Steffen Peters und Ravel haben auch die dritte Prüfung gewonnen. Mit 85,6 Prozent gewann das US-Paar die
Kür. „Besser noch als in Las Vegas“, fand Peters seinen Weltcupsieger. Und
damit hatte er auch recht.
Coldplay, Rolling Stones und der Safety Dance von Men without Hats die Musik flott, die Choreographie atemberaubend. Steffen Peters hat gezaubert und die Stärken seines KWPN-Wallachs, der übrigens in Hongkong bei den Olympischen Spielen sein erstes internationales Turnier überhaupt gegangen ist. Die größte Stärke des kalibrigen Contango-Sohns besteht eigentlich darin, dass er keine Schwächen hat. Vor allem aber ist er losgelassen, zufrieden, locker. Attribute, die so selten im Dressurviereck geworden sind. Der Hammer in der Prüfung: Ein Übergang von der Galoppirouette in die Piaffe, daraus starker Schritt. Einer, der so ist, wie das Lehrbuch das vorsieht. 85,6 Prozent für einen Ritt, bei dem es nur am Anfang eine Unsauberkeit bei einer Galopppirouette nach rechts gegeben hatte.
Erstaunlich dicht heran kam Anky van Grunsven mit Salinero, nicht zuletzt dank der Notengebung des Polen Wojciech Markowski: 83 Prozent in der A-Note, Peters erhielt vom ihm nur 79 Prozent. Salinero ging mit der Nase an der Senkrechten, der Schritt im versammelten wie auch starken Tempo war nicht mehr klar im Viertakt. Man hat den Hannoveraner aber schon deutlich häufiger ungleich in der Trab- und der Passagetour gesehen. Ein kleiner Stolperer in der ersten Trabverstärkung fällt da nicht zu sehr ins Gewicht. 84,5 Prozent für einen Ritt von gestern, weil die grundsätzlichen, oft beschriebenen Mängel des Wallachs, fehlende Rückentätigkeit, mechanische Bewegungsabläufe, immerhin hielt er kurz zum Gruß. Das hatte die Olympiasiegerin aber auch morgens noch ausdauernd geübt. Ansonsten: Schönes Abreiten, Galopp im leichten Sitz mit leichter Verbindung im besten Sinne vorwärts abwärts.
Wir machen Dressur populär, in dem wir am ersten Tag so schlecht richten, dass in den folgenden Tage alle ans Viereck zu strömen, ob wir immer noch so einen Blödsinn verzapfen, scherzte Chefrichterin Katrina Wuest. Angesichts des dritten Platzes von Hans Peter Minderhoud und Nadine darf man konstatieren, dass dieser Versuch der Dressur zu Popularität zu verhelfen bis zum Schluss durchgehalten wurde. Die Fuchsstute tritt ab und zu ein wenig auf der Stelle, an Stellen, wo Piaffen gefordert sind, sie ist immer zu hoch eingestellt. Wobei sie selten zu eng ging. Aber ihr ohnehin schon langer Rücken schwingt kaum, Lastaufnahme findet nicht statt. Das kleine Versehen in den Galoppwechseln von Sprung zu Sprung ist da weniger tragisch. Zu Musik aus den späten 1960er Jahren (So happy together und Hermans Hermits No milk today) ritt der Niederländer auf glatte 80 Prozent.
Wenn es eine zweite Gewinnerin gab in dieser Kür, dann die Britin Emma Hindle. Schade nur, dass ihr der Sprung aufs Podest verwahrt blieb. Ihr Hengst Lancet ist in bestechender Form. Kann er diese halten und gucken die Richter dann noch genauer hin, sollte für das routinierte Paar bei den Europameisterschaften im eigenen Land eine ganze Menge drin sein. Der Wenzel-Sohn ging in konstanter Anlehnung, er zeigte federleichte Übergänge von der Passage in die Piaffe und wieder in die Passage. Zu jeder Sekunde hat die Reiterin den schicken Braunen unter Kontrolle, bei leichtem Zügelkontakt und einer guten Choreographie. Ein kurzes Angaloppieren anstatt einer Traversale darf eine Note nicht derart drücken. Der Schritt zählte in der Dehnung zum Besten, was zu sehen war. Lancet mag nur ein bis zwei Huf übertreten, aber er kam nicht ins Stapfen sondern streckte sich an die Reiterhand heran. Here I am!, haucht Brian Adams zur ersten Grußaufstellung. Das Motto könnte für Windsor gelten, vielleicht erhält das Paar ja dort noch mehr als die 79,5 Prozent von Aachen.
Als beste Deutsche landete Heike Kemmer auf dem fünften Platz. Die Kürmusik entführt nach Kalifornien, was zum Wetter passte, wie auch Steffen Peters bestätigte. Und der wohnt in Südkalifornien, der muss es wissen. Die Mamas and the Papas, California dreaming, dazu Beach Boys und Petula Clarkes Klassiker Like a puppet on a string machten Bonaparte leichtfüßig, wo er heute doch wieder die Tendenz hatte, zu eng im Hals zu werden. Aber es gab viele gute Momente, die Wechseltour war ganz sicher. Die Traversalen in versammelten Trab und Passage deutlich voneinander abgesetzt, beim starken Galopp volles Risiko. Die letzte Linie ritt Kemmer einhändig (77,9). Für die Europameisterschaft dürfte Kemmer nun die Nummer eins im deutschen Team sein.
Einer der Publikumslieblinge ist die Russin Alexandra Korelova mit dem unermüdlichen Balagur. Sie lud ein zum musikalischen Broadwaybummel mit Gassenhauern wie New York, New York zu den einmal mehr atemberaubenden Piaffen: Fließende Traversalen zu Fred Astaires I would have danced allnight, und I fell pretty aus der Westside Story; was der doch manchmal arg in Richtung Viertakt abdriftenden Galopptour eine gewisse Leichtigkeit verlieh und Memories aus Cats zum Schritt das war nach dem Geschmack des Publikums, die Pirouetten hätten zentrierter sein müssen. Insgesamt war der Orlowtraber frischer als im gestrigen Grand Prix Special (76,4)
Wenn junge Menschen im Viereck unterwegs sind, dann müssen sie ja nicht unbedingt den Wummtatata Mallorca-Sound kultivieren, aber irgendwie ist die klassische Konzertgitarre, mit der Matthias Alexander Rath seine Kür beginnt, doch etwas deplatziert. Das ist immer noch die alte Musik, zu der Sterntaler in seiner ersten Karrierephase unter Ann Kathrin Linsenhoff ging. Zu dem jungen Noch-Studenten Matthias Alexander Rath wünschte man sich etwas schmissigere Klänge. Es heißt der blonde Reiter, der einfach schöner als alle anderen Reiter der Konkurrenz auf dem Pferd sitzt, hätte gerne was von REM. Viele Piaffen waren gut, nur die letzte hatte einmal mehr zu wenig Tritte, insgesamt eine gute Runde des Paars (76,35).
Vor allem hohe B-Noten für die künstlerische Umsetzung der Melodien, die bevorzugt aus Leonard Bernsteins Westside Story stammten, verhalfen der Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein zu Rang acht (73,35). Ihr Digby verlor wichtige Punkte in der A-Note, weil es in den meisten Pirouetten heute nicht wirklich rund ging.
Auch Ellen Schulten-Baumers Donatha wirkte heute etwas müder. Die technisch anspruchsvolle Kür verlangt Kraft und Kondition. Es sah so aus, als würden diese beiden Ks sich gen Ende des Programms frühzeitig verabschieden wollen. Es gab keine gravierenden, aber kleine Fehler in den Pirouetten, das ganze zu viel E-Piano aus den frühen 80ern unter anderem Billy Joels Tell her about it (73,25).
I want it all Andreas Helgstrand macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und pocht rein musikalisch auf eine Rückkehr in den angenehmen Bereich jenseits der 72-Prozent-Marke. Tannenhofs Carabas und sein dänischer Reiter werden immer mehr zu einem Team. Im Grand Prix Special funktionierte vieles schon recht gut. Die laute Kür mit dem I want it all intoniert aus tausenden Kehlen (heißt es eigentlich Fisker-Chöre auf dänisch, wenn ganz viele singen?) gibt Rückenwind. Heute etwas zu viel für den ehemaligen Holsteiner Siegerhengst. Das äußerte sich in Pirouetten, deren Abschluss beinahe einem Hechtsprung gleich kamen. Einige Piaffen waren gut, auch die Wechseltour dynamisch (73,20). In die Welt des Italo-Pop der 70er versetzt einen die Kür von Viktoria Max-Theurer, auch wenn sie die Österreicherin da noch gar nicht auf der Welt war. Gloria, Mammmammma wohl an den elterlichen Hauptsponsor gedacht- und Felicita von Romina und Albano Power. Genau die hat der neunjährige Hengst. Eindrucksvolle Passagen, Piaffen, in denen sich das Pferd extrem setzt, dabei manchmal noch den Rhythmus verliert, allerdings weniger häufig als im vergangenen Jahr. Größter Knackpunkt: Die Serienwechsel. Schon draußen übte Victoria Max-Theurer eben jene so, dass alle Umstehenden ihr rieten, besser aufzuhören. In der Prüfung misslangen sowohl Zweier- als auch Einerwechsel. Aber Augustin ist neun Jahre jung (72,6).
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