Eine Schwedin, die niemand auf der Liste hatte, ein Däne mit
einem Monsterabstand und Richter, die zum Ende der Prüfung das fröhliche
Spielchen „Notenwerfen“ veranstalteten – die Qualifikationsprüfung zur
Weltmeisterschaft der sechsjährigen Pferde hatte einiges zu bieten.
Der Sieg ging an die Vizelweltmeisterin des Vorjahrs, die dänische Stute Uno Donna Unique v. Don Schufro-Falkland unter Andreas Helgstrand. Die Richter wollten die schweißnasse Dunkelfuchsstute vorne sehen: 10 für den Trab, 9,5 für den Schritt, 9,0 für den Galopp, 9,3 für die Durchlässigkeit (und das trotz eines nicht gelungenen zweiten fliegenden Wechsels), schließlich 9,5 für den Gesamteindruck Dressurbewertungen im Totilas-Zeitalter wenn schon, denn schon! Die Stute, die in ihrem Heimatland in jeder Altersklasse alles gewonnen hat, was ein Pferd in Dänemark gewinnen kann, war unbestritten die beste in dem hochklassigen Feld. Aber, dass sie mit einem Abstand von 0,35 vorne stehen musste, das war sicherlich ein bisschen heftig. Die Trabtour war überzeugend: Ein schwingender Rücken, beeindruckende Trabverstärkungen aus kraftvoller Hinterhand entwickelt, in den Traversalen gab es vielleicht minimale Schwungeinbußen zu verzeichnen, aber das war schon wirklich gut. Das Pferd hat sich deutlich zum Vorjahr verbessert, muskulär und auch was das Nervenkostüm anbelangt. Ihr Schritt beeindruckt: Wenn Uno Dona Unique auf die Diagonale abbiegt, dann dürfte die auch doppelt so lang sein. Satt sehen kann man sich an dem Schritt nicht. Mit 9,46 geht die Stute als Favoritin ins Finale am Sonntag.
Lange Zeit hatte Andreas Helgstrand mit dem Titelverteidiger Driver v. Romanov-Don Schufro geführt. Der Fuchs allerdings sieht noch aus wie im Vorjahr: ein dünnes Hälschen und auf Anschlag gespitzte Ohren. Für eine durchgehend passageartig und das ist noch milde ausgderückt – gerittenen Trabtour mit Verstärkungen, bei denen das linke Vorderbein höher fußte als das rechte, hatten die Richter die 9,4 gezogen. Für den Galopp gar eine 9,8 dabei hatte Helgstrand sicherheitshalber auf einen erkennbaren Tempounterschied beim zum Schluss der Aufgabe geforderten Mittelgalopp auf der Zirkellinie verzichtet. Beim Rückwärtsrichten bekam der dänische Warmblüter die Füße kaum aus dem Sand, kroch mehr zurück als dass er schritt. Diese Spannung zog sich auch durch die anschließende Schritttour, in der Driver anzackelte, nicht balanciert ging, was sich dann in einer festhalten! 6,9 niederschlug. Spätestens mit dieser Note hatten sich die Richter somit nach knapp der Hälfte der Pferde von ihrer stringenten und nachvollziehbaren Linie verabschiedet. Die, die den ritt mochten sprachen von Grand Prix-Potenzial interessanter Weise ein Begriff, der besonders dann die Runde macht, wenn ein Pferd verspannt ist und nicht über den Rücken geht. Driver wurde schlussendlich mit einer 8,56 Fünfter.
Als letzte Starterin profitierte Eva Möller mit dem Hannoveraner Hengst Soliere v. Sandro Hit-Donnerhall etwas von den Spendierhosen, die die Richterschaft mittlerweile angelegt hatte: Der große Rapphengst startete mit einem sicheren, annähernd perfektem Halten, wurde von seiner routinierten Reiterin im frischen Vorwärts durch die Lektionen geführt. In Bezug auf Takt und Schwung war das eine Spitzenrunde, allerdings hat der Rappe die Tendenz mit hohem Sprunggelenk zu traben. Trab: 9,4, Galopp: 8,9, Schritt: 9,0, Durchlässigkeit: 9,0, Gesamteindruck: 9,3. Mit einer 9,12 wurde das Paar Zweite. Möllers erstes Pferd, der Westfale Blickpunkt, im vergangenen Jahr WM-Bronzemedaillengewinner und Bundeschampion, hatte einige Kleinigkeiten in der Prüfung und wurde mit 8,5 Siebter (Trab: 9,0, Schritt: 8,6, Galopp: 8,2, Durchlässigkeit: 8,0, Gesamteindruck: 8,7). Da ist noch mehr drin, gibt sich Möllers Ehemann Ulf, der selbst schon Sandro Hit zu Weltmeisterehren geritten hat, optimistisch. Auch Blickpunkt hat sich deutlich weiterentwickelt, hat an Tragkraft gewonnen und im Trab noch einmal an Ausdruck gewonnen ohne dass die Frage nach Passage oder Trab aufkommt!
Die schwedische Stute Deja v. Silvano (KWPN v. Rubinstein-Cocktail) hatte niemand auf der Liste. Umso größer war der Jubel, als diese vermeintliche No Name-Teilnehmerin als Führende das Viereck verließ. Die großrahmige Stute ist noch im Besitz ihrer Züchterin, die das Pferd mit Bedacht der Reiterin Anna Svanberg zur Verfügung gestellt hat. Anna ist so vorsichtig mit den Pferden, sie hat eine so weiche Hand und jede Woche geht sie mehrmals mit den Pferden in den Wald. Das sieht man diesem Paar an. Die großen Augen der Stute leuchten förmlich aus ihrem herrlichen Gesicht. Und die Gesichter der Zuschauer fangen spätestens dann zu leuchten an, wenn Deja antrabt. Da federt alles, eine Tänzerin, ein Naturtalent, das allerdings in der Trabverstärkung noch etwas schnell wurde (Trab: 8,9, Schritt: 8,7, Galopp: 8,9, Durchlässigkeit: 8,8, Gesamteindruck: 8,9). Im Schritt entspannte sich das Pferd sofort, kam zum Schreiten. Als die Noten (Gesamt: 8,84) bekanntgegeben wurde hüpfte ein blau-gelb gewandeter schwedischer Fanhaufen rund um die Züchterin. Die Tränen liefen auch bei der Reiterin, die erstmal ihr kleines Kind auf den Arm nahm.
Draußen auf dem Abreiteplatz war Jessica Werndl noch fleißig bemüht, den Hals ihres Hannoveraners so rund wie möglich zu machen, im Prüfungsviereck hatte er dann die Nase vor der Senkrechten und wurde in gutem Vorwärts vorgestellt 9,4 für den Trab des Rosentau-Escudo-Sohns, damit hatte nicht jeder gerechnet. Das Rückwärtsrichten zählte zu den besten der gesamten Prüfung, der Galopp könnte mehr Ausdruck haben, auch die Wechsel waren gehorsam, nach der Galopptour parierte Redford in bester Grand Prix-Pferde-Manier zum Schritt durch, um dann noch einmal in den Trab gebeten zu werden. (8,82/Platz vier).
Nur zwei niederländische Pferde gelangten ins Finale. Der Hengst Zhivago v. Krack C-Jazz unter Theon Hanzon landete auf Platz sechs (8,54). Der Dunkelbraune ging mit hoher Halseinstellung durch die Prüfung. Im Trab konnte man meinen, dieser Teil sei auf Fehler/Zeit ausgeschrieben, so schnell jagte der hochaufgeschossene Niederländer den Hengst durch die Prüfung (Trab: 8,2, Schritt: 8,5, Galopp: 9,0, Durchlässigkeit: 8,2, Gesamteindruck: 8,8). Hinter Blickpunkt wurde der dänische Hengst Skovens Rafael unter Lotte Skaerbek Achter (8,46). Der Romanov-Don Schufro-Sohn, auch 2009 schon im Finale, galoppierte sehr gut, in seinem Maul aber herrschte Totentanz, da tat sich nichts. Erst als er sich nach der letzten Grußaufstellung beim aufbrausenden Applaus der großen dänischen Fangemeinde freimachen wollte, konnte man sehen, dass die Nüstern-Maul-Partie nicht nur deutlich hörbar atmen, sondern sich auch bewegen konnte (Trab: 8,1, Schritt: 8,0, Galopp: 9,2, Durchlässigkeit: 8,3, Gesamteindruck: 8,7).
Aus dem dänischen Gestüt Blue Hors war die ehemalige Oldenburger Siegerstute Rebelle v. Don Schufro-Regazzoni mit einer Wildcard ins deutsche Team gekommen. Unter der Blue Hors-Bereiterin Maria Andersen zeigte die Fuchsstute eine gleichmäßig gute Runde mit sicheren fliegenden Wechseln und einem von den Richtern nicht allzu vorteilhaft bewerteten Schritt (Trab: 8,3, Schritt: 7,5, Galopp: 8,9, Durchlässigkeit: 8,6, Gesamteindruck: 8,7). Zwischen ihrem Platz neun (8,4) und Platz fünf (8,56) liegen gerade einmal 1,4 Zähler. Die Weltmeisterschaft ist noch längst nicht entschieden, selbst wenn Uno Donna Unique sicherlich als Favoritin ins Rennen geht. Auch der Hannoveraner Wallach Du Soleil v. De Niro-Caprimond, den die Österreicherin Saskia Lieben-Seutter für die deutsche Abordnung vorstellte, kann noch weiter nach vorne kommen. In der Qualifikation (8,38) landete der Dunkelfuchs auf Rang zehn (Trab:8,8, Schritt: 8,6, Galopp: 8,0, Durchlässigkeit: 8,0, Gesamteindruck: 8,38). Elfte wurde der KWPN-Hengst Zamora v. Krack C, dem man den Hengst auf den ersten Blick nicht ansieht, unter Lynne Maas (Trab: 8,3, Schritt: 8,0, Galopp: 8,2, Durchlässigkeit: 8,4, Gesamteindruck: 8,4, Total: 8,26).
Das Dutzend der Qualifizierten komplettiert der Hannoveraner Wolkenstein II-Sohn Watulele, auch er kennt das Verdener Viereck aus dem Vorjahr. Der von Esther Maruhn solide vorgestellte Fuchs musste als einer der Ersten in die Prüfung, was seinen Notenschnitt von 8,14 sicherlich nicht hat in die Höhe schnellen lassen (Trab: 8,2, Schritt: 7,7, Galopp: 8,6, Durchlässigkeit: 8,0, Gesamteindruck: 8,2).
Gewinner der Weltmeisterschaften sind bisher die Skandinavier, namentlich das dänische Gestüt Blue Hors: Deren Oldenburger Stempelhengst Don Schufro, Spross des berühmten Finländerinnen-Stamms, hat zwei Kinder und drei Enkel im Finale der Sechsjährigen. Drei Dänen und die schwedische Drittplatzierte stehen sechs deutschen Pferden gegenüber vier Hannoveraner, ein Oldenburger und ein Westfale. Zweimal ist das niederländische KWPN als Zuchtverband verzeichnet. Die Hengstlinie des Rubinstein ist mit vier Nachkommen vertreten, Donnerhall mit drei, Krack C mit zwei und Weltmeyer, Bolero (Belissimo) und Sandro Hit mit jeweils einem Finalisten.
Hoffnung auf einen Ritt am Sonntag kann sich über das kleine Finale noch Ingrid Klimke mit dem Westfalen Dresden Mann v. Dresemann machen. Ihre Runde, einmal mehr die Demonstration guter Ausbildung und schönen Reitens, landete auf Rang 14 (8,06). Dieselbe Note erzielte Christin Schütte mit dem Hannoveraner Hengst Eloy v. Earl. Chancen dürfte auch der KWPN-Hengst Ziesto v. Lancet haben, der häufig wieherte und mit 8,04 Sechzehnter wurde. Übrigens ex aequo mit Zolena v. Sir Sinclair (KWPN) auch diese hochbeinige Stute hat Finalformat.
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