Er hat längst nicht alles gegeben und dennoch locker gewonnen: Der Brite Michael Eilberg ritt die Fürst Heinrich-Tochter Woodlander’s Farouche unangefochten an die Spitze der 35 Bewerber um die Weltmeisterschaft der Sechsjährigen. Der britischen Hannoveranerin auf den Fersen: Ein Niederländer und eine Bayernstute.
Was soll man sagen: Der Schritt eigentlich ideal (9,8), der Trab heute locker, dynamisch, ausbalanciert, auch in den Seitengängen, bei denen die imponierende Weltmeisterin des Vorjahrs weder Takt noch Kadenz verlor. Dass es nur eine 9,4 in dieser Gangart gab, mag dem Umstand geschuldet sein, dass Eilberg wohl wissend, dass man ja noch ein Ass im Finale aus dem Ärmel zaubern können sollte die herrliche Britin in den Verstärkungen noch nicht voll ausritt. Auch der Galopp war einfach so, wie er sein soll (9,5), beide fliegenden Wechsel imponierend gerade und nach oben durchgesprungen. In vier Jahren in Rio muss Valegro sich teamintern warm anziehen, so er dann noch Brite ist. Lediglich der letzte Übergang vom Galopp zum Trab gelang zu spät, was eine Durchlässigkeitsnote von 8,9 zu Folge hatte. Trotzdem zweifelt wohl kaum einer daran, dass am Sonntag beim Finale das God save the Queen für die beim britischen Hannoveraner Verband registrierte Stute, deren Vater und Großvater beide Weltmeister der Jungen Pferde waren, gespielt wird. Wer diese und viele andere sehr gute sechsjährige Pferde sehen wollte, musste früh aufstehen. Von wegen, der frühe Vogel kann mich mal. Das Feld der Sechsjährigen ist stärker als das der Fünfjährigen. Auch diese Richtergruppe griff in die Vollen, zog hohe Neunernoten genauso wie eine 4,0. Lediglich Pferden, die sich mit den fliegenden Wechseln schwer taten, immerhin eine ganz zentrale Anforderung in Klasse M, wurde diese Schwäche nicht zu stark angekreidet.
In die Sphäre über 9,0 konnte noch ein Pferd eintauchen, der KWPN-Wallach Borencio. Der braune Wallach, Champion in seiner niederländischen Heimat, war schon 2011 im Finale. Emmelie Scholtens, die Frau Nummer eins in den Niederlanden wenn es um die Darstellung junger Dressurpferde geht, präsentierte den abgedrehten Braunen in bewährter Manier: Das Pferd trabt mit viel Ausdruck, lediglich die verkrampfte Oberlippe mit freiem Blick aufs Zahnfleisch lässt die Vermutung zu, dass da der Sperrriemen ordentliche Dienste leistet. Lediglich nach dem Rückwärtsrichten entspannte der Florencio-Sohn seine Lippe einmal. Das Pferd trabte mit viel Kadenz (8,9), galoppierte einmal kurz in der zweiten Trabverstärkung an. Sein Schritt sucht Seinesgleichen: viel Bodengewinn, dabei im Takt, auch noch vorm Angaloppieren (9,6). Im Galopp zogen die Richter Susanne Baarup (DEN), Annette Fransen Iacobaeus (SWE), Maja Stukelj (SLO) und Marietta Sanders van Gansewinkel (NED) eine 9,2. Borencio springt immer im Bergauf. Der erste Galoppwechsel gelang, wenn auch mit wenig Ausdruck, der zweite nach rechts gelang etwas besser.
Eine kleine Überraschung ist Platz drei des besten deutschen Pferdes, der bayerischen Stute Novia v. Stedinger-Alabster. Die schicke Braune hat den Talentschwerpunkt klar im Trab (9,0). Leichtfüßig und ausbalanciert mit flüssigen Seitengängen und gutem Kreuzen in den beiden geforderten Traversalverschiebungen und einer guten Rahmenerweiterung in den Verstärkungen. Auch im Galopp trug sich die Stute, war immer in der Balance, sprang die fliegenden Wechsel sicher und flüssig auf die Hilfe mit dem Selbstverständnis eines guten Dressurpferdes. Zu Recht wurde dieser Ritt mit der höchsten Ausbildungsnote, 9,3, belohnt. Insgesamt 8,74.
Ein Zehntel dahinter in der Ausbildungsnote (9,2): Der westfälische Landbeschäler Sunday NRW v. Sandro Hit-Donnerhall, insgesamt Vierter (8,7). Der Rappe hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, ist reifer geworden, schwingt mehr. Anja Wilmzig hatte ihn jederzeit vor den Hilfen, das Pferd arbeitet von hinten über den Rücken. In der Linkstraversale hätte man sich etwas mehr Biegung wünschen können, die zweite nach rechts gelang sehr gut. Die Trabtour war wie aus einem Guss (9,1.)Lediglich im Schritt ist der Herrgott etwas geizig gewesen: geregelt, auch mit Übertritt (7,5). Im Galopp dann eine schlicht und einfach sehr gute Darstellung (9,0), vielleicht hätten die Wechsel etwas kraftvoller sein können andererseits waren sie ausbildungsgemäß nahezu perfekt: ohne jede Spannung, locker vom Schweif bis zur Nasenspitze und richtig gerade!
Ex aequo auf Platz vier: Der KWPN-Hengst Bordeaux aus dem Besitz von Paul Schockemöhle. Er wurde von Eva Möller geritten, die mit ihm zur niederländischen Abordnung zählt. Möller hatte die Qualifikationsturniere in den Niederlanden mit dem ehemaligen Körchampion geritten und war von dem KWPN berücksichtigt worden. Und der Braune Krack C-Enkel v. United-Gribaldi gab sich alle Mühe, zu begeistern. Er ist ein komplettes Pferd, im Trab mit aktivem Hinterbein, das nie zu breit fußt, sondern immer unterm Schwerpunkt ist (9,3), guter Bergaufgaloppade (8,8), wobei die Wechsel noch im Werden sind gut, gehorsam, spannungsfrei aber noch nicht mit dem allerletzten Ausdruck. Ein bisschen wurde die Vorstellung von dem häufig unruhigen Schweif dieses beeindruckenden Braunen getrübt, der im Schritt trotz gutem Takt und Raumgewinn mit 8,0 bewertet wurde. Vielleicht ist im Finale in dieser Grundgangart noch Luft nach oben.
Die Abstammungen waren variantenreicher als bei den Fünfjährigen am gestrigen Donnerstag. Bei den Hengstlinien dominierte Sandro Hit mit neun Söhnen oder Enkeln, darunter dreimal Sir Donnerhall. Dessen Vollbruder Sir Donnerhall II wurde mit dem Dänen Thomas Sigtenbjerggaard Neunter (8,42), der dem Braunen spektakuläre Trabmomente entlockte (9,3), aber im Schritt waren nicht mehr als großzügige 7,8 drin. Achtmal war Florestan der Hengst im Hintergrund, neben Siegerin und Zweitplatziertem auch beim 2011er Bundschampion, dem Oldenburger Siegerhengst Fürstenball, der unter Ines Westendarp im Trab (9,0) harmonisch begann, auch im Schritt gut ging (8,8), aber im Galopp deutlich absackte: Kein Überstreichen, der erste Wechsel komplett verunglückt, der zweite nachgesprungen 7,8 für den Galopp und 7,6 für die Durchlässigkeit waren da noch recht generös wohl weil das Paar in den ersten beiden Dritteln der Aufgabe einfach so schön zusammen waren Platz elf. Fünf Pferde gingen auf Donnerhall im Vaterstamm zurück, so auch der achtplatzierte De Champ v. Daddy Cool unter Anja Engelbart, Bereiterin von Paul Schockemöhle. Das Paar ritt eine Runde wie fürs Ausbildungsvideo. Ärgerlicherweise zackelte der Hengst einmal im Schritt an (8,44).
Jenseits der Riege der üblichen verdächtigen Dressurväter steht Hermes, ein schwedischer Hengst, der selbst einmal unter Anna Svanberg in Verden im Finale stand. Dieselbe Reiterin zeigte wie schon im Vorjahr dessen Sohn Bellman. Ein Fuchs mit sehr gutem Schritt (9,0), der die Tendenz zum falschen Knick hat, aber gehorsam und auch dynamisch genug seine Runden zog. Er wurde Sechster (8,6). Dahinter kam der Däne Jim Rasmussen mit dem mächtigen Wallach Samba King v. Sandro King-Lancet (8,57), ein Pferd, das äußerst kadenziert trabte (9,0). Gleich zwei Neuner-Noten, Trab (9,2) und Galopp (9,1) erzielte der kleine Johnson-Quattro B-Wallach Boston aus dem Besitz von Hans Peter Minderhoud. Marieke van der Putten ritt den Rappen, der im Schritt nur eines ist: begrenzt. Da fehlt es an Elastizität und erst recht am Schreiten (7,4). Im Trab aber guckt man zweimal hin, wenn der Gummiball durchs Viereck federt. Zwölfte wurde Emmelie Scholtens mit dem in den Niederlanden geborenen Santo Domingo v. Samba Hit II-Flemmingh. Ihm half die 8,7 für den Trab zu einer Endnote von 8,2.
Und dann war da noch Folgendes …
Im vergangenen Jahr noch Fünfter, zählte der KWPN-Hengst Bon Bravour v. Painted Black im Vorfeld zu den Mitfavoriten, zumindest auf eine Medaille schließlich ist da ja Woodlanders Farouche. Mit dem Belgier Tom Franckx kam das Pferd herein und war nur noch ein Schatten seiner selbst: Wackelig, unausbalanciert, im Hinterbein schleppend, permanent verworfen im Genick diese Runde war nichts (7,06/Platz 27). Zu einem Desaster wurde der Auftritt des Hannoveraners Der Designer. Der gekörte Rapphengst, 2011 Spitzenpferd der Kasselmannschen Edel-Auktion PSI mit einem Zuschlagpreis von 1,1 Millionen Euro, wurde von der Ukrainerin Inna Tzydrenkova durch das Viereck gesteuert. Sie zog dem Pferd, das mit dem schicken Emblem seines ehemaligen Besitzers auf der Schabracke an den Start ging, den Kopf unentwegt hin und her. Seine phänomenalen Trabverstärkungen konnte der De Niro-Sohn dennoch zeigen, doch nach dem Schritt war Schluss. Nahezu eine komplette Runde, gut 140 Meter lang, versuchte die Dame den schwarzen Schönling zum Galopp zu überreden allein, das Paar verstand sich so gar nicht. Erst erklang die Glocke für Verreiten, dann verzichtet Inna Tzydrenkova.
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