Bremen: Dressur für Frühaufsteher und Nachtschwärmer

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Zu keiner Zeit gefährdet: Isabell Werth und „Hannes“ Warum Nicht.

(© www. toffi-images.de)

Dressurfans mussten in Bremen entweder sehr früh aufstehen oder sehr
lange aufbleiben. Der Grand Prix am Donnerstag, die Qualifikation für
die Kür am Freitag, dauerte bis Mitternacht. Der Grand Prix am Samstag,
Einlaufprüfung des Kampmann Cup-Finales, begann um 7.50 Uhr morgens und
fand quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „In Bremen hat
man viel vom Tag“, kommentierte Isabell Werth ironisch. Die
Weltmeisterin siegte  mit ihrem Hannes in  beiden klassischen
Prüfungen. In der Kür-Tour gingen die Siege nach Schweden.

Immerhin, die Kür fand am Freitagabend vor gut besetzten Rängen statt. Wie im Grand Prix siegte Patrik Kittel auf dem imposanten zehnjährigen Deckhengst Floresco NRW. Der Schwede, der in Münster lebt, fährt regelmäßig zum Training zu Hubertus Schmidt. Kittels Abstand zur Zweitplatzierten, der für Frankreich startenden und in Baden-Württemberg ansässigen Karen Tebar auf Fallada M betrug mehr als drei Prozentpunkte. Dritter wurde der Bremer Lokalmatador Klaus Husenbeth mit Riverdance vor Victoria Max-Theurer mit Eichendorff. Dem österreichischen Paar unterliefen in ihrer zweiten Kür einige Fehler in der Galopp-Tour.
Für Dressurreiter und -pferde war der Stress nach der Siegerehrung noch nicht zu Ende. Ein orkanartiger Sturm bedrohte das Stallzelt, das direkt in der Windschneise stand. Wie im Wilden Westen bildete man zum Schutz eine Wagenburg, allerdings nicht aus Planwagen, sondern aus Transport-Lkw. Das Zelt hielt. Wir hätten die Pferde sonst in der Abreitehalle untergebracht, sagte Dr. Hermann-Josef Genn. Der FEI-Tierarzt aus Mühlen war in Bremen auch verantwortlich für die Doping-Kontrollen. 25 Proben wurden genommen, wie bei jeder Station der Masters League zehn mehr als üblich, darunter auch drei von Dressurpferden.
Das letzte Kampmann Cup-Finale war bei weitem nicht das stärkste in dieser Serie. Nur zehn Paare gingen an den Start. Die Französin Irina Heuls, Brigitte Wittig und Patrik Kittel sagten ab. Isabell Werth war nahezu konkurrenzlos. Mit vier Prozentpunkten Abstand siegte sie im Grand Prix auf Warum Nicht FRH vor Hubertus Schmidt auf Andretti H und Monica Theodorescu auf Whisper. Im Special konnten sich die Weltcup-Sieger sogar noch zwei Patzer in der Galopp-Tour leisten, ohne ihren Sieg zu gefährden. Nach der Trab- und der Piaffe-Passage-Tour lag Werths Ergebnis mit Hannes laut Anzeigetafel bei mehr als 78 Prozent. Wir haben uns über den Winter in der Piaffe-Passage-Tour verbessert, aber im Galopp fehlt im Moment noch die Souveränität. Die Fehler gehen auf meine Kappe, sagte Werth.
Hubertus Schmidt war nach einer nicht ganz runden Grand Prix-Vorstellung im Special sehr zufrieden. Andretti ist ein tolles Pferd und lässt sich in der Prüfung genauso gut wie im Training reiten, sagte der Borkener. Auch Bundestrainer Holger Schmezer honorierte die Leistung. Leider nützt uns das nichts fürs deutsche Team, sagte er. Da der 13-jährige Aarking xx-Sohn in italienischem Besitz steht, könnte er bei den Olympischen Spielen in Hongkong nicht für Deutschland starten.
Monica Theodorescu und Whisper patzten im Special in der Piaffe-Passage-Tour und landeten nur auf dem fünften Platz. Lokalmatador Klaus Husenbeth und Piccolino wurden Sechste. Die Schwedin Tinne Vilhelmson Silfen mit Carex, gecoacht von Klaus-Martin Rath, kam auf den dritten Rang. Dahinter platzierte sich Helen Langehanenberg mit der erst neunjährigen, zweimaligen Nürnberger Burgpokal-Finalistin Responsible. Die gefühlvoll und präzise einwirkende, 25-jährige Berufsreiterin bekam außerdem den Sonderpreis als eleganteste Dressurreiterin. Sie trainiert regelmäßig mit Klaus Balkenhol. Responsible, noch nicht ausgereift, aber locker und wunderbar elastisch, ging erst ihren zweiten Grand Prix Special. Bundestrainer Holger Schmezer sah die gelungene Vorstellung mit Freude. Ich werde vorschlagen, das Paar in den Kader zu berufen.    
Heinrich Kampmann erhielt zum Abschluss der von ihm initiierten Serie vom Vorsitzenden des DOKR-Dressurausschusses Ferdi-Jörgen Wassermeyer das Reiterkreuz in Silber. Im nächsten Jahr wird Bremen Station einer neuen Dressurserie sein, der Meggle Champions. 
Sabine Neumann
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