die schnippelt dann Gestütschef Thomas Casper die Haare zwischen den Stallzelten und danach essen alle Pizza. Alle sind happy, weil der Ansager bei der Siegerehrung als Don Diamond bei den vierjährigen Hengsten gewonnen hatte, gesagt hat, dass ganz Zuchtdeutschland im Einheitsbrei versinkt. Ganz Deutschland? Nein, ein kleines Dorf leistet heftigen Widerstand Donzdorf. Asterix-Fans haben es erkannt. Und Donzdorf, das ist die Heimat der Birkhöfer. Womit wir beim Viereck des Reitpferdeplatzes angelangt wären. Das ist die Muckibude des Turniers. Kein Boden ist tiefer und schlechter. Was bitter ist, denn während die Springpferde auf neuem Sandgeläuf ihre 60 Sekunden absolvieren und die Dressurpferde auf dem guten Boden des Vierecks für die L- und M-Pferde fünf bis sechs Minuten unterwegs sind, müssen die Jüngsten sich da richtig durchackern. Die Profis unter den Reitern ritten am Ende nicht auf dem zweiten, sondern eher auf dem siebten Hufschlag. Die kurze Seiten mieden sie wie der Teufel das Weihwasser. Zehn Minuten sind die Youngster mindestens auf der Piste, das schlaucht.
Am geschicktesten löste diese Aufgabe der westfälische Leistungsprüfungssieger Lugato. Der buckelte sich fröhlich durch die Prüfung. Vielleicht war es ja auch nur der ein oder andere Hammelsprung der braune Hengst stammt aus politisch interessiertem Stall. Er ist gezogen bei Dr. Dr. Westerwelle im Bonn, dessen berühmtestes Zuchtprodukt auf den Vornamen Guido hört.
Pech hatte der Catoki-Sohn Carrico, der mit 9,5 unter Jörg Naeve die Einlaufprüfung der Fünfjährigen gewonnen hatte. Beim Abreiten für die Qualifikationsprüfung begann der Holsteiner zu lahmen: Eine nicht komplett abgeheilte Maukeverletzung war wieder aufgebrochen. Aus der Traum. Jetzt will Naeve versuchen, übers Kleine Finale noch mitmachen zu können. Aber ob das Reglement diesen Hintertürchen-Trick erlaubt, ist fraglich. Am Freitag wird fleißig geritten, es wird aber auch eine Pressekonferenz geben, in der die FN Stellung beziehen möchte zur Springmisere. Mal sehen, wie viele Starter in der parallel laufenden Springpferdeprüfung mit sensationellen Sätzen über die Stangen fliegen werden
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