Rettung des Schenkelbrands – die letzte Chance

Von
Tagung Bundestagsausschuss Thema Tierschutz

(© www.st-georg.de)

In einer öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Vertreter aller Parteien angehören, bekam der Hamburger Dermatologe Prof. Volker Steinkraus Gelegenheit, seine wissenschaftlichen Thesen zum Thema Schenkelbrand vorzustellen.

Es war ein letzter Versuch, den Schenkelbrand zu retten und man muss schon ein großer Optimist sein, um zu glauben, dass auch in Zukunft die Elchschaufel, das Holsteiner oder hannoversche H als Brandzeichen erhalten bleiben.

Laut den Ausführungen von Prof. Steinkraus ist der Heißbrand die pferdegerechtere Art der Kennzeichnung und dem Chip vorzuziehen. Mit anschaulichen Dias belegte Steinkraus, dass der Brand zwar Verbrennungen zweiten Gerades hervorrufe, die aber zu hundert Prozent in kurzer Zeit wieder abheilen und keinerlei Schäden oder Beeinträchtigungen zur Folge hätten. Abbildungen von Gewebeproben zeigten, dass die Epidermis und die Haarwurzeln kaum oder gar nicht durch den Brand geschädigt worden waren. Er zeigte auch anhand von Dias die Verletzungen, die durch herauseiternde Chips hervorgerufen werden und verwies zugleich auf die unsichtbaren möglichen Gewebeschäden im Inneren des Pferdekörpers.

Geladen waren insgesamt acht Experten, es ging in der dreistündigen Anhörung auch um Ferkelkastration und Tierversuche. Mehr als 100 Zuschauer hatten sich im Paul-Löbe-Haus gleich neben dem Reichstag eingefunden, nicht alle fanden Platz auf der Gästetribüne, so dass die Sitzung auch in einen größeren Nebenraum übertragen wurde. Auch vor dem Gebäude hatten sich einige Demonstranten eingefunden, die gegen Massentierhaltung, Ferkelkastration, Heißbrand oder alles zusammen protestierten.

Der Experte des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, bezeichnete den Heißbrand als „ethisch und tierschützerisch nicht vertretbar“ und begrüßte das geplante Verbot. Die Erhaltung des Brandes sei ein reines Verkaufsargument der Pferdezuchtverbände. Auf die Verletzungen, die durch den Chip auftreten können, ging er mit keinem Wort ein.

Der Vertreter des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Born, sprach sich für den Erhalt des Brandzeichens aus und wies darauf hin, dass der Brand das Pferd unverwechselbar mache. Das wurde von einigen Abgeordneten bezweifelt, aber in Verbindung mit Pferdepass und DNA -Analyse, so wie es bereits von mehreren Pferdezuchtverbänden gehandhabt wird, schließlich auch von Schröder zugestanden.

Bei keinem der angesprochenen Themen kochten die Emotionen so hoch wie bei der Diskussion um den Brand. Da unterstellte ein SPD-Abgeordneter Steinkraus flugs Befangenheit, weil er ja auch Militaryreiter und Hannoverscher Pferdezüchter sei, wurde aber umgehend vom umsichtig agierenden Vorsitzenden Hans Michael Goldmann (FDP) zur Ordnung gerufen. „Es interessiert hier nicht, ob Professor Steinkraus auch reitet, er ist hier als medizinischer Experte. Wir haben es hier mit Sachverständigen zu tun und nicht nach persönlichenLebenswegen zu fragen.“

Ob die letzte Anstrengung, den Brand zu erhalten, wirklich erfolgreich sein wird, ist jetzt die Frage. Volker Steinkraus: „Ich glaube, dass wir heute gut gekämpft und auch etwas erreicht haben. Ich bin nicht gekommen, um die Ergebnisse anderer zu bestätigen, sondern um meine eigenen Untersuchungen zu beschreiben. Die haben jetzt jede Menge Material von mir bekommen und ich glaube, wir haben einigen Abgeordneten auch die Augen geöffnet. Dass Wind von vorne kommt, war ja zu erwarten.“

Die endgültige Entscheidung fällt der Bundestag im November.

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