Körung Neustadt/Dosse: Dressursieger nach Neustädter Rezept, bewegungstalentierter Springchampion

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Der Dressurchampion im Kreise seiner Gratulanten

(© Schröder)

51 Hengste umfasste das Lot der dritten Süddeutschen Körung zum „Schaufenster der Besten“ in Neustadt/Dosse. Die Pferde ließen keine Langeweile aufkommen bei den nicht allzu zahlreichen Besuchern des Freispringens in der Graf von Lindenau-Halle.

Man nehme das Aushängeschild des Brandenburger Landgestüts Neustadt/Dosse (Quaterback), paare es an mit dem hauseigenen Stutenstamm, der Dressureignung garantiert (die P-Linie, Poetin & Co.), freue sich dabei noch über die Linienzuchtkomponente auf eben jenen Stutenstamm und erhalte einen Körsieger. Der Dressurchampion 2012 bei der Süddeutschen Körung zum Schaufenster der Besten in Brandenburgs Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse ist ein echtes Neustädter Kind, das hier auch das Licht der Welt erblickte.

Optisch und im Bewegungsablauf ist der Quaterback-Sohn aus der Poetin III v. Sandro Hit-Brentano II, der jüngsten Vollschwester der unvergessenen Jungpferdeweltmeisterin und Bundeschampionesse Poetin, von der Mutterlinie geprägt: dunkelbraun ohne Abzeichen, harmonisch in den Partien, mit einem Stockmaß 1,65 Meter nicht zu groß und hochelegant, eher der feine Tänzer als der große Marschierer. So bewegte er sich dann auch, mit federleichtem, bodenverachtendem Ablauf in Trab und Galopp, elastisch, dabei ausbalanciert und immer durch den Körper, wenn auch mit stets gestelltem Schweif. Will man etwas kritisieren bei ihm, muss man die recht lange Fesselung der Vorderbeine nennen. Auf der Auktion wechselte er für den Spitzenpreis für 130.000 Euro den Besitzer. Er wird Staatsdiener in den mitteldeutschen Landgestüten.

Siegervater Quaterback hatte vier Nachkommen im Körlot, so viele wie kein anderer Hengst. Er stellte auch den zweiten Reservesieger, die Katalog-Nummer 50, aus einer Mutter vom Trakehner Tolstoi (Z.: Jutta Götsch, Rheinsberg/Linow). Der hochbeinige Dunkelfuchs ist im Gegensatz zum Sieger in Farbe und Zeichnung ganz der Papa. Er gefiel im Trab mit lockeren, freien Bewegungen und guter Hinterhandaktivität und verbleibt beim Aussteller, dem Gestüt Bonhomme in Werder, wohin er seinerzeit als Fohlen auf der hauseigenen Auktion Sommerbrillanten verkauft wurde.

Ebenfalls vom Vater geprägt war der Reservesieger Dressur, ein Sohn des Olympiahengstes Desperados (Kristina Sprehe) aus einer Mutter v. Weltmeyer und dem Satchmo-Muttervater Legat in Kombination mit Grundstein. Der Mutterstamm ist ursprünglich westfälisch und geht auf Forelle v. Fiskus zurück. Mehrere S-Dressurpferde gingen hieraus hervor. Züchter des lackschwarzen Beaus ist Manfred Zimmermann in Dümpelfeld, Aussteller war das Gestüt Sprehe. Wie der Sieger, ist auch dieser mit 1,66 Meter gemessene Hengst ein sehr elegantes Pferd mit einem schönen Gesicht. Seine Schulter ist lang, die Sattellage gut ausgeprägt. Nicht nur farblich, auch im Bewegungsablauf erinnert der Schwarze an seinen Vater: elastisch und mit guter Mechanik und energischem Antritt. Auch beim Freispringen macht er mit gut aufgewölbtem Rücken und geschickter Vorderbeintechnik einen sportlichen Eindruck. 110.000 Euro kostete der Desperados-Weltmeyer-Sohn auf der anschließenden Auktion, das zweithöchste Gebot, für das er dem Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse zugeschlagen wurde.
Springen

Die Entscheidung in der Frage nach dem Springsieger fiel zugunsten der Katalog-Nummer 66, einem Camarque-Kolibri-Vers II-Sohn aus der Zucht und im Besitz von Dr. Frank Klakow in Osterburg. Seine Mutter brachte mit Levisto den gekörten Lord Lindenau, der im Sport bereits auf S-Erfolge verweisen kann. Überhaupt ist die Liste der Referenzen aus diesem Mutterstamm lang. Nicht nur erfolgreiche Spring-, sondern auch Vielseitigkeitspferde hat dieser hervorgebracht.
Vielseitig veranlagt zeigte sich auch der jetzt in Neustadt/Dosse zum Springsieger berufene Spross. Mit viel Mechanik und gutem Schwung, dabei ganz locker zog der Fuchs seine Bahnen in der Graf von Lindenau-Halle. Am Sprung spielte er mit der Höhe der Hindernisse und zeigte blitzschnelle Reflexe. Ein Fehler am letzten Oxer veranlasste den Hengst in der nächsten Runde zu einem Riesensatz, der erahnen ließ, was alles in ihm steckt. Das sehen wir Springreiter gern und spricht für großes Talent, wenn die jungen Pferde nach einem Fehler beherzt den nächsten Sprung angreifen und derart Übersicht wahren, kommentierte der dreimalige Derbysieger André Thieme, der zum ersten Mal als Sportvertreter Springen in der Körkommission saß. Für 50.000 Euro wechselte der Springsieger 2012 in den Stall des Mecklenburger Nationenpreisreiter Heiko Schmidt.

30.000 Euro teurer war der Reservesieger Springen, der viele Fans hatte: die Katalog-Nummer 76 v. Diarado-Carnando-Briscar, der von der ZG Dr. Christa Piskorz in Gronau gezogen und von Bernardo Piskorz in Middleburg, USA, ausgestellt wurde. Zum einen bewegte der hochedle Schwarzbraune sich sehr ansprechend mit guter Hinterhandaktivität. Zum anderen sprang der Hengst rational, intelligent und vermögend. Ab einer Höhe von 1,10 Meter drückte er energisch ab und ließ sich fliegen. Begeisterte Pfiffe und großer Applaus des Publikums ob der Vorstellung wurden auch von der Körkommission bestätigt: Danke, wir haben genug gesehen und sind derselben Meinung wie Sie. Die Veranlagung des Hengstes ist genetisch abgesichert. Er entstammt einem der besten Holsteiner Stutenstämme, der auch Vererber wie Chambertin oder Classiker sowie Vielseitigkeits-Mannschaftsolympiasieger King Artus (Dirk Schrade) und viele weitere gekörte Hengst und Sportpferde hervorgebracht hat.

Die Station Schockemöhle in Mühlen wird die neue Heimat des zweiten Reservesiegers Springen, einem Callado-Glenn Alme-Good Dream-Sohn aus der Zucht von Norbert Noack in Craupe, der von Volkmar und Heike Schadock in Heideblick vorgestellt wurde und der 83.000 Euro kostete. Nicht nur beim Springen, auch in der Bewegung wusste der Schimmel mit seinem Körper umzugehen. Der Trab ist geschmeidig und elastisch, der Galoppsprung energisch und gut bergauf angelegt. Dabei ist der 1,66 Meter messende Hengst auch noch ausgesprochen hübsch.

15 der 51 Hengste des Lots wurden gekört, acht prämiert. Auf der anschließenden Auktion brachten elf Hengste im Durchschnitt 67.272 Euro. Das vollständige Ergebnis der Körung finden Sie hier.

Dr. Ingo Nörenberg, Zuchtleiter des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt, kommentierte das Lot der Körung beim Schaufenster der Besten 2012 mit folgenden Worten: Mit über 50 Hengsten können wir bei der Körung in 2012 in der Breite eine gehobene und gewachsene Qualitätsdichte verzeichnen. Noch nie hatten wir so viele noble, ausdrucksstarke und mit geschmeidigen Bewegungen ausgestattete Hengste hier gehabt, da konnten wir uns richtig begeistern. Auch bei den Springhengsten war herausragende Qualität zu sehen. Für die besten war die ausgebaute Ständerhöhe keine Anforderung. Sie spielten regelrecht mit den Abmessungen. Die Qualität beweist sich im guten Auktionsergebnis der gekörten Hengste. Generell hat sich das offene, liberale, Bewertungssystem unseres Verbandes bewährt. Moderne Hengstlinien in Kombination mit bodenständigen Linien bringen den züchterischen Erfolg. Wir sind breit aufgestellt und damit kann man Käufer- und Interessenschichten auch in der Vermarktung bedienen, so Nörenberg.

Teuerstes Reitpferd der Auktion war die dreijährige Bundeschampionatsfinalistin DSP Dauphin v. Damon Hill-Montezuma (Z.: Ralph Vogel, Gestüt Radegast), die für 38.000 Euro den Besitzer wechselte. Der Durchschnittspreis der Reitpferde belief sich auf 16.600 Euro.

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