CHIO Aachen: Langehanenberg siegt in der Kür mit über 85 Prozent
Deutsche Olympiareiter benannt

Von
Helen Langehanenberg und Damon Hill

Aachen Soers 08.07.2012 CHIO Dressur Grand Prix Kür (CDIO-Tour): Helen Langehanenberg (GER) gibt Damon Hil nach ihrem Ritt ein Küßchenl Foto: Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 Rüsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (© Julia Rau)

Das Kopf-an-Kopf-Rennen im Aachener Dressurviereck ging am Finalsonntag zugunsten von Helen Langehanenberg und Damon Hill aus. Das Paar siegte in der Kür vor Kristina Sprehe und Desperados. Die Turnierüberraschung, Dorothee Schneider mit Diva Royal, kam mit 81 Prozent auf Rang drei. Diese drei werden das deutsche Olympiateam bilden. Einzelreiterin wird Anabel Balkenhol mit Dablino.

Wir sind ein junges Team mit frischen Pferden, sagt Helen Langehanenberg und gibt sich optimistisch für die anstehenden Olympischen Spiele. Schon zum Auftakt der Dressurwettberwerbe hatte Bundestrainer Jonny Hilberath gesagt, er habe keine Hausfrauenabteilung am Start. In der heutigen Kür gingen die drei deutschen Pferde alle ihre beste Runde. Dorothee Schneider sagt, sie bekäme gleich Schnappatmung. Der verstorbene Bundestrainer Holger Schmezer hatte der Ausbilderin aus Framersheim bei Mainz empfohlen, die Sichtungsturniere für Olympia zu reiten. Die Besitzer, Familie Roth, deren Tochter Stella Charlott die Stute eigentlich reitet, stimmten zu und im Dezember 2011 ging das Paar erstmals gemeinsam international an den Start und wurde Zweite im Weltcup von Hamburg. Die Nominierung für die Olympiamannschaft kann Schneider noch nicht ganz fassen. Heute abend sind das ein paar Korken mehr, fasst die Reiterin aus dem Weindörfchen in Rheinland-Pfalz ihre Bewältigungsstrategie zusammen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht Anabel Balkenhol ihre Nominierung als Einzelreiterin. Gestern hatte ihr Dablino im Grand Prix Special mehrfach gepatzt, Fehler, die dem Wallach sonst nicht unterlaufen. Im direkten Vergleich hatte sie sonst stets Diva Royal hinter sich gelassen. Natürlich wäre ich auch gerne im Team geritten, sagt die 40-Jährige, die sich jetzt unbeschwert in London an den Start gehen will. Vielleicht bekommt Dablino ja dort die zwei, drei Prozent mehr, die er für mein Gefühl schon im Aachener Grand Prix verdient gehabt hätte.

Als fünfte Reservereiterin wurde Monica Theodorescu nominiert. Sie kommt zum Einsatz, wenn bis eine Stunde vor dem Tierarzt-Check eines der anderen Pferde nicht fit sein sollte.

Damon Hill und Helen Langehanenberg
Das Paar sieht gut aus. Hoch aufgerichtet, nahezu stolz passagiert der Donnerhall-Sohn mit viel Ausdruck hinein, die erste Piaffe ist gut im Ryhthmus, dabei minimal im Vorwärts. Klar herausgearbeitet sind die Passage-Traversalen im Wechsel mit Seitengängen im versammelten Trab. Zum sehr guten starken Trab hört man den Formel Eins-Kommentar zu Damon Hill. In der nächsten Piaffe wird der Hengst etwas eng im Hals, zieht aber weiter durch. Kein Vergleich zum Grand Prix am Donnerstag. Der starke Schitt über die Diagonale ist richtig gut, dazu Gitarrrenklänge, dann dynamisches Angaloppieren, Zweierwechsel, eine doppelte Pirouette, auf die 12 Einerwechsel folgen, anschließend eine super zentrierte Pirouette, die Passagen immer noch besser. So kurz wird Damon Hill, die Passage, so erhaben! Die letzte Piaffe auch mit viel Ausdruck, super in der Hankenbeugung. Am Ende starker Trab maximale Schwungentfaltung und weiche Rückführung zum Halten: 85,150 Prozent. Und eine zufriedene Helen Langehanenberg: Ich wollte nur Spaß haben und locker sein. Das ist dann wohl gelungen.

Desperados und Kristina Sprehe
Wer in den 80-er Jahren in der Disco war, wer den Seitenscheitel geföhnt und den Kragen des Designer Polohemds gebügelt hat, der kommt bei Kristina Sprehes Musikauswahl auf seine Kosten! Synthesizer Megahits aus den 80ies pur! Shout, Shout von Tears for Fears ist ein Leitmotiv. Mit Soft Cells Tainted Love gehts in die Passage, dazu Visage: Fade to grey, die Piaffe ist gehorsam, die zweite nicht ganz rhythmisch. Noch mal neue Musik: Send me an angel gar nicht nötig! Auch ohne himmlische Unterstützung kommt das Paar sehr gut durch die Prüfung. Dritte Piaffe mit Vierteldrehung zur Mittellinie dann starker Trab: sehr gut gelungen!. Jetzt ein flüssiger Übergang in den Schritt über die Halbdiagonale, dann guter starker Schritt, präzises Angaloppieren, die folgende Pirouette ist etwas groß. Sichere Zweierwechsel, dann eine Zickzack-Traversale, starker Galopp mit Übergang in die Rechtspirouette doppelt -, dann Einerwechsel. Das Ende naht: Shout, shout, noch eine Diagonale Einerwechsel und eine Pirouette, dann Passage, abschließend eine Piaffe mit Richtungswechsel, dazu Tears for fears Everybody wants to rule the world das ist ja recht selbstbewusst. 84,7 Prozent, Platz zwei.
Sehr gut zufrieden, sei sie, sagt Kristina Sprehe. Desperados hat auch am dritten Tag super mitgemacht, kleine Abstimmungssachen waren noch drin, es war das perfekte Wochenende. Und Verbesserungen? In den Piaffen war ich etwas vor der Musik.

Diva Royal und Dorothee Schneider
Der schwarze Schwan, Halten für ne 10, OK 9,5. Do you like the Black Swan? tönt es aus den Lautsprechern. Dann geht es los zu Schwanensee. Passagen und Piaffen im Wechsel, es folgen schön gleichmäßige Traversalen nach links, in der Trabverstärkung bräuchte der Schwan einfach mehr Rückenwind, da fehlt es hinten einfach an Aktivität, dafür wunderbar federnde Piaffen, die Hannoveraner Stute jederzeit souverän in der Selbsthaltung, es gelingen tolle, gleichmäßige Übergänge zwischen Piaffen und Passagen. Auch der nächste starke Trab ist gut im Takt, aber man schnalzt innerlich etwas beim Zugucken. Musikwechsel: Die Morgenstimmung aus Edvard Griegs Per Gynt-Suite zum Schritt, dafür Noten bis 9,0. Im Galopp sind die Linien zunächst nicht zu kompliziert, auf Traversalen folgen schöne Zweierwechsel auf der Halbdiagonalen, die Wechsel von Sprung zu Sprung auf einer Art einfacher Schlangenlinie. Das tolle bei diesem Paar: Man hat bei jeder Lektion den Eindruck, es könnte einfach noch stundenlang so weiter gehen. Die Linkspirouette mit zwei Umdrehungen gelingt gut, fast die beste aller Pirouetten, die das Paar in der Soers gezeigt hat. Am Ende wird der Schwierigkeitsgrad dann angezogen: Zweifacher Richtungswechsel in der Piaffe, wieder mit perfekter Anlehnung. Dorothee Schneider hat ein paar Tränen der Rührung in den Augen, als das Publikum sie anschließend feiert. 81,1 Prozent persönliche Bestleistung. Warum die Stute so locker ist? „Meine gute Ausbildung“, lacht Dorothee Schneider und nimmt sich gleich zurück. „Quatsch, das ist einfach ein tolles Pferd, das ich reiten darf.“

Victoria Max-Theurer und Augustin
Auch die österreichische Staatsmeisterin hat eine neue Kür. Melodien von Phil Collins und Genesis sind das Thema. Ganz gleichmäßig passagiert Augustin zu der Kür von Michael Erdmann hinein. Easy Lover zum starken Trab, dann Traversalen. Genesis I cant dance zu Passagen und einer sehr guten ersten Piaffe, wieder Phil Collins zur folgenden Passage This ist he world we live in, erneut Piaffe zu dem Gitarrenriff zu aus I cant dance. Der Oldenburger geht mit einer ganz gleichmäßigen Anlehnung: Victoria reitet die Kür erst das zweite Mal überhaupt, Another day in paradise für den starken Schritt, zweite Halbdiagonale dann sicherer versammelter Schritt, zum Galopp ertönt Its a shame. Es geht gleich los mit Zweierwechseln und einer gute doppelten Pirouette, dann ein kleiner Fehler in den Einerwechseln, Zickzack-Traversalen Dancing to the light Dann noch mal Einer, die diemal gelingen, gute LInienfühurng, es passiert an allen Stellen etwas im Viereck, Augsutun hoch kinzentrterit Übergang von Galopppirouette und Piaffe Piroutte dann toole Passage-Zickzack-Travesale zum Abschluss. Zu jeder Zeit harmonisch, 80,975 Prozent, Platz vier.

Nathalie zu Sayn-Wittgenstein (DEN) und Digby
Gilbert Becaud Nathalie hört man durchs Viereck. Premiere der neuen Kür von Nathalie zu Sayn-Wittgenstein, die der Holländer Cees Slings zusammengestellt hat. Erst vergangene Woche ist die Kür fertig gewesen. Französische Chansons aus den 50ern, L’amour est bleu, Les Moulins de Mon Coeur und The Windmills of Your Mind. Ein paar originelle Choreographie-Ideen sind drin, unkonventionelle Übergänge etwa vom Außengalopp in den starken Schritt, 23 Einerwechsel, Xylophon zu Pirouetten, daraus gleich wieder Einerwechsel, vom Galopp in die Piaffe, dann eine Piaffe-Pirouette mit Richtungswechsel, aus der heraus es dann auf der Mittellinie in der Passage zum Abschlussgruß geht. 79,75 Prozent, Fünfter

Valentina Truppa (ITA) und Eremo del Castegno
Ganz nationalistisch kommen Italo-Hits zum Einsatz. Das passt. Zumal es ja regnerisch ist an diesem Sonntag in Aachen ist. Zu O sole mio kommt das Paar im Schritt hinein. Nach dem Gruß dann gleich Passage, in der ersten Piaffe ein Angaloppieren, anschließend zu Volare starker Trab über die Diagonale, die kleine Italienerin hat die Hand dabei auf Brusthöhe. Dann Schritt zu Time to say goodbye, der gelingt gut. Marina, Marina-Gitarren zu Zickzack-Traversalen, große doppelte Pirouette links, auch die nach rechts dürfte kleiner sein. Zweierwechsel schwankend, mittlerweile sind die Gitarren von einer Hammondorgel verdrängt worden, aber immer noch Marina diesmal zu Einerwechseln und starkem Galopp, es folgt ein Übergang Piaffe-Pirouette mit Richtungswechsel, wie ein äußerst gut gefüttertes Maschinchen tritt der Rohdiamant-Sohn brav auf der Stelle. Das kann er so gut, dass die Italienerin es gleich an anderer Stelle auf der Mittellinie kurz vorm Schlussgruß noch einmal macht. 78,5 Prozent, Sechste.

Donnperignon und Anna Kasprzak (DEN).
Viele sind gespannt, was für eine Kür die Dänin mit den deutsch-polnischen Wurzeln zeigen wird. Ihrem Vater Dieter verdankt sie ihr nahzu perfektes Deutsch. Weil Donnperignon, im letzten Jahr noch unter Christoph Koschel für Deutschland efolgreich, bei den dänischen Meisterschaften noch verletzungsbedingt gefehlt hatte, sind auch die Dänen gespannt, was sie zeigen wird. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Hinein in der Passage, nach dem Gruß gleich Galopp, eine anderthalbfache Pirouette, zurück dann Einerwechsel auf der Mittellinie und noch mal Pirouette – wie ihr Trainer Andreas Helgstrand, der ja bei seinen Küren auch gerne mal annähernd jede Lektion, die gefordert ist, auf der ersten Linie zeigt. Zu Beginn ist die Dänin kurzzeitig etwas vor der Musik: Gute Passagen zu 80er Hits von Genesis und Phil Collins, Invisible Touch, im starken Trab müsste das Pferd mehr Rahmenerweiterung zeigen. In the air tonight zum Schritt, Dancing in the night zum Galopp, Zweierwechsel auf der Zirkellinie, daraus direkt über die Halbdiagonale in Einerwechsel. Sehr gute Passagen zum Schluss, ein paar Abstimmungsfehler unterlaufen dem Paar, aber das Pferd ist auch erst seit einer Woche wieder im vollen Training. 77,425 Prozent, Siebte. Die Dänen sind ein starkes Team.
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