Ein Drittel der 21 gekörten Hengste bei der Oldenburger Körung wurden prämiert. Der Siegerhengst, ein Schimmel v. Belantis, wechselte für 600.000 Euro nach Schweden. Ein Hannoveraner stand beim Oldenburger Publikum hoch im Kurs und wird zukünftig in Dänemark decken.
Sieben Hengste aus sechs verschiedenen Vaterlinien wurden bei der Oldenburger Körung prämiert. 21 waren gekört worden. An der Spitze stand mit einem wunderschönen Dunkelschimmel v. Belantis-Sir Tender ein Nachfahr des Hannoveraner Linienbegründers Bolero. Ein Tag nachdem sein Erzeuger in Stuttgart zum Mastershengst ernannt wurde konnte dieser bei Angelika Krause in Ellerbek westlich von Hamburg geborene Strahlemann alle überzeugen. Der Hengst bewegte sich mit viel Ausdruck im Vorderbein mit korrespondierender Hinterhandsmechanik. Jeder Tritt, jeder Galoppsprung federte ins Bergauf. Zuchtleiter Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff lobte aber vor allem den Schritt des Hengstes, der bis zum Schluss klar überzeugt habe. Belantis ist mit Isabell Werth auf dem Sprung in eine internationale Karriere. Gut möglich, dass sein Sohn ihm nacheifern wird. Für 600.000 Euro ersteigerte ihn das Gestüt Lövsta Stuteri in Schweden. Hier trainiert die mehrfache Olympionikin Tinne Vilhelmson-Silfvén. Besitzerin des Gestüts ist Antonia Ax:son Johnson, die als einer der reichsten Frauen Skandinaviens gilt. Die Forbes Liste der Superreichen listet sie mit einem geschätzten Vermögen von gut 4,6 Milliarden Euro auf Platz 281 in der Welt.
Finnländerin Familie Trumpf bei Oldenburger Körung
Der Reservesiegerhengst bleibt in Deutschland. Er ist mütterlicher- wie väterlicherseits ein Vertreter des Finnländerin-Stamms, den Baron Nagel auf dem Gestüt Vornholt gepflegt hat. Sein Vater, Weihegold-Erzeuger Don Schufro v. Donnerhall, geht auf die Finnländerin-Tochter Fischerin v. Zew zurück. Der Mutterstamm des Reservesiegers lässt sich auf deren Halbschwester Feodosia v. Oxyd zurückverfolgen. Dieser Zweig der weitverbreiteten Familie (mit Aushängeschildern wie beispielsweise Don Primero, Lord Leopold oder dem Militarycrack Leonidas) ist eher im Springsport erfolgreich.
Der Braune, ein im Seitenbild beeindruckendes Pferd, das vor allem an der Longe – Teil der Körprozederes in Oldenburg – punktete, stammt aus einer Stedinger-Dinard-Ramiro-Mutter. Sein neues Zuhause wird der Hengststall von Paul Schockemöhle sein. Aussteller Johannes Westendarp hatte schon Fürstenball seinerzeit vorbereitet, der dann bei Schockemöhle stand. 320.000 Euro ließ sich der Hengsthalter aus Mühlen den Hengst kosten. Der Mogul investierte aber das Geld nicht allein. Mit im Boot waren auch die Fürstenball-Besitzerin Lone Boegh-Henriksen und Andreas Helgstrand.
Lone Boegh-Henriksen war auch Besitzerin des an dritter Stelle rangierten Hengstes v. Sandro Hit-Fürst Heinrich-De Niro. Der typische Sohn seines Vaters war hinten in der Wendung nicht immer ausbalanciert.
Doppeltes Züchterglück dank Follow Me
260.000 Euro kostete ein Sohn des ehemaligen Siegerhengstes Follow me, den Jürgen Fetzer, der Züchter dieses ehemaligen Körchampions, aus einer Sir Donnerhall-Mutter gezogen hatte. Der Braune trabte äußerst elastisch und galoppierte kraftvoll und ausbalanciert. Auch im Schritt zählte er deutlich zu den besseren seines Jahrgangs. Er wurde in die Schweiz verkauft und wird auf der Station von René Tebbel im kommenden Jahr sein Zuchtdebüt geben.
Ein sehr auffälliger Prämienhengst, dem vielleicht sein zwar taktreiner aber wenig ergiebiger Schritt eine Position noch weiter vorn vereitelt hat, war ein Grey Flanell-Licotus-Sohn: Hübsches Gesicht, viel Hals und in Trab und Galopp mit viel Knieaktion ausgestattet, war er ein echter Hingucker. Der Hengst schien zu wissen, wie er die Blicke auf sich zog, sobald er antrabte. Er wird in Flyinge, dem ehemaligen schwedischen Staatsgestüt seine Box beziehen.
Auf dem Gestüt Sprehe wird ein Brauner v. Diamond Hit-Fürst Heinrich decken. Seine Mutter hatte bereits mit Christ 2011 den Prämienhengst Cristall gestellt. Auch dieser Hengst konnte an der Longe überzeugen.
Nicht nur Dressurreiten, auch züchten kann offenkundig Juliette Pietrowski aus der Phalanx der Deutsche Bank Reitsport-Akademie: Sie hatte einen Ampere-Sandro Hit-Rappen nach Vechta gebracht, der mit viel Kraft trabte und galoppierte, dabei aber stets tänzerisch leichtfüßig auftrat. Er wurde für 105.000 Euro nach Deutschland verkauft.
Viele große Namen, nicht immer gekört
Die Kollektion der Hengste, die sich beim Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes um die Zuchtzulassung bewarben war jenseits des Prämienlots was ihre Väter anbelangt ein Who’s who großer Namen. Governor, der Totilas-Sohn, der unter Adelinde Cornelissen Vizeweltmeister in Ermelo geworden war, war mit zwei Söhnen dabei. Einer sah wie ein schweres Warmblut aus und hätte sich vor der Kutsche gut gemacht. Ihm wurde die Körung versagt. Der andere Governor-Sohn war ein ganz anderes Modell: Braun, mit edlem Gesicht und langen Beinen. Dieser aus einer Fürstenball-Mutter im Gestüt Lewitz gezogene Hengst wird bei seinem Züchter Paul Schockemöhle zukünftig decken.
Stichwort Weltmeisterschaft: Die ehemalige Vize-Weltmeisterin Fiontina v. Fassbinder stellte einen Sohn von Grand Galaxy Win. Dieser ehemalige KWPN-Siegerhengst war auch im Finale der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde platziert. Aber eins plus eins, die Rechnung geht nicht immer auf: Im Falle dieses hinten exaltiert trabenden Dunkelfuchses vor allem nicht im Schritt. Der von Helgstrand Dressage aus Dänemark ausgestellte Hengst wurde nicht gekört. Ebenso erging es einem Franklin-Sohn aus demselben Stall.
Fürstenball omnipräsent bei Oldenburger Körung und ein besonderer Hannoveraner stiehlt die Schau
Wie schon beim Hannoveraner Verband dominierte das Blut des Florestan mit Vertretern, in Oldenburg allesamt über den ehemaligen Siegerhengst Fürstenball. Elfmal stand er als Vater (3) bzw. Großvater (8) in den Abstammungen.
Szenenapplaus erntete ein Fuchs v. Londontime bei seinen Auftritten. Im Trab und Galopp konnte er es mit allen anderen Hengsten der Veranstaltung aufnehmen, im Schritt fehlte ihm die letzte Losgelassenheit. Als Hannoveraner konnte er nicht an der Prämierung teilnehmen, so sehen es die Oldenburger Zuchtstatuten vor. Nur ein Oldenburger kann das Prädikat Prämienhengst im Alter von zweieinhalb Jahren erhalten. Der Hengst wird vom dänischen Gestüt Blue Hors aus ins Zuchtgeschehen eingreifen.
Die 13 gekörten Hengste kosteten im Durchschnitt 143.462 Euro. Bei den 15 verkäuflichen gekörten Springhengsten waren im Mittel 57.467 Euro anzulegen. Der Siegerhengst v. Casallco-Calido kostet 160.000 Euro und wurde von Johannes Heinrichs aus Heinsberg ersteigert.
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