Ein enorm bewegungsstarker Jahrgang bei der Oldenburger Körung sah ein Trio besonderer Hengste an der Spitze: Der Siegerhengst stammt ab vom Fürstenball und wurde für 400.000 Euro verkauft. Der Reservesieger war ein Sohn eines Politikums.
Es geht nicht ohne Donnerhall! International nicht und in der züchterischen Heimat der Zuchtlegende erst recht nicht! Allein in den Abstammungen des Toptrios im achtköpfigen Prämienlot tauchte Donnerhall sechsmal auf, der neue Siegerhengst Follow Me v. Fürstenball (Z.: Jürgen Fetzer, Zimmern) führt den Stempelhengst zweimal im väterlichen und einmal im mütterlichen Stamm. Die Top drei standen an der Spitze eines außerordentlich bewegungsstarken Jahrgangs. Alle drei waren von der Machart, die auf anderen Körplätzen als Sieger den Platz verlassen könnten.
Im Dressurbereich wurden 27 Hengste gekört, die aus zehn unterschiedlichen Hengslinien kamen das ist eine größere Bandbreite als es die vergangenen Jahre im OldenburgerPferdezentrum in Vechta der Fall war. Die Hengstlinie des Sandro Hit, vor allem über Sir Donnerhall II (drei gekörte Söhne aus dem Premierenjahrgang) und San Amour (zwei) stellte acht neue Zuchthengste, Florestan sechs, Donnerhall und Flemmingh jeweils drei.
Der Sieger war ein Brauner, der allen ins Auge stach: Wunderschön, bewegungsstark, mit dynamischen Antritt, immer im bergauf und einer Galoppade, die gleichfalls an Aufwärtstendenz, Kraft und Elastizität ihresgleichen suchte. Das i-Tüpelchen auf der Sahnehaube war der Schritt des Hengstes: Viel Übertritt bei klarer Fußfolge und weit ausgreifend aus der Schulter. Der Vater des neuen Körchampions, der 2011er Bundeschampion Fürstenball, war selbst einmal Siegerhengst in Oldenburg. Sein Debütjahrgang war mit Spannung erwartet worden, vor allem was die Fesselung seiner Kinder anbelangt. Lediglich ein Sohn schaffte es in Körlot, es waren aber auch wenig Söhne vorgestellt worden. Dafür gäbe es vermutlich zwei Gründe, hieß es aus der Leitungsetage der Oldenburger: Erstmal sei der Run auf den Hengst erst so richtig im zweiten Deckjahr losgegangen und zweitens seien insgesamt weniger Hengste zur Vorauswahl gezeigt worden. Manch ein Aufzüchter wolle wohl doch die Chance der Frühjahrskörung nutzen, bei der die Hengste nach dem Oldenburger Zuchtleiter Schleppinghoff-Modell auch unter dem Sattel begutachtet werden. Dieser eine Fürstenball-Sohn, dessen Mutter eine Vollschwester zum Grand Prix-Hengst Donnerball v. Donnerschwee (Holga Finken/Kristina Sprehe) ist, ging zumindest seinen Weg übrigens überhaupt nicht lang gefesselt, sondern äußerst korrekt. Der Publikumsliebling wurde zum Siegerhengst ernannt und bei der Auktion für 400.000 Euro an das Dressurleistungszentrum Lodbergen verkauft. Bereits im vergangenen Jahr hatte die von Schweizern geführte Hengststation im Oldenburger Münsterland den Siegerhengst ersteigert.
An Bewegungsqualität stand der Reservesieger dem Champion in Trab und Galopp kaum nach. Der Dunkelbraune (Z.: Theo und Sabrina Vagelpohl, Halen) stammt aus dem ersten Jahrgang des Sir Donnerhall II, also jenem Hengst v. Sandro Hit-Donnerhall, der in Vechta gekört, vom Celler Landstallmeister Dr. Axel Brockmann angepachtet und dann aber trotz Sieg in Hengstleistungsprüfung und Oldenburger Landeschampionat nicht für Hannover anerkannt wurde. Weil er viele hannoversche Stuten gedeckt hatte, erlebte der Oldenburger Verband einen Zulauf irgendwer musste ja die von Hannover verschmähten Nachkommen registrieren. Drei der in Hannover Ungeliebten hatten es bis ins Körlot geschafft und alle drei wurden auch gekört. Zu recht denn die Söhne des Sir Donnerhall II, der in diesem Jahr Bronze bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde gewonnen hatte, zeigten sich mit sehr gutem Hinterbein ausgestattet, nicht nur in der Aktivität, sondern auch in der Konstruktion der Hintergliedmaße.
Der Reservesiegerhengst (VIDEO siehe unten), der für 280.000 Euro nach Nordrhein-Westfalen verkauft wurde und dessen züchterische Nutzung eher unwahrscheinlich ist, stammte aus einer Don Schufro-Sevillano xx-Mutter aus der Familie, die auch den Grand Prix-Hengst August der Starke (Victoria Max-Theurer/AUT) hervorgebracht hat. Für eine Zuchtkarriere nicht die schlechteste Referenz.
Platz drei ging an einen im Rechteckformat stehenden Fuchs, den das Gestüt Blue Hors ausgestellt hatte. Dieser Sohn des Niederländers Vivaldi (v. Krack C-Jazz) hat eine Vollschwester des Olympiahengstes Don Schufro (Finnländerin-Familie) zur Mutter, die 2003 Oldenburger Siegerstute war. Der Fuchs ging einen sehr guten Schritt, galoppierte ebenfalls sehr gut und trabte mit viel Bergauftendenz im Arbeitstempo und in den Wendungen mit gut unter den Schwerpunkt fußendem Hinterbein. Lediglich im auf Körungen gern gesehenen Endgeschwindigkeits-Trab an der langen Seite verriet der Hengst seinen Vater, der nicht gerade für überaktive Hinterbeinsmechanik bekannt ist.
Weitere Prämienhengste in der Übersicht im Prämienlot sind lediglich Oldenburger zugelassen.
v. Quaterback-Stedinger-Lord Sinclair
Platz vier ging an einen großrahmigen Quaterback-Sohn (Z.: Aloys und Christian Hinxlage, Garrel) aus einem alten Oldenburger Leistungsstamm. Die Uthoba-Linie ist nicht nur für Ludger Beerbaums einstiges, wieselflinkes Erfolgspferd Fiagros Boy verantwortlich, sondern stellte mit Utima v. Landadel die Bundessiegerstute, die mittlerweile im Besitz von Familie Bechtolsheimer steht und deren Sohn Polar Bear, Teddy, als große Nachwuchshoffnung gilt. Der Quaterback-Sohn stand nicht zum Verkauf. Er hatte den vielleicht schwungvollsten Trab aller Hengste. Im Schritt mit viel Raumgriff ausgestattet, war der Viertakt nicht immer ganz klar.
v. Florencio-Rubinero-Caprimond
Ein recht jugendlicher Schimmel (Z.: Andrea Warnke, Stuhr), der im Trab hin und wieder andeutete, dass da mehr drinsteckt, als ein Zweieinhalbjähriger zeigen kann. Auch in Galopp und Schritt war der hübsche Hengst einer der Besseren. Der ganz große Zuschnitt fehlte ihm noch. Er wurde für 35.000 Euro von seinen Ausstellern zurückgesteigert.
v. Sir Donnerhall-Florencio-Dormello
Wieder ein weitverzweigter Oldenburger Stamm, der u.a. den ehemaligen Bundeschampion und später international Grand Prix erfolgreichen Exupery hervorgebracht hat. Der Hengst (Z.: Bernd Huslage jr., Essen), ein kompakter Brauner mit viel Hals, war ein formschönes Pferd, mit gutem Trab und Galopp. Im Schritt sicher im Takt aber in Sachen Raumgriff alles andere als ein Kapitalist.
v. Bordeaux-Rosier-Tin Rocco
Aus dem ersten Jahrgang des WM-Finalisten und ehemaligen niederländischen Körchampion Bordeaux v. United-Gribaldi stammte der von der Kommission für prämienwürdig erachtete Braune (Z.: Christoph Tantzen, Butjadingen), den Paul Schockemöhle präsentierte. Er verkörperte einige niederländische Komponenten, viel Knieaktion mit der Tendenz zu rollenden Bewegungen im Trab, einen knappen Schritt. Insgesamt viel Dynamik, aber wenig leichtfüßig.
v. Fürst Romancier-Don Larino-Royal Dance
Für viele Zuschauer eine Überraschung, dass dieser Hengst im Prämienlot landete (Z.: Karl Gerd Padeken, Stadland). Beste Gangart war der Galopp, im Trab wurde der Braune breit und man wünschte ihm mehr Flexibilität im Sprunggelenk. Auch der Schritt war kaum mehr als durchschnittlich.
Einer der teuren Hengste war ein Gribaldi-De Niro-Sohn, den sich Celles Landstallmeister Dr. Axel Brockmann für 150.000 Euro sicherte. Der recht ranke Braune steht noch voll in der Entwicklung. Sein Züchter Maik Kanitzky, Herzberg, ist auch der Züchter von Sir Donnerhall II hoffentlich hat der Mann aus Celle diesmal mehr Glück mit seinem Einkauf. Vor allem dank seiner Darstellung an der Longe, in Oldenburg seit ein paar Jahren fester Bestandteil des Körprozederes, hatte der hochbeinige Jüngling seine Freunde gefunden. Vorbieter war Paul Schockemöhle.
Einen auffälligen Rappen, der in Finnland geboren wurde, sicherte sich für 85.000 Euro die Hengststation Sosath in Lemwerder. Der San Amour-Riant (v. Jazz)-Sohn war zwar im Schritt kein Überflieger, dafür trabte er mit einem genauso kraftvollen wie aktiven Hinterbein, galoppierte gut und war insgesamt eine imposante Erscheinung.
Viele Gespräche beschäftigten sich mit einem weiteren Ausländer, einen Niederländer v. Gribaldi-Clavecimbel-Ferro. Der Rappe, dem in holländischer Manier der Besitzer stets mit einer Rasselbüchse in der Hand folgte, trabt elastisch durch den Körper, immer im Bergauf. Im Schritt trat er ca. einen Huf über. An der Longe hätten sich vieler seiner Fans mehr erwartet was weniger die Qualität als die Vorbereitung des Hengstes anbelangt. Für 72.000 Euro ersteigerte das Gestüt Bonhomme aus Werder bei Berlin den Dunkelbraunen.
Mit einer beispielhaften Ruhe wurden die Hengste im Freispringen und Freilaufen begleitet von einem Team, das immer den richtigen Horse Sense an den Tag legte und auch weniger gut vorbereitete Hengste aus der (vom Aussteller gewollt?) hektischen Grundstimmung in eine angenehme und einer verlässlichen Beurteilung zuträglichen Ruhe brachte.
75.682 Euro kosteten 22 gekörte Hengste, wobei Rückkäufe nicht ausgewiesen wurden (die offizielle Liste finden Sie hier).
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