Westfalen Körung 2024: Dressursiegerhengst für 850.000 Euro in die Niederlande

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Bei der Westfalen Körung 2024 erzielte der Siegerhengst v. Vitalis-Fürst Jazz einen Zuschlagpreis von 850.000 Euro. (© Kiki Beelitz)

Bei der Westfalen Körung 2024 wurde ausgiebig gekört und viele Hengsthalter waren in Shoppinglaune in Münster-Handorf. Drei Hengste kosteten in der Auktion mehr als eine halbe Million Euro.

Nein, Berührungsängste kennt man nicht bei westfälischen Körungen, auch nicht bei der Westfalen Körung 2024. Weltoffen ist die Zuchtpolitik und, und das liegt im Fokus in Münster-Handorf, die Käuferschaft. Von 54 Dressurhengsten wurden 80 Prozent gekört, 43 in Summe. Aus deren Kreis wurden 13 Hengste besonders herausgestellt: Acht erhielten eine Prämie, fünf schafften es in den „Endring“ (hier die Übersicht). Aus diesen Fünf wurden Siegerhengst sowie 1. und 2. Reservesieger benannt.

Hannoveraner wird Siegerhengst der Westfalen Körung 2024

Der Sieger ist ein Hannoveraner (Z.: ZG Harms). Der großlinige Fuchs ist in Sachen Typ ein unverkennbarer Sohn seines Erzeugers Vitalis, der mit kraftvoll abfußendem Hinterbein Runde für Runde zu überzeugen wusste, in Trab wie Galopp. Der Dunkelfuchs stammt aus einer Fürst Jazz-Mutter und wurde für 850.000 Euro an die Hengsthaltung Reesink (NED) verkauft. Zuchtleiter und Auktionator Thomas Münch lobte auch die inneren Werte des Champions: Nach Traben in großer Pose präsentierte er sich beim Durchparieren „im gleichen Moment wieder mit gelassenem Schritt, klar im Takt“.

Große Genvarianz und Vivaldi gibt den Ton an

Die 43 gekörten Dressurhengste der Westfalen Körung 2024 hatten 30 verschiedene Väter, die auf neun Hengstlinien zurückzuverfolgen waren. Mit zehn Nachfahren war der Niederländer Vivaldi dabei am häufigsten vertreten. Der Trakehner Gribaldi folgte im Ranking mit sieben Junghengsten, von denen sechs auf Totilas zurückgingen. Auch der Niederländer Zack aus der Linie des Ferro zeigte sieben Nachfahren, denen die Deckerlaubnis erteilt wurde. Es folgten Florestan (6), Donnerhall und Bolero (4) sowie Jazz – über drei Dynamic Dream-Söhne. Romadour II und Sandro Hit komplettierten die Stammväter.

Interessant auch die Vielfalt der Zuchtgebiete: Fünf Zuchtgebiete waren vertreten, davon drei mit Prämienhengsten (Oldenburg und Hannover mit vier, Westfalen mit fünf).

83 Prozent der Auktionshengste verkauft

Der Reservesiegerhengst, ein mit viel Schmelz ausgestatteter Sohn des Toto Gold (Z.: Ruth Volkwein), stand nicht zum Verkauf. Für Zuchtleiter Münch ein Hengst, der dem Champion kaum in etwas nachstand: „Es war wirklich eine hauchdünne Entscheidung“. Der 2. Reservesieger, ein charmanter Brauner v. Zanetti (Z.: Markus Schulze-Finkenbrink), wechselte für 520.000 Euro den Besitzer und wird zukünftig im Ausland zuhause sein. Ein wunderschöner Oldenburger Schwarzbrauner v. St. Schufro wanderte aus dem Endring für 505.000 Euro in einen neuen Stall. 27 gekörte dressurbetonte Hengste kosteten im Durchschnitt 153.037 Euro. Die Verkaufsquote aller Hengste wurde mit 83 Prozent beziffert.

Springsieger bei Westfalen Körung 2024 für Stall Schockemöhle

Die Körquote bei den 32 angetretenen Springhengste lag bei knapp zwei Dritteln. Von 20 gekörten Hengsten mit 19 unterschiedlichen Vätern aus acht Hengstlinien, wurden acht mit einer Prämie bedacht. Im Prämienlot tummelten sich Hengste aus sechs verschiedenen Zuchtgebieten. Neun Zuchtverbände waren insgesamt mit gekörten Hengsten in Westfalen vertreten, wobei Westfalen mit acht Hengsten dominierte.

Dass ein Springpferd Respekt vor den Stangen haben muss, aber auch mal einen Fehler machen darf, ist ein wichtiges Kriterium, so Zuchtleiter Münch. Er lobte die „unheimlichen Reflexe“ des Siegerhengstes Springen, einem Braunen v. Chaccotage Blue (Z.: Joachim Hufenstuhl). Für 200.000 Euro wurde er an die Hengststation Paul Schockemöhle verkauft. Wie der Sieger gingen auch der 1. Reservesieger v. Conthargos und der 2. Reservesieger v. Levi VDL auf den Franzosen Cor de la Bryère zurück. Die Hälfte aller gekörten Springhengste hatten den legendären Halbblüter als Urahn. Diamant de Semilly, Almé und Nimmerdor (über Heartbreaker) konnten jeweils zwei gekörte Nachkommen in Münster Handorf präsentieren.

Das NRW-Landgestüt Warendorf erwarb den Levi VDL-Sohn sowie einen prämierten Schimmel v. Casallco und zwei Dressurhengste. Die Springhengste kosteten im Schnitt 67.067 Euro. Disziplinübergreifend bezifferte sich der Durchschnittspreis für 42 gekörte Hengste auf 122.333 Euro.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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