Edward Gal hat den Großen Dressurpreis von Aachen, die Wertung aller drei Prüfungen erwartungsgemäß gewonnen. Mit einer 90-Prozent-Kür hat er den „Sack dicht gemacht“. Isabell Werth wurde als beste Deutsche Vierte mit einer neuen Kür, eingesungen von Roberto Blanco.
Da saßen in der Kür mal wieder sieben Richter und mussten entscheiden. Mit 90,964 Prozent siegten Edward Gal und Totilas, Zweite wurde Adelinde Cornelissen mit Parzival mit 85,607 Prozentpunkten vor Imke Schellekens-Bartels und Sunrise (81,0). Notizen zu den einzelnen Ritten im Telegramm:
Totilas, Edward Gal, Niederlande
Trommeln zur Einstiegspassage mit zwei kleinen Taktfehlern, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein. Überragende Piaffen und Passagen zu Beginn. Dann ein Spurt über die Diagonale, starker Trab mit zwei Huf Übertritt, auf Mittellinie dann im starken Trab einmal angaloppiert, aber im Schritt ist wieder alles in Ordnung. Galopptraversalen, dann starker Galopp, dann die Glocken zu den Pirouetten (doppelt). Insgesamt leichter Zügelkontakt, dann setzt der Chor zur nächsten Galoppverstärkung ein und die Glocken sind zur nächsten Pirouette dran. Einerwechsel klar nach vorwärts angelegt, dabei leichtes Schweifschlagen, aber im Hinterbein gleichmäßig gut durchgesprungen. In der letzten Piaffe ein leichter Widerstand, aber Gal hat das schnell wieder im Griff. In Kentucky mache ich dann keine Fehler da wollte ich für einen Moment eine Zwölf statt einer Zehn.
Endnote: 90,964, Sieg
Parzival, Adelinde Cornelissen, Niederlande
Am Anfang starker Trab, dann Passage und Piaffen, hin und wieder ein Zitat aus dem Walkürenritt. Die Dynamik des Fuchses ist beachtlich, die Rahmenerweiterung im starken Trab eher spärlich. Nussknacker zu den Piaffen, Schwanensee zum Schritt, sichere Galopppirouetten und Zweierwechsel. Etwas Pianogeklimper zu den Pirouetten das wird später zum Leitmotiv. Einerwechsel schnurgerade auf der Mittellinie. Cornelissen kann so ziemlich alles abfragen an jeder Stelle im Viereck, so scheint es. Ob sie jederzeit auch überstreichen könnte, sei dahin gestellt. Musikthemen wechseln häufig, verbindendes Element ist das Pirouetten-Piano. Pirouetten reitet sie gerne, eigentlich im Anschluss an jede andere Lektion. Letzte doppelte Piaffe-Pirouette mit Richtungswechsel, das gibt noch mal Punkte in der A-Note! A-Note bis 85 Prozent, B-Noten von 87 bis 91 Prozent
Endnote: 85,607, Platz zwei
Sunrise, Imke Schellekens-Bartels, Niederlande
Pianoklänge des von dem Virtuosen Wibi Soerjadi extra komponierten Stücks zum Einreiten. Die etwas peppigere Variante mit etwas E-Gitarre und Trommel. Schellekens-Bartels kennt jede Note, die hannvorsche Stute auch. Da gelingt jede Lektion an der richtigen Stelle. An den hinlänglich bekannten Problemen von Sunrise ändert das nichts. Die Kruppe ist eigentlich immer zu hoch, der Schweif permanent in Bewegung und die Tendenz, im Hals zu eng zu gehen unverkennbar. Das Hinterbein ist meistens weit weg. Aber unbestreitbar ist die Synchronität von Musik und Lektionen kaum besser darzustellen. B-Noten bis 88 Prozent (vom US-Amerikaner Gary Rockwell)
Endnote: 81 Prozent, Platz drei
Satchmo und Isabell Werth
Neue Kür, neues Glück Roberto Blanco hat im Studio in München live eingesungen, Ein bisschen Spaß muss sein, Der Puppenspieler von Mexiko, Shes a Lady und noch ein paar spanische Songs.
Halten, Antraben, Vollgas! Ein bisschen Spaß muss sein zur Trabverstärkung (ein keliner Taktfehler, aber auf maximales Risko geritten, Satchmo at his best), dann Passage Shes a Lady Tom Jones Klassiker, Piaffe besser als im Special, zweite Piaffe einmal hinten ausgeschlagen, da hat er sich getreten, sagt Isabell Werth nach der Prüfung. Traversale mit viel Ausdruck. Alive haucht es zu den Passage-Traversalen, ein Zitat aus dem Patrick Hernandez Disco-Knaller Born to be alive. Ein bisschen Spaß muss sein zur nächsten Trabverstärkung. Obwohl erstes Mal geritten, gelingt alles super präzise! Dann der Schritt zu sonorem spanischem Gesang, Roberto Blanco mal ganz der kubanische Charmeur, Latinoklänge dann auch zum Galopp über die Diagonale, Doppelpirouette, Puppenspieler von Mexiko zu fehlerfreien Zweierwechseln, dann auch zu den Einern, dabei anfangs einmal hinten mitgesprungen: Olé, olé, olé, ola, tralalala Galopptraversalen im Zickzack. Aus der doppelten Pirouette in die einhändig geritten Piaffe daraus weiter einhändig in einen tollen starken Trab zum Abschluss. Da hält es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Stühlen. Standing ovation für den 16-jährigen Satchmo und Isabell Werth.
Dieter Schüle gibt mit 74,5 Prozent die niedrigste technische Note. Höchste B-Note von Gary Rockwell (USA): 89 Prozent.
80,79 Prozent, Platz vier.
Mistral Hojris, Laura Bechtolsheimer, Großbritannien
Gitarrenklänge, Apache, die 60er Klänge der Shadows. Gleich ein Fehler zum Auftakt. Vorm starken Trab galoppiert der mächtige Fuchs einmal kurz an. Schon jetzt sieht man die Tendenz, sich nicht genug zu tragen. Trotzdem in Sachen Takt ist der Däne nahezu perfekt, wer nur auf die Beine guckt, der ist begeistert. Wäre da nicht die Anlehnung! Phasenweise ist Mistral Hojris viel zu eng in den Piaffen, da taucht der mächtige Fuchs ab, hält zwar den Takt und geht nichts desto trotz super Übergänge in die Passage, auch im Schritt zufrieden und der versammelte Schritt deutlich herausgearbeitet, aber immer wieder etwas eng. Das Problem dann auch in den anschließenden Zickzack-Traversalen im Galopp. Gute Zweierwechsel, anschließend Doppelpirouette und starker Galopp, auch in den Einerwechseln geht Mistral Hojris leicht auf Tauchstation. A-Noten bis 80 Prozent, B-Noten bis 88 Prozent
80,5, Platz fünf
Augustin, Victoria Max-Theurer, Österreich
Rein in der Passage, Italo-Pop zur Trabverstärkung Gloria (Ricci et Poveri), dann Traversalen zu Mama Maria, Passage zu Felicita (Albino und Ramona Power), Piaffen weniger hektisch als an den Vortagen, auch die Trabverstärkungen nicht überdreht toll! Streckt sich in der Schritttour über der Diagonalen sofort an die Hand, kommt wirklich zum Schreiten. Superpräzises Angaloppieren, gleich in den starken Galopp auf der Diagonalen, Erste Pirouette auch exakt auf den Takt angelegt man spricht doch immer von Schweizer Uhrwerken , aber in dem zweiten Alpenland scheint es auch super präzise Feinmechaniker zu geben. Dann Zweierwechsel zu Volare, auch die wesentlich souveräner als noch im Grand Prix Special, kleiner Haker vor zweiter Pirouette, auch die Einer selbstverständlicher als im Special, Pferd atmet, Reiterin rollt sich in den Schultern nicht so auf, macht weniger Druck. Zum Abschluss dann noch mal Piaffe-Pirouetten und Passagen eines konzentriert gehenden Pferdes, das losgelassen tanzt. Gestern sah es noch hin und wieder nach etwas Arbeit aus, heute war es nur Vergnügen. So soll das sein!
B-Noten bis 85 Prozent, Technik bis 77,5.
78,5 Prozent, Platz sechs
Donnperignon und Christoph Koschel
Pferd lässt sich schon vor der Prüfung nicht von Applaus und Stimmung ablenken, sondern eher motivieren. Bläsersätze von Michael Bublé zum Einritt in der Passage. Lionel Ritchies All night long zu ersten etwas matten Piaffe, Tolle gleichmäßige Passagen. Aber die Piaffen. Au weia, da fehlt Kraft, auch wenn der Reiter ganz offensichtlich eifrig bemüht ist, da noch etwas herauszuholen. Da spricht man wohl von vollem Körpereinsatz und der ganze Körper wird fest und steif. Das wird in der Piaffe-Pirouette auch nicht anders. Der Schritt ist zwar losgelassen, wie das Pferd insgesamt zufrieden wirkt, kein Schweifschlagen, aber matt, matt, matt. Die erste Galopppirouette ist reichlich groß, die folgenden Zweierwechsel sind gerade und gehorsam, aber matt, müssten mit mehr Ausdruck gesprungen werden. Die zweite Pirouette doppelt gesprungen, etwas besser, es folgen Zickzack-Traversalen im Galopp auf der Viertellinie direkt daraus Einerwechsel gute Idee. Die 78 Prozent, die das Paar in Rotterdam bekommen hat, sind es diesmal nicht, dürfen es auch nicht sein. Im Grand Prix Special hat Donnperignon die Stimmung im Stadion getragen, darauf hatte ich heute auch gehofft, deswegen habe ich ihn beim Abreiten nicht sonderlich motiviert, bilanziert Christoph Koschel, der unterm Strich mit seinem Aachen-Debüt mehr als zufrieden ist. Kann er auch.
75 Prozent, Platz sieben
Anabel Balkenhol, die auch für die Kür qualifiziert war, konnte nicht reiten, da sie in der Nacht an einem Magen-Darm-Infekt erkrankt war und zuhause in Rosendahl im Bett lag, als sie eigentlich hätte ihre erste Kür zeigen sollen.
The Global Destination For Modern Luxury | is the factory outlet store legit
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar