WM 2022: Analyse der Vaterlinien der Dressurpferde

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(© Pauline von Hardenberg)

Welche Vaterlinien dominieren quantitativ auf dem Dressurviereck der WM in Herning? Zusammengefasst: Rund ein Viertel der Teilnehmer, die dieses Wochenende im Grand Prix an den Start gehen, stammen ursprünglich von einem einzigen Hengst ab.

Und das ist der im Jahre 1939 geborene Vollblüter Furioso (v. Precipitation xx – Son-in-Law xx). Sein Sohn Furioso II (Mutter v. Talisman) ist dieses Jahr in der Abstammung von 15 Pferden präsent, die in Herning am Start sind. Über zwei Hengste ist Furioso II bis in die Gegenwart omnipräsent: über den Rheinländer Florestan I (v. Fidelio – Rheingold) und über den KWPN-Fuchs Jazz (v. Cocktail – Ulster).

Julia Rau

Jazz unter Kirsten Beckers (© Julia Rau)

Florestan I

Die Nachkommen des Florestan I, der nicht weniger als 93 in Deutschland anerkannte bzw. gekörte Hengste zählt, haben auch im Sport große Erfolge- Die bei der FN erfasste Lebensgewinnsumme seiner direkten Nachkommen lautet 2.443.070 Euro. Und das ja vor allem in der Dressur, wo die Preisgelder nicht annähernd so hoch sind wie im Springen.

Durch seinen Sohn Fidermark NRW (Mutter v. Werther) ist Florestan I der Urgroßvater der deutschen Pferde Famoso OLD (v. Farewell III – Welt Hit II) unter Benjamin Werndl und Franziskus (v. Fidertanz – Alabaster) mit Ingrid Klimke.

Außer Franziskus hat Fidertanz (Mutter v. Ravallo) noch zwei weitere direkte Nachkommen bei der Weltmeisterschaft sowie zwei Enkel. Einer davon stammt von Franziskus selbst ab: Feel Good VO (Mutter v. Dimension) mit dem Brasilianer Nuno Chaves de Almeida.

Der Florestan I-Enkel Fürstenball (v. Fürst Heinrich – Donnerhall) ist Vater von zwei WM-Teilnehmern, darunter die Medaillenkandidatin Heiline’s Danciera (Mutter v. De Niro) der Dänin Carina Cassøe Krüth.

von Korff

Franziskus, hier beim CHIO Aachen 2022, wird in Herning zusammen mit einem Sohn am Start sein. (© von Korff)

Jazz

Mit Tineke Bartels vertrat den Furioso II-Urenkel Jazz die niederländische Mannschaft bei der WM 2002. Neben allen sportlichen Erfolgen war er aber vor allem der prägendste Dressurhengst der KWPN-Zucht. Zu seinen erfolgreichsten Nachkommen zählen z. B. der dreifache Europameister von Adelinde Cornelissen, Parzival (Mutter v. Ulft). Außerdem Hans Peter Minderhouds Johnson (Mutter v. Flemmingh), Mannschaftseuropameister 2015, Olympiateilnehmer 2016 und selbst hoch erfolgreicher Vererber (Rang zwei WBFSH-Weltrangliste der Dressurhengste 2021).

Johnson ist Vater von drei WM-Teilnehmern dieses Jahr. Jazz hat ebenfalls noch einen direkten Sohn am Start, den KWPN-Wallach Dutchman (Mutter v. Fantast), der für Irland geht. Ein prominenter Vertreter der Jazz-Hengstlinie bei der WM ist Indian Rock (v. Apache – Vivaldi) mit der Niederländerin Emmelie Scholtens. Sein Vater Apache ist über UB 40 und Olivi ein Jazz-Urenkel. Auch Andreas Helgstrand Jovian ist ein Sohn des Apache, der ja selbst bei den Weltreiterspielen in Tryon am Start war.

Rousseau

Die neun anderen WM-Teilnehmer aus der Furioso II-Linie gehen auf den KWPN-Hengst Ferro (v. Ulft – Farn) zurück. Er war selbst mit Coby van Baalen Olympiateilnehmer und hat Großes für die niederländische Zucht geleistet. So geht bei der diesjährigen WM Juliette Ramels (SWE) Buriel K.H. (v. Osmium – Krack C), Bronzemedaillengewinner 2019 bei der Europameisterschaft in Rotterdam. Vor allem ist Ferro jedoch als Vater des Rousseau (Mutter v. Roemer) präsent.

Rousseau, der letztes Jahr 23. der WBFSH-Weltrangliste der Dressurhengste war, ist mit acht WM-Teilnehmern vertreten.

Dazu zählt allen voran Zack (Mutter v. Jazz), der ja noch ein direkter Rousseau-Sohn ist und mit Nanna Merrald Rasmussen für Dänemark an den Start geht. Zack selbst hat vier Nachkommen in Herning am Start.

Bei zwei weiteren ist Rousseau über Ampère (Mutter v. Flemmingh) im Pedigree vertreten.

Sandro Hit bestätigt seine Stellung als Nummer eins in der Welt

Obwohl die Hengstlinie des Furioso mit Abstand die meist repräsentierte bei der WM ist, stammen die Hengste, die die größte Zahl von Direktnachkommen in Herning haben, nicht aus dieser Linie.

Allen voran bei den Hengsten mit den meisten Nachkommen ist Sandro Hit (v. Sandro – Ramino) zu nennen, letztes Jahr Nummer eins der WBFSH-Weltrangliste der Dressurhengste. Er schickt fünf Söhne, von denen zwei aus einer Brentano II-Mutter kommen, und zwei aus einer Donnerhall-Mutter. Letzteres trifft z. B. auf den Hannoveraner Hengst Salvino zu, der unter Adrienne Lyle für die USA an den Start geht und schon Mannschaftssilber bei den Olympischen Spielen 2021 und der WM 2018 gewann. Aber nicht nur als direkter Vater taucht Sandro Hit in den Starterlisten auf.

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Sandro Hit, hier auf dem Weg zum Weltmeister-Titel der jungen Dressurpferde mit Ulf Möller 1999 in Arnheim. (© Caremans)

Insgesamt gibt es im Dressurviereck von Herning 16 Pferde mit „S-Blut“, vor allem über die Sandro Hit-Söhne Sir Donnerhall I und II (Mutter v. Donnerhall). Ersterer ist mit drei, letzterer mit einem Nachkommen vertreten. Sir Donnerhall II geht außerdem auch selbst mit Morgan Barbançon Mestre für Frankreich.

Stedinger (Mutter v. Landadel) ist Vater von zwei Startern. Und dann ist da noch der Sandro Hit-Enkel Spielberg (v. Sunny-Boy – Krack C), der u. a. den KWPN-Wallach Suppenkasper (Mutter v. Krack C) zeugte, der mit Steffen Peters im US-Team geht.

Landgraf I, Gribaldi und Donnerhall

Die Hengstlinien der WM-Teilnehmer 2022 in der Dressur

Mit acht Nachfahren ist Donnerhall (v. Donnerwetter – Markus) vertreten. Neun sind es bei Gribaldi (v. Kostolany – Ibikus) und zehn bei Landgraf I (v. Ladykiller xx – Aldato).

Das ist bemerkenswert. Die Linie des Ladykiller xx-Sohnes, der ja ähnlich wie Furioso II vor allem in der Springpferdezucht gewirkt hat, ist also zumindest quantitativ die drittwichtigste in dieser WM der Dressurreiter.

So ist der Landgraf I-Enkel Solos Landtinus (v. Landadel – Argentinus) Vater von Tribiani (Mutter v. Michellino), der für Singapur geht.

Lord Loxley (v. Lord Sinclair I – Weltmeyer), dessen Vater ein Landgraf I-Urenkel ist, stellt drei Nachfahren in Dänemark. Ein direkter Sohn ist Sternenwanderer (Mutter v. Ragazzo), der unter Ryan Torkelli für Kanada geht.

Die beiden anderen sind im britischen Team am Start: Glamourdale (v. Lord Leatherdale – Negro), Welmeister der siebenjährigen Dressurpferde von 2018, unter Charlotte Fry, einer der als Kandidat für eine Einzelmedaille gehandelt wird, und Imhotep (v. Everdale – Vivaldi), das neue Grand Prix-Pferd Charlotte Dujardins.

Imhoteps Muttervater Vivaldi, der ja längst Begründer einer eigenen Linie ist (siehe unten), geht über seinen Großvater Flemmingh und dessen Vater Lacapo ebenfalls auf Landgraf zurück. Diesem väterlichen Zweig entspringen sechs WM Teilnehmer. Einer davon ist ebenfalls Teil der britischen Mannschaft: Bubblingh (v. Lingh – Picandt). Lingh ist ein direkter Flemming-Sohn. Er war das erste Championatspferd von Edward Gal, trug diesen 2005 zu Platz zwei im Weltcup-Finale und ging mit ihm bei zwei Europameisterschaften sowie den WEG 2006 in Aachen.

Zurück zu Vivaldi. Über seinen Sohn Vitalis ist er der Großvater eines Medaillenkandidaten, des Westfalen Vamos Amigos (Mutter v. Blue Hors Hotline) mit Cathrine Laudrup-Dufour für Dänemark.

von Korff

Vamos Amigos, hier beim CHIO Aachen 2022, ist ein Vertreter der Hengstlinie von Vivaldi, die auf Landgraf I zurückzuführen ist. (© von Korff)

Gribaldi

Der Trakehner-Hengst Gribaldi, von dessen Linie neun WM-Teilnehmer abstammen, wird zwei direkte Söhne in Herning haben: Greek Air (Mutter v. Florestan I) und Intermezzo van het Meerdaalhof (Mutter v. Balzflug). Ersterer ist in Deutschland mit der Finnin Emma Kanderva gut bekannt.

Der Trakehner Körsieger und Weltcup-Final-Teilnehmer Gribaldi ist zudem Großvater des KWPN-Hengstes Hermès (Mutter v. Flemmingh) über Easy Game (Mutter v. Schwadroneur), der ja auch die Olympia- und Europameisterschaftssiegerin Dalera BB (Mutter v. Handryk) zeugte.

Ein weiterer Urenkelsohn des Gribaldi, der in Dänemark an den Start gehen wird, ist Hot Casanova (v. Blue Hors Hotline – Kostolany). Hot Casanova ist also auf Kostolany ingezogen.

Der prominenteste Gribaldi-Sohn, der bei dieser WM wie Sandro Hit mit fünf direkten Nachkommen vertreten ist, ist aber wohl Totilas. Zu denen zählt Total Hope von Isabel Freese (NOR), der ja nicht nur einen berühmten Vater, eben Totilas, hat, sondern auch eine berühmte Mutter: Weihegold OLD (v. Blue Hors Don Schufro – Sandro Hit). Total Hope gewann letztes Jahr das Finale des Louisdor-Preises. Und beeindruckte jüngst im Grand Prix von Aachen.

Julia Rau

Totilas hat fünf Direktnachkommen bei der WM. (© Julia Rau)

Donnerhall

Ein Evergreen unter den Dressurvererbern ist nach wie vor Donnerhall, in Herning mit acht Nachfahren präsent. Der 1981 geborene Oldenburger, der 121 anerkannte bzw. gekörte Söhne in Deutschland hat, ist zum Beispiel durch De Niro (Mutter v. Akzent II) der Urgroßvater von Dante Weltino OLD (v. Danone I – Welt Hit II), der für Schweden unter dem Sattel von Therese Nilshagen an den Start gehen wird. Muttervater Danone ist übrigens ebenfalls ein De Niro-Sohn.

Weitere – medaillenverdächtige – Donnerhall-Vertreter sind Frederic Wandres‘ Duke of Britain FRH (v. Dimaggio – Rubinstein I) und Marshall-Bell (v. Blue Hors Don Romantic – Michellino) unter Daniel Bachmann Andersen für Dänemark, der in Aachen so positiv aufgefallen ist.

Zwei deutsche Linien mit fünf Vertretern

Rubinstein I (v. Rosenkavalier – Angelo xx) und Quaterback (v. Quaterman I – Brandenburger) sind die beiden weiteren Linienbegründer, die in Herning fünf Vertreter stellen.

Ersterer ist insbesondere über zwei Enkelsöhne des Grand Prix Hengstes Romanov (v. Rohdiamant – Grundstein II) vertreten: Romantic P (v. Rosenstein – Fuerst Heinrich) und Sandbaeks Rio El (v. Skovens Rafael – De Noir).

Quaterback, das letztes Jahr verstorbenen Aushängeschild des Landgestüts Neustadt/Dosse, ist mit vier direkten Kindern in Herning dabei. Dazu zählen etwa Isabell Werths Quantaz (Mutter v. Hohenstein) oder auch Touchdown (Mutter v. Sack), der vom Schweden Patrik Kittel geritten wird.

Björn SchröderQuaterback, der letztes Jahr gestorben ist, ist mit vier Nnachkommen und einer Enkelin in Herning vertreten.

Diese sieben Stempelhengste sind also für rund 82 Prozent der WM-Teilnehmer verantwortlich. Das bedeutet im Umkehrschluss, 17 Pferde stammen aus anderen Hengstlinien, von denen die des Lusitano-Hengstes Xaquiro heraussticht. Er hat drei Enkelsöhne am Start.

Die „definitive entries“ für die WM in Herning finden Sie hier

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