Fehler können passieren, gerade in digitalen Zeiten. Aber der Lapsus, der der Weltvereinigung der Pferdezuchtverbände (WBFSH) unterlaufen ist, hätte nicht geschehen dürfen, findet St.GEORG Chefredakteur Jan Tönjes.
Die Weltvereinigung der Pferdezuchtverbände, World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH), gibt sich gerne weltgewandt. Die Homepage setzt auf Ästhetik. Man sei die Verbindung zwischen Pferdezucht und -sport, steht dort zu lesen. Und mehr noch: „Clean data, with correct and complete pedigree information is essential for calculating the rankings“, schreibt sich die WBFSH selbst auf die Fahnen. Zu Deutsch: Korrekte Daten sollen den Ranglisten zugrunde liegen.
Und die Umsetzung? Naja – geht so…
Mit der Veröffentlichung der Jahres-Ranglisten geht auch die Publikation der „Züchter des Jahres“ einher. Zu viel Mühe scheint man sich bei dieser Würdigung aber nicht zu machen. Zwar werden die Züchterinnen und Züchter des jeweils besten Sportpferdes in den olympischen Disziplinen mit einer Uhr von Sponsor Longines ausgezeichnet, aber ansonsten scheint in Sachen Recherchebereitschaft noch Luft nach oben zu sein.
WBFSH-Lapsus Sterthoff
Den Beleg liefert die Top 10 der Dressurpferdezüchter: Bei dem Westfalen Vayron, Nummer 8 im Ranking, steht als Züchter „Unknown“, also „unbekannt“. Das ist befremdlich. Mutmaßlich ein Fehler in einer Datenbank. Oder in der Übertragung. Allerdings ein Fehler, der auffallen muss. Denn dass Heinrich Sterthoff aus Hamm den Vitalis-Sohn, der unter Daniel Bachmann Andersen Mannschaftssilber bei den Olympischen Spielen in Paris gewonnen hat, gezüchtet hat, weiß die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN genauso wie die zumeist äußerst verlässliche Datenbank von horsetelex. Recherche-Zeit jeweils unter einer Minute. Also irgendwie machbar.
Und ganz sicher hätten auch die Verantwortlichen beim Westfälischen Pferdestammbuch hilfreich zur Seite gestanden, Anfrage genügt.
„Unknown“ ist sicherlich alles andere als böse Absicht. Dennoch sorgt dieses eine Wort dafür, dass ein Fragzeichen hinter das gesamte Ranking gesetzt gehört. Ist da wirklich alles richtig in der Datengrundlage, wenn schon die Züchter in der Top 10 nicht ordentlich recherchiert sind? Westfale Sterthoff ist nicht der einzige „Unknown“ in den Rankings der drei Diszipinen. Nur der prominenteste.
Vor allem aber ist„Unknown“ ein Schlag in Gesicht derjenigen, die mit ihrer Passion den Pferdesport überhaupt erst ermöglichen. Zeigt es doch, wie ernst genommen sich die Menschen fühlen dürfen, die es schaffen, ein Weltpferd zu züchten. Und das mit der Weltvereinigung der Pferdezuchtverbände von einem Verband, der sich als weiterweiter Vertreter aller Züchterinnen und Züchter versteht.
Peinlich!
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