WM junge Dressurpferde: Zwei Oldenburger in Front

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Desperado OLD v. Dressage Royal mit Nadine Plaster auf dem Weg zur Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde 2008. (© www.st-georg.de)

Zwei Oldenburger auf den ersten beiden Plätzen, ein Schwede und eine Hannoveranerin ex aequo auf Platz drei und dann ein Däne und ein weiterer Hannoveraner – so lautet das Ergebnis der Finalqualifikation bei der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde in Verden. In der Spitze solide, aber ohne das ganz große Gänsehautpferd, so stellten sich die Youngster bei sengender Sonne dar.

Unangefochten standen die deutschen Pferde ganz vorn in der Finalqualifikation. Am Sieg des Oldenburgers Desperado v. Dressage Royal ging kein Weg vorbei. Das ehemalige Spitzenpferd der Vechtaer Eliteauktion ging unter Nadine Plaster eine makellose Runde. Dass der Rappe im direkten Anschluss an die Doppel-Bundeschampionesse Silberaster gehen musste, erwies sich als Vorteil: Desperado war klar das bessere Pferd in dieser Prüfung. Er gingausbalanciert in guter Selbsthaltung und mit viel Fleiß. Sein Halten und Rückwärtsrichten zählte zum Besten des Tages. Der Rappe ist in jeder Phase bergauf und eins mit seiner Reiterin Nadine Plaster, die ihre WM-Erfahrung mit den Baden-Württembergern FBW Dejavu und Alassio voll ausspielen konnte. Der gerechtfertigte Lohn für die harmonische Vorstellung: 8,76 – 0,24 Zähler besser als die Zweitplatzierte Silberaster. Im Gesamteindruck zogen die Richter, die weitestgehend verständlich und nachvollziehbar urteilten die 9,0.
Helen Langehanenberg konnte mit Silberaster v. Sandro Hit vor allem im Schritt (9,0) punkten. Da schritt die Oldenburger Siegerstute gelassen durchs Viereck. In der gesamten Trabtour war das Pferd nicht genug vor dem treibenden Schenkel, man wünschte sich besseres Abfußen und eine konstantere Anlehnung. Im Galopp waren die Juroren recht streng: 8,0 – das hätte mehr sein müssen.
Waren die Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahren in der Spitze vor allem eine Rallye der besten Hengste Europas, vornehmlich aus deutscher und niederländischer Produktion, hatten diesmal Stuten und Wallache das Sagen. Dass die beiden niederländischen Abonnement-WM-Finalisten Hans Peter Minderhout und Edward Gal in Hogkong sind. Ersterer, weil er dort reiten soll und Letzterer, weil er seinem Freund mit Rat und Tat zur Seite stehen will, schlug sich in der Platzierung der niederländischen Pferde nieder: Erst auf Platz acht landeten in trauter Gemeinsamkeit der PAVO-Cup-Sieger (so etwas wie der Bundeschampion der Niederlande) Wynton v. Jazz unter Madeleine Witte-Vrees und die Stute Wolly Ann v. Stravinsky xx mit Christa Laarakkers mit einer 8,2.
Für Dr. Ulf Möller ist Verden stets ein gutes Pflaster. Der Vermarkter der P.S.I.-Dressurpferde ritt in diesem Jahr die formatige Hannoveraner Stute Donna Weltina v. Don Frederico. Die ursprünglich als Reservepferd nominierte Stute guckte einmal an der kurzen Seite vor den Richtern, die sie aber dennoch mochten. Als die Endnote 8,5, Platz drei, bekannt gegeben wurde, da gab es Gelächter und Diskussionen unter dem fachkundigen und zahlreichen Publikum. Den Galopp der Stute wünscht man sich deutlicher bergauf, trotzdem zogen die Juroren eine 8,8. Schon früher am Vormittag, als die Temperaturen noch im angenehmen Bereich um die 20 Grad lagen, hatte der schwedische Champion SCharmeur, ein Sohn des Trakehners Schwadroneur aus einer Napoleon-Mutter unter der Schwedin Malin Rinne eine 8,5 erhalten. Leider stützte sich der Wallach konstant auf die Reiterhand und zeigte null Maultätigkeit.
Gab es ein Resultat, das Kopfschütteln auslöste, dann der vierte Platz des proppren dänischen Wallachs Atterupgaards Cassidy v. Caprimond-Donnerhall. 8,4 bekam der Fuchs, der mal hier guckte, mal dort nicht hinging und insgesamt so aussah, als wäre er ein ganz nettes Pferdchen, mit dem die Kinder mal eine A-Dressur versuchen könnten. Von ganz anderer Machart ist da der Trakehner Imperio v. Connery. Der ehemalige Reservesiegerhengst ist Landbeschäler in Schwaiganger und auch stationiert bei seinem Aufzüchter Hubertus Poll. In diesem Jahr reitet Anna-Sophie Fiebelkorn den schmucken Braunen, der über weite Strecken sehr harmonisch ging. Nur im Galopp muss er die Kruppe noch mehr senken. Vielleicht ein Kraftproblem, denn beim Durchparieren zum Halten, so geschickt das die Reiterin auch machte, offenbarte der im Rechteck stehende Buddenbrock-Sohn die Tendenz, das Hinterbein weit herauszustellen. Mit einer 9,2 für den Trab war der Trakehner in dieser Gangart das höchst bewertete Pferd der Konkurrenz, Gesamtnote: 8,36.
Vier Hundertstel dahinter rangierte der wuchtige Wells Fargo v. Welser. Das ehemalige Verdener Auktionspferd war der große Unbekannte, weil niemand den Wallach auf den beiden Sichtungsterminen zu Gesicht bekommen hatte. Hintergrund: Reiterin Kathrin Meyer zu Strohen hatte einen Krankenhaustermin und hatte die beiden Selektoren, Bundestrainer Holger Schmezer und Grand Prix-Richter Heinz Lemmermann, zu einem Sondertermin im Vorfeld gebeten.
Zwei finnische Reiterinnen komplettierten die Platzierung: Mikaela Soratie mit Royale de Topaz, einem finnischen Hengst v. Royal Dance und Stella Hagelstam mit dem Oldenburger Fernet v. Fürst Heinrich (8,12). Hagelstam ritt unkonzentriert und man möchte sagen naiv durchs Viereck, patzte sich so durch die Prüfung. Ihr schicker Rapphengst war die Überraschung im Viereck. Ohne Fehler sollte da noch einiges mehr gehen. Als Zwölfte sicherte sich die Niederländerin Emmelie Scholtens mit dem Flemmingh-Sohn Westenwind den Startplatz für Finale am Samstag. Allerdings ging der KWPN-Hengst nicht eine Sekunde über den Rücken. Der bescheidene Schritt, die Rhythmusprobleme im Galopp und das wenig aktive Hinterbein in der Trabverstärkung ließen die 8,06 als recht hohe Bewertung erscheinen.
Ungehorsam, wenn nicht widersetzlich, zeigte sich ein im Vorfeld hochgehandelter Kandidat aus dem deutschen Aufgebot: Vize-Bundeschampion Rock Forever, ein Westfale v. Rockwell, wird in dieser Saison nicht mehr von Henrike Sommer sondern von Oliver Oellrich geritten. Fünfmal sprang der Hengst zur Seite, mal sehen, wie das im Kleinen Finale morgen nachmittag funktioniert. Enttäuschend war der Auftritt von Jana Freund und dem westfälischen Hengst Fürst Fantasy v. Fürst Heinrich: Die Trabtour laufend, der Galopp nett, das ganze bei häufig verkantetem Genick. Mehr als eine 7,2 war da nicht drin.
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