WM Verden: Zweiter Titel für Sezuan, Silber für Belantis

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Konkurrenz bekommen sie dann möglicherweise von dem Bronzemedaillengewinner, dem KWPN-Hengst Eye Catcher v. Vivaldi-Partout (Z.: G. Snoeks) unter Kirsten Brouwer. Die beiden sind übrigens auch Wiederholungstäter. Sie gewannen schon bei den Fünfjährigen in 2014 Bronze hinter Sezuan und der Westfalenstute Samoura M unter Ann-Christin Wienkamp. Die 26-jährige Kirsten Brouwer kann sich freuen, denn die Platinum Stables, wohin sie demnächst auch mit ihren Pferden ziehen wird, haben sowohl Eye Catcher als auch Five Star, den sie im Finale der Fünfjährigen am Start hatte, für sie gekauft. Nun kann sie sicher sein, die Pferde weiter reiten zu dürfen. Brouwer trainiert mit ihrer Mutter und Johann Hamminga, der Adelinde Cornelissen und Parzival in den Sport gebracht hatte, und zu dem diese auch wieder zurückgekehrt ist, nachdem die Zusammenarbeit mit Sjef Janssen beendet war. Hamminga gilt als Verfechter des feinen Reitens, was man Adelinde Cornelissen und Parzival nach dem Wechsel auch sofort wieder ansehen konnte. Auch Kirsten Brouwer reitet ausgesprochen gefühlvoll. Heute hat ihr Eye Catcher es ihr aber auch leicht gemacht. „Am Freitag in der Qualifikation war er irgendwie müde und nicht er selbst. Er hatte zwei Tage nicht gut gefressen und fühlte sich einfach noch wohl. Heute bin ich angetrabt und hatte sofort das Gefühl: Eye Catcher ist zurück!“ Der Fuchshengst, der seinem Namen alle Ehre macht, glänzte heute mit tollen geschmeidigen Seitengängen. Ein kleiner Wermutstropfen im Trab ist das rhythmische Nicken mit dem Kopf, 9,3. Er müsste etwas mehr über den Rücken schwingen, gab Maria Colliander der Reiterin mit auf den Weg. Der Schritt erhielt ein glattes „Sehr gut“, der Galopp eine 8,5. Hier hätte man sich mehr Versammlung gewünscht, der Hengst galoppierte doch sehr frei, und wurde dann in den Verstärkungen etwas eilig. Aber ansonsten gelang dem Paar eine sehr schöne und technisch einwandfreie runde mit vier sicher durchgesprungenen fliegenden Galoppwechseln. Die Durchlässigkeit wurde mit 8,8 bewertet, der Gesamteindruck mit 9,2. Das ergab insgesamt eine Durchschnittsnote von 8,96.

Ihre zweite Schleife am heutigen Tag nahm Dorothee Schneider mit dem Rheinländer Hengst Stanford v. Sir Donnerhall-Diamond Hit (Z.: ZG Mengelaers) mit. Beinahe wäre es Bronze geworden, denn mit einer Gesamtnote von 8,92 mussten die beiden sich Eye Catcher und Kirsten Brouwer nur knapp geschlagen geben, und sie hatten einen teuren Patzer in der ansonsten absolut runde und sicheren Vorstellung. Vor der zweiten Schrittpirouette, legte Stanford plötzlich aus unerfindlichen Gründen den Rückwärtsgang ein und wollte sich der ganzen Angelegenheit entziehen. Gewissermaßen als Folgefehler sprang er dann auch noch falsch an in den Galopp. Das musste die Durchlässigkeitsnote nachvollziehbarerweise auf eine 8,0 drücken – „Das war ein Missverständnis, das sicherlich nichts mit der Ausbildung zu tun hat, aber es muss ins Gewicht fallen“, erklärte Maria Colliander. Ansonsten war das heute Stanfords Tag – stets in der gewünschten Selbsthaltung schwang er locker flockig und mit guter Stellung und Biegung durch die Trabtour (9,1), der Schritt lässt ohnehin kaum Wünsche offen (9,5) und der Galopp ist kraftvoll in jedem Sprung (9,0), wobei die fliegenden Wechsel ganz sicher  ein Highlight des Hengstes sind.

Fünfter wurde der KWPN-Hengst Estoril v. Zhivago-Gribaldi (Z.: R. Franssen) unter Emmelie Scholtens für die Niederlande. Der Hengst besticht in den versammelten Lektionen, wird aber in den Verstärkungen sowohl im Trab als auch im Galopp eilig. Auch die Seitengänge waren heute nicht immer ganz geschmeidig und die Galoppwechsel waren noch etwas hektisch und flach, wenngleich alle vier durchgesprungen. Die höchste Bewertung erhielt Estoril im Trab, eine 9,0, die niedrigste in der Durchlässigkeit, eine 8,5. Alles in allem ergab das eine 8,8.

Auch Rang sechs ging in die Niederlande, an den KWPN-Hengst Expression v. Vivaldi-Vincent (Z.: G.W. van Norel) mit Diederick van Silfhout im Sattel. Der Braune besticht durch seine lockere Mechanik, allerdings ist er immer recht hoch aufgerichtet, was die Rückentätigkeit beeinträchtigt. Der Hengst müsste besser von hinten nach vorne an die Reiterhand heranziehen. Dann wäre mehr drin als die heutige Gesamtnote von 8,72, denn technisch war die Vorstellung des Paares einwandfrei.

Den siebten Platz teilten sich zwei Paare mit jeweils der Durchschnittsnote von 8,70. Beide starteten für Deutschland: zum einen die Zweitplatzierte der Qualifikation, die Hannoveraner Stute Danza v. Dimaggio-Rubin-Royal (Z.: Johannes Zur Lage) unter Julia-Katharina von Platen. Die Stute hat gewissermaßen schwingt sehr schön durch den Körper, wird aber bisweilen ein wenig lang. Die Richter wollten mehr Lastaufnahme sehen. Das zog sich durch die gesamte Vorstellung. Zum anderen ging die Schleife für Rang sieben an die Rheinländerin Lady Loxley v. Lord Loxley-Abanos (Z.: Franz-Josef Münder) mit Carola Koppelmann im Sattel. Die Stute trabt wunderbar leichtfüßig und elastisch. Die Trabverstärkungen gelangen geradezu lehrbuchreif. Allerdings reagierte sie beim ersten fliegenden Wechsel viel zu spät auf die Hilfe und insgesamt wünschten die Richter sich klarer herausgearbeitete Übergänge. Auch sie könnte in Summe etwas besser von hinten herumgeschlossen sein.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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