Blog 3: Zeit zum Wundenlecken

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Einer kam durch, von sechsen, die deutschen Buschis lecken sich die Wunden. Euphorie ist anders.

Sang- und klanglos waren die deutschen Fähnchen verschwunden, Schwarzrotgold von den Backen gewischt, das Anfeuerungslied für die deutschen Buschreiter in Fontainebleau den Getreuen auf den Lippen erstorben. Alle deutschen Reiter ausgeschieden, bis auf Michael Jung. Der liegt mit der schnellsten Runde des Tages, 10.12 Minuten, mehr als zehn Sekunden unter der Bestzeit von 10.27 Minuten noch auf Platz zwei, Sam passierte frisch und munter die Verfassungsprüfung, während Miners Frolic von Tina Cook, zur Zeit an der Spitze, etwas mitgenommen wirkte. Das Pferd des britischen Mannschaftsreiters Oliver Townend, Flint Curtis , wurde wegen Lahmheit eliminiert, die französische Mannschaft platzte, nachdem zwei Teampferde nicht mehr erschienen.

Und auch die Schweden ärgern sich, weil sie mit den beiden Einzelreiterinnen im Team jetzt auf dem Silberplatz lägen.

Lange Gesichter also nicht nur im deutschen Lager, aber es war schon ein gedrücktes Häufchen am Samstag abend, das sich da wie in einer Wagenburg auf dem LKW-Parkplatz verkroch. Die Olympiahelden Ingrid Klimke und Andreas Dibowski, die Einzelreiter Dirk Schrade und Kai-Steffen Meier, alle ausgeschieden oder aufgegeben nach Stürzen und Verweigerungen, wie auch Frank Ostholt. Einer kam durch, Michael Jung und der kümmerte sich gerade um seinen Sam. Immerhin Grund genug für den neuen Ausschussvorsitzenden Holly Haigel, einen Schampus auszugeben, dem dann noch einige Flaschen Wein folgten im Hotel Napoleon, wo das Waterloo des deutschen Teams bis in die Nacht analysiert wurde. Ingrid Klimke mit Mann Andreas Busacker und todmüder Tochter Greta wurden noch im Bistro neben dem Karussel mitten im Örtchen gesichtet. Bei ihnen war der frühere Springreiter-Bundestrainer Kurt Gravemeier, extra eingeflogen, um Ingrid beim Springen zu helfen, was jetzt ja gar nicht mehr nötig ist.

Neben uns eine fröhliche britische Runde, Lord Beresford, der frühere Teamchef mit einer Riege aufgestylter Ladys, die hatten ja auch Grund zum Feiern. Uns schmeckte zwar der Wein, weniger das Essen, alles passte dann irgendwie zusammen.

Heute morgen traf ich den Bundestrainer, gefasst und vorausschauend wie immer. Alle Pferde, die hier in Fontainebleau ausgeschieden sind, sollen noch eine schöne Prüfung zum Ende der Saison gehen, in Pau, Italien oder Boekelo, damit sie nicht den ganzen Winter über das Desaster grübeln müssen. Alle Reiter sind noch hier, kurzfristige Abreisegedanken wurden schnell beiseite gewischt. Andreas Dibowski: Wir sind als Team gekommen, wir haben als Team verloren und einer von uns kämpft noch um eine Medaille, den werden wir jetzt unterstützen. Aber sie werden nicht alle auf dem Abreiteplatz mit guten Ratschläge stehen, das haben sie versprochen.

(Gabriele Pochhammer)

 

 

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