WM Junge Dressurpferde: Hormonelle Totalausfälle

Von
Vivaldo KWPN v. Polansky

Die größte Hengstschau Europas, das waren die Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde des öfteren. Der Trend vom letzten Jahr, in dem ein Wallach und eine Stute dieRennen um die Titel machten, scheint anzuhalten: Nach dem fünfjährigen Wallach Desperado siegte nun die Stute Diamantenbörse bei den Sechsjährigen. Viele der im Vorfeld hoch gehandelten Hengste waren nicht davon zu überzeugen, als ordentliche Patrioten im Viereck Ehre für Deutschland, repsektive ihr jeweiliges Zuchtgebiet einzulegen. Manch ein routinierter Reiter mutierte zum Beifahrer.

40 Pferde mit jeweils fünf Noten zu beurteilen und das dann auch noch so, dass eine deutliche Rangierung unterm Strich dabei herauskommt, ist kein einfaches Unterfangen. Das bewies die Richtergruppe (Eric Lette SWE, Elisabeth Max-Theurer AUT, Isabelle Judet FRA, Dr. Dietrich Plewa GER), die zunächst in der stark besetzten ersten Gruppe zurückhaltend in der Notenvergabe war, dieses Verhalten aber im zweiten Abschnitt der Prüfung ablegte. Zwei Pferde gemeinsam auf Platz zwei, zweimal Rang fünf und ein Unterschied von 24 Hundertsteln zwischen Platz zwei und  Platz neun. Sagen wir mal so, es ist noch alles drin und nichts entschieden bei den Sechsjährigen. Einen starken Auftritt hatte das Schlitzohr der WM 2007: Der KWPN Hengst Vivaldo v. Polansky war als Fünfjähriger vor allem durch spektakuläre Bock-Eskapaden aufgefallen und war dann über das Kleine Finale in die Titelentscheidung gelangt. Diesmal spannte sich der schicke Dunkelbraune nur leicht und ging dann unter Mirelle van Kemenade-Witlox eine gleichmäßige Runde mit Höhepunkten im Galopp. Ein fleißiges Pferd, das im Schritt allerdings kaum mehr als einen Huf übertrat und dafür immer noch eine 7,8 bekam, wohl wegen des klaren Viertakts. Die fliegenden Wechsel gelangen gut, der zweite war nicht ohne Spannung. (8,22, Platz zwei)
Klarer Höhepunkt des Ritts von Brigitte Wittig und dem Westfalen Bertoli W v. Breitling war die Galopptour mit routinierten fliegenden Wechseln, auch wenn die Kruppe hätte tiefer sein dürfen. Im Trab, für den es immer noch eine 8,4 gab, hätte Bertoli energischer gehen müssen. Aber Brigitte Wittig ist bekannt dafür, dass sie im Finale noch einmal einen ganz anderen Knopf finden und auch betätigen kann. (8,22, Platz zwei).
Mit Spannung war der Auftritt der Championesse des Vorjahrs, Cayenne W v. Carabas, unter Susan Pape (GBR) erwartet worden. Und diese Spannung konnte man der Stute auch zunächst ncoh anmerken. Bei der Grußaufstellung stand sie nicht still, konzentrierte sich aber im Trab sofort wieder und begann äußerst verheißungsvoll. Bis zum Schritt sah alles nach einer klaren Titelverteidigung aus.
Doch im Schritt hielt sich die Stute fest, begann vorne zu stapfen, sprich sie trat nicht mehr dorthin, wohin die Vorderbeine zunächst zeigten. Im Galopp ließ Cayenne dann schnell wieder los, einzig vor dem ersten fliegenden Galoppwechsel galoppierte die Stute traversartig, so dass das Publikum noch einmal die Luft anhielt. (8,28 Platz vier).
Das Viereck stellte manch einen Kandidaten vor Probleme: Der hannoversche Hengst Londontime v. Londonderry wieherte unter Wolfhard Witte mehr oder weniger permanent, sein Zuchtgebietskollege Dramatic v. Don Frederico staunte gleich mehrfach unter Jana Freund und der KWPN-Wallach Valentino S v. 00 Seven stieg minutenlang am Einritt und beendete die Prüfung nach der spektakulärsten Trabverstärkung des Tages mit einer 4,24 – zu ärgerlich, dass Schritt und Rittigkeit auch eine Rolle spielen…
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