Auch das Westfälische Pferdestammbuch hat die ersten Körurteile ausgesprochen. Nach zwei Tagen auf dem Dreieck, an der Longe und im Freilaufen erhielten von ursprünglich 49 Dressurhengsten – sechs wurden zurückgezogen, einer trat nicht an – 31 das Urteil „gekört“ und zehn zusätzlich eine Prämie.
Die Westfalen um Zuchtleiter Thomas Münch hatten ja im Vorfeld der diesjährigen Körung mit drastischen Maßnahmen für Gesprächsstoff im positiven Sinne gesorgt. Nach schlechten Bildern bei den Vorauswahlen sowohl aus dem Dressur- als auch aus dem Springlager hatte man sich unter anderem entschlossen, alle Hengste nur noch mit vom Verband gestellten Gamaschen und Hufglocken antreten zu lassen, um jedwede Manipulation des Bewegungsablaufes auszuschließen. Und was die „Hochspringer“ angeht, wurden deutliche Ansagen gemacht.
Um die dreht sich das Geschehen in Münster-Handorf aber erst ab morgen. Gestern und heute standen die Dressurhengste im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die wurden zum Auftakt erstmals nicht auf dem Pflaster, sondern auf einem neu angelegten Dreieck mit festem Sanduntergrund präsentiert. Lediglich ein kurzes gepflastertes Stück von etwa 20 Metern mussten sie im Schritt absolvieren. Danach präsentierten die Hengste sich an der Longe und heute dann im Freilaufen. Hier nun die Prämienhengste.
Siegerhengst aus einer bemerkenswerten Mutter
Zum Siegerhengst kürte die Kommission einen Sohn des auf Gestüt Birkhof in Baden-Württemberg stationierten Fair Game v. Fürst Wilhelm, also ein Ururenkel des Florestan. Bemerkenswert ist bei ihm aber vor allem die Vererbungsleistung der Mutter, einer Oldenburger Stute mit Namen Rock Z v. Destano-Harvard-Rubinstein I, die von Raimund Vorwerk in Lohne gezogen wurde, nun aber in Bayern bei Konrad Mensch zuhause ist, der der Stute schon seinen zweiten Siegerhengst verdankt.
Den ersten stellte Rock Z 2019 in München-Riem: einen Sohn des De Kooning, der bei Heinrich Ramsbrock in Menslage zuhause ist. Optisch sah er dem jetzigen Siegerhengst bemerkenswert ähnlich.
Ein Jahr jünger ist der Vollbruder jenes Siegerhengstes, der dieses Jahr in München-Riem antrat. Ergebnis: Prämie. Was für eine Leistung dieser Stute aus dem Stamm des Donnerschwee!
Ihr diesjähriger Sohn ist ein lackschwarzer Schönling, den Joachim Scherer aus Neunkirchen in Münster-Handorf ausstellte. Wie Zuchtleiter Thomas Münch kommentierte: „Ein Hengst, den man schöner nicht hätte konstruieren und malen können.“ Zudem sieht die Körkommission in ihm einen „Spitzensportler der Zukunft“, der schon an der Longe gezeigt habe, dass er „ganz nach vorne laufen muss“.
Das tat er nicht nur bei der Rangierung, sondern auch in Sachen Preisgefüge. Den Zuschlag für den Hengst erzielte bei 800.000 Euro der Stall Helgstrand.
Reservesieger
Nummer zwei für Helgstrand war der Reservesieger, ein Diamond Deluxe-Lissaro-Labrador-Sohn, der von Wilhelm Rüscher-Konermann (bei dem ja auch der Vater stationiert ist) gezogen und ausgestellt wurde. „Ganz viel Charme, gut eingeteilte Körperpartien bei ganz korrektem Fundament und ein klar geregelter Viertakt im Schritt“ standen unter anderem auf der Haben-Seite des Hengstes, wie Thomas Münch kommentierte. Und ihn später für 600.000 Euro unter den Hammer brachte.
Den Titel des Zweiten Reservesiegers teilten sich zwei Hengste. Das war zum einen die Katalognummer eins, einer von zwei Söhnen des Asgard’s Ibiza, die beide gekört und prämiert wurden. Dieser hier stammt aus einer Mutter v. Davignon-Apart und kam bei Alfons Baumann in Rees zur Welt, der ihn auch selbst vorbereitet hatte. Der elegante Dunkelbraune, ein „blütig aufgemachter Hengst“, wie Thomas Münch sagte, bestach durch seine Natürlichkeit. Er hatte echte Höhepunkte auf der Dreiecksbahn und wurde von seinem Besitzer an der Longe mit langen Ausbindern ganz ungezwungen präsentiert. Das gefiel! Unter anderem der Österreicherin Sissy Max-Theurer, die bei 172.000 Euro den Zuschlag für den Sportler erhielt.
„Ein ganzer Kerl“ sei der ebenfalls zum Zweiten Reservesieger ernannte 1,71 Meter Stockmaß messende Sohn des dieses Jahr viel zu früh verstorbenen Don Allegro aus der staatsprämierten Belinda v. Belissimo-Sir Schölling. Ewald Descher hatte den Braunen gezogen, Mathieu Beckmann stellte ihn aus. Takt, Fleiß und Geschmeidigkeit überzeugten bei dem Hengst unter anderem besonders an der Longe. Thomas Münch hob zudem die gute Balance „trotz seiner Größe“ des Hengstes hervor. Er wechselte für 226.000 Euro in Schweizer Besitz.
Weitere Prämien
Ein Bild von einem Pferd ist der zweite prämierte Ibiza-Sohn, den Krimhild Schulze-Beikel aus ihrer For Romance-Wolkentanz II-Stute gezogen hat, und den Ingo Pape nach Münster-Handorf geschickt hatte. „Ein Hengst, der schon bei der Vorauswahl bestechend war in seiner Typausprägung“, so Thomas Münch. Dazu „korrekt im Fundament“. Allerdings habe er „vielleicht bedingt durch die aufgeheizte Atmosphäre nicht immer zur letzten Losgelassenheit gefunden“. Dem neuen Besitzer war der Beau 75.000 Euro wert.
In Schleswig-Holstein, genauer gesagt in Tarp bei Theodor Johannsen, kam der Sohn des Bernay aus der Mutter v. Lucky Champ-Cassini II zur Welt. Diese besondere Mischung aus Dressur- und Springblut hatte Martina Biermann nach Münster-Handorf geschickt, also quasi das Gestüt Sprehe, wo Bernay bis zu seinem Tod stationiert war. 90.000 Euro kostete er auf der Auktion.
Im Gestüt Elstertal wurde der prämierte Floriscount-San Amour-Fürst Heinrich-Sohn aus der Neustädter P-Familie geboren, den Helgstrand Dressage nach Münster geschickt hatte und der nicht verkäuflich war. Die Mutter ist die Vollschwester zu den gekörten Santo Domingo I und II. „Geschlossen im Galopp, unheimlich viel Balance, ein Hengst, der sein Hinterbein zu benutzen wusste“, so die Attribute, die die Körkommission ihm bescheinigte.
Eine weitere Prämie ging an die Katalognummer 37, einen Sohn des Oldenburger Landbeschälers in Warendorf, Sir Heinrich, aus einer Escolar-Louis Le Bon-Mutter, den Roswitha Bergrath gezogen und ausgestellt hat. Seitenbild und Schulterfreiheit fanden besondere Erwähnung im Kommentar des Zuchtleiters. Kristina Ankerhold schlug hier bei 126.000 Euro zu, so dass der Braune seinem Vater im Landgestüt Warendorf Gesellschaft leisten wird.
Von einem „bedeutenden Auftritt auf der Dreiecksbahn“ schwärmte Münch bei dem ebenfalls prämierten Zoom-Sohn mit der Nummer 42, einem von insgesamt acht Nachkommen (!) aus dem ersten Jahrgang des Landbeschälers v. Zack, der hier aus einer Mutter v. Blickpunkt-Pik Donnerhall, den Michaela Fleige in Bochum gezogen hatte und den Mathieu Beckmann in Münster ausstellte. Der bunte Fuchs mit äußerst aktivem Hinterbein beeindruckte die Kommission unter anderem auch mit seinem „wachen Blick“ und „guter Arbeitseinstellung“. Er kostete 52.500 Euro.
Und schließlich war da noch der Zoom-Sohn aus einer Fürst Romancier-Mutter mit der Katalognummer 47. Untypisch für die Zoom-Kinder kam dieser hier aus der Zucht von Heinrich Aarnink in Nordhorn und ebenfalls von Mathieu unifarben daher. Der Hengst präsentierte sich athletisch, wenngleich altersbedingt noch etwas überbaut, „aber mit dem Hinterbein stets unter dem Schwerpunkt“, hob Thomas Münch hervor. Auch hier hatten Schweizer Bieter den längsten Atem. Der Hammer fiel bei 210.000 Euro.
Insgesamt wurden satte 3.155.500 Euro umgesetzt. Die 25 angebotenen und 22 verkauften Hengste erzielten einen Durchschnittspreis von 143.432 Euro.
Vodafone wollte nicht
Zuchtleiter Thomas Münch, der ja auch als Auktionator im Einsatz ist, muss im Vorfeld der Versteigerung der Hengste ganz schön ins Schwitzen gekommen sein. Erst brach das Vodafone-Netz zusammen, was eine Verzögerung von 42 Minuten bis zum Auktionsbeginn mit sich brachte, und dann klaffte eine ziemliche zeitliche Lücke zwischen den Geboten auf der Website der „Onlive-Auktion“ und den Bildern auf Clip My Horse. Da wichen die Übertragungszeiten deutlich voneinander ab. Wer auf der Höhe der Zeit sein wollte, musste also unbedingt die Aktionsseite geöffnet haben. Vielleicht auch eine Empfehlung für die Versteigerung der Springhengste, die für Mittwoch auf dem Programm steht.
Alle Ergebnisse unter: www.westfalenpferde.de.air jordan 1 low outlet | what is the next jordan 1 release
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar