CHIO Aachen: Deutsche Dressurreiter überlegen im Nationenpreis

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Die deutschen Dressurreiter ließen keinen Zweifel aufkommen an ihrer Überlegenheit im Grand Prix für den Nationenpreis von Aachen. Allerdings war das Starterfeld auch nicht erstklassig besetzt. Einzig CHIO-Partnerland Dänemark war ebenfalls mit der nationalen A-Prominenz angereist und belegte Platz zwei.

Es fehlten die Reiter der britischen Olympiasiegermannschaft, und auch die Holländer hatten nur die B-Prominenz zum Weltfest des Pferdesports entsandt. Deutschland und Dänemark hatte hingegen seine potenziellen EM-Kandidaten aufgestellt. Die dürften denn auch ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es an die Medaillenvergabe geht. Platz drei ging an die US-Amerikaner, die ebenfalls drei Ritte über 70 Prozent vorzuweisen hatten.

Bestes Paar des Tages waren wenig überraschend die beiden Weltcupsieger, Helen Langehanenberg und Damon Hill. Die Tribünen waren gesteckt voll als die beiden die Bahn betraten. Langehanenberg klopfte ihr Pferd noch einmal, dann ging’s los. In weiten Phasen der Aufgabe spiegelte der Dunkelfuchshengst das Ideal eines gut gerittenen Dressurpferdes wieder: geschmeidig, locker, in jeder Phase von hinten durch den Körper ans Gebiss herantretend. So gelingen Trabverstärkungen, die zu Recht Noten bis 9,5 bekommen. Leider kippte der westfälische Donnerhall-Rubinstein-Sohn zwischendurch im Hals ab und kam dabei zu tief. So auch in der ersten Piaffe, in der er dadurch kurzzeitig die Balance verlor, was auch den Übergang in die Passage beeinflusste.
Die Passage selbst war dann wieder hervorragend mit viel Ausdruck und energisch abfußend. Die zweite und vor allen Dingen die dritte Piaffe gelangen besser. Lediglich in den Einern gab es einen kleinen Fehler als der Hengst ebenfall zu tief kam und hinten einmal gleichzeitig sprang. Auf der letzten Mittellinie marschierte er dann wieder wie ein König, Sieg mit 81,128 Prozent. Damon Hill und Helen Langehanenberg brauchen sich keine Gedanken machen über ihre EM-Nominierung. Sie können dem Tag X, kommendem Sonntag, gelassen entgegensehen. Das Championatsticket haben sie als deutsches Flaggschiff in der Tasche. Bis dahin bekommt „Damie“ erst mal einige Wochen Pause und dann geht es an die Vorbereitung.

Eine richtig gute und fehlerfreie Runde glückte heute auch Anabel Balkenhol und Dablino. Der mächtige Dunkelfuchs mit dem großen Gang war das erste Highlight des Tages. Der Reiterin gelang es heute, die Stärken des De Niro-Sohnes herauszuarbeiten Verstärkungen, Passagen, die schnurgeraden und wunderbar bergauf angelegten Serienwechsel, all das gelang hervorragend. Die Zick-Zack-Traversalen waren geschmeidig, die Pirouetten zentriert. Einzig der knappe und nicht ganz losgelassene Schritt trübte das Bild etwas. Und die Piaffen hätte man sich etwas lebhafter gewünscht. Alles in allem aber eine blitzsaubere Runde mit Höhepunkten, für die es heute 77,043 Prozent gab. So war auch Bundestrainerin Monica Theodorescu voll des Lobes: „Wir haben immer an dieses Pferd geglaubt. Und heute hat sie es geschafft, das zu zeigen.“

Platz drei ging ins Partnerland des CHIO 2013, nach Dänemark. Nathalie zu Sayn-Wittgenstein und ihr ebenfalls von Donnerhall (der Oldenburger Übervater dominiert mal wieder) abstammender Däne Digby hatten eine Sternstunde – energisch herausgerittene Verstärkungen, geschmeidige Traversalen, die Piaffen sicher im Takt mit fließenden Übergängen zur Passage, die Einerwechsel gerade und sicher nach vorne durchgesprungen. Lediglich der beständig unruhige, wenn auch nicht wirklich pinselnde Schweif trübte das Gesamtbild ein kleines bisschen. Die Reiterin freute sich zu Recht über eine 75,638 Prozent-Runde.

Einen Platz dahinter landete mit 75,426 Prozent eine weitere Vertreterin des zweitplatzierten CHIO-Partnerlandes, Anna Kasprzak auf Donnperignon. Die Vorstellung der beiden wurde aufmerksam verfolgt von Donnperignons vorherigem Reiter, Christoph Koschel, der mit dem Donnerhall-Sohn (schon wieder!) einst zum deutschen Championatskader gehörte. Auch damals gehörte die Piaffen nicht zu den absoluten Höhepunkten des Dunkelfuchses. Daran hat sich im Prinzip nichts geändert. „Wir arbeiten dran!“, versprachen sowohl Reiterin als auch Bundestrainer Rudi Zeilinger in der abschließenden Pressekonferenz. Anders die Galopptour mit flüssig nach vorne gesprungenen Serienwechseln und sehr zentrierten Pirouetten. Hier gab es sogar die eine oder andere 9.

Sehen lassen konnten sich auch die Ritte des Fünft- und der Sechstplatzierten. Fünfter (75,298) wurde als bester Reiter für die drittplatzierten US-Amerikaner Steffen Peters (USA) auf dem auf Hof Kasselmann in Hagen ausgebildeten Laomedon-Sohn Legolas. Die beiden zeigten sich bei ihrem zweiten Auftritt auf heimischen Boden deutlich gefestigter als noch in Hagen. Dort war die gesamte Galopptour noch eine Zitterpartie. Davon war heute fast nichts mehr zu sehen, wennglich der eine oder andere Wechsel auch noch mit hoher Kruppe gesprungen war. Aber dafür gelang anderes vorzüglich, wie beispielsweise die Piaffen und im großen und ganzen auch die Passagen. Allerdings schlich sich hier der eine oder andere ungleiche Tritt ein. Das mag eine Kraftsache sein, die sich mit dem Training gibt. Peters hat mit dem Braunen ein klares Ziel vor Augen: die Weltreiterspiele 2014. Und bis dahin kann ja noch einiges passieren in Sachen Muskelaufbau.

Platz sechs ging mit 74,702 Prozent an eine der beiden österreichischen Einzelstarterinnen, Victoria Max-Theurer auf ihrem selbstgezogenen Oldenburger Augustin. Die Vorstellung der beiden strahlte große Harmonie aus. Die zierliche Reiterin hat kein Problem, den kalibrigen Hengst geschlossen und trotzdem mit der gewissen Leichtigkeit vorzustellen. Vielleicht hätte sie noch mehr Punkte bekommen, wenn sie etwas akzentuierter und risikofreudiger geritten wäre. So waren die Serienwechsel sicher, aber recht flach und die Piaffen matt. Außerdem passierte in der letzten Trabverstärkung ein Missgeschick, als Augustin angaloppierte. Fazit: Da geht noch was.

Das deutsche Team wurde komplettiert durch Isabell Werth mit Don Johnson und CDIO-Debütantin Fabienne Lütkemeier auf D’Agostino. Werth hatte sich heute beim Abreiten mit der Zeit vertan und saß zehn Minuten zu lange vor Prüfunsgbeginn auf dem Pferd. So erklärte sie sich, dass Don Johnson ein wenig über den Punkt war. Dabei war die Vorstellung absolut fehlerfrei, etwas, das vor allen Dingen den Fähigkeiten der Reiterin zu verdanken war, wie Monica Theodorescu lobend hervorhob. Denn tatsächlich machte Don Johnson noch in den letzten Minuten, ehe er einmarschieren sollte, einen recht unzufriedenen Eindruck, schlug nach dem Sporen und wirkte überhaupt recht knatschig. In der Prüfung fehlte heute die ganz große Harmonie und der Don Frederico-Sohn schien nicht recht zufrieden im Maul. Aber er blieb bei seiner Reiterin – Platz sieben mit 73,979 Prozent.

Als vierte deutsche Reiterin gerade noch unter den Top Ten war Fabienne Lütkemeier auf ihrem D’Agostino. Für die beiden war es heute eine Premiere im Aachener Nationenpreisteam. Der Fuchs punktet überall, wo es nach vorne geht. Vor allen Dingen in den Traversalen wurde er jedoch sehr eng. Hinzu kamen Fehler in den Einerwechseln und zu groß geratene Pirouetten. Das hat man schon besser gesehen. Die Bundestrainerin fand dennoch tröstende Worte für ihr Küken: „Fabienne ist heute nicht so glücklich. Aber ich bin stolz auf sie.“

Wer nun die deutschen Farben in Herning vertreten darf – da ist ja auch noch Kristina Sprehe mit Desperados, die gestern den Grand Prix der CDI-Tour gewann – wird Sonntag bekannt gegeben. Feststehen dürfte aber: Es wird wieder ein D- wie Donnerhall-Quartett sein.

Was sonst noch erwähnenswert ist

Wenn Rudi Zeilinger auf eine Medaille bei der EM im eigenen Land hofft, ist das keineswegs unrealistisch. Auch wenn heute weder die Holländer noch die Briten ihre stärksten Paare am Start hatten (Adelinde Cornelissen/Parzival, Edward Gal/Undercover, Charlotte Dujardin/Valegro, Carl Hester/Uthopia, Laura Tomlinson/Mistral Hojris). Digby und Nathalie zu Saxn-Wittgenstein haben ihre Klasse ja bereits x-mal unter Beweis gestellt. Die beiden Aachen-Neulinge und Shooting Stars des Landes, Lone Bang Larsen und Fitou, lieferten heute eine gewohnt solide Runde, Platz neun mit 71,979 Prozent. Aber der Florestan hat beispielsweise in Hagen schon gezeigt, dass er wesentlich ausdrucksstärker gehen kann als heute. („Die Reiterin ist bei ihrem Aachendebüt noch vorsichtig geritten“, wie Zeilinger erklärte). Und der vierte im Bunde, Andreas Helgstrand auf dem hoch talentierten Akeem Foldager, eine in Dänemark gezogener Sohn des einstigen Holsteiner Siegerhengstes Akinos aus einer Mutter von Loran, hatte heute Pech. Der elfjährige statiöse Dunkelbraune wollte schon gar nicht ins Stadion hineingehen und drehte auf den ersten Metern mehrmals auf dem Absatz um, ehe sein Reiter ihn auf Spur gebracht hatte. In der Aufgabe wechselten sich dann absolute Höhepunkte wie die Piaffen mit Noten bis 9,5 ab mit der Schritttour, die eigentlich keine wahr. Wenn der Schritt der Prüfstein der Losgelassenheit ist, dann muss man hier leider sagen: Klassenziel verfehlt. Schade drum! Dass der Wallach es besser kann, hat er auf den Turnieren in Hagen und Mannheim bewiesen, wo er alle Prüfungen, die er ging, gewonnen hat. Doch schon bei den Dänischen Meisterschaften war er nicht mehr in die Medaillenränge gekommen. Bleibt zu hoffen, dass bis zur EM die Formkurve wieder aufwärts zeigt. Dann haben die Dänen reelle Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen.

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