„Dann ist es wow“, sagt Helen Langehanenberg gefragt nach dem Gefühl, wenn sie am Ende ihrer Kür aus der Piaffe im starken Trab auf die Richter zu reitet. „Wow“, sagten auch viele Zuschauer, die viele Spitzenküren sahen. Langehanenberg siegte vor Isabell Werth und der Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein. Die Top-9-Ritte in der Einzelbeschreibung.
Damon Hill v. Donnerhall Helen Langehanenberg
Piaffe, Passage, und starker Trab auf erster Mittellinie, Traversale anschießend fließend aber im versammelt, nicht das Tempo, das andere mittlerweile da anschlagen. Passage-Traversale nach links gibt es Zwölfen?? So kadenziert, der Donnerhall-Sohn, so kurz, aktiv, erhaben. Mehr geht nicht! Dann Piaffe dabei Anlehnung etwas unsicher für einen Moment. Starker Trab an Elastizität nicht zu überbieten wie heißt es im Lehrbuch? Von hinten nach vorne, durch den Körper. Ja! Das ist Dressurreiten! Helen ist etwas vor der Musik in der zweiten Passage-Traversale. Zur Piaffe dann aber wieder voll im Plan. Max Guisetti heißt der Komponist, Helen Langehanenberg hat ihn zufällig getroffen. Daraus entwickelte sich die Kür.
Piaffe vor den Richtern WOW! Aus einer Gänsehaut-Passage in einen gelassenen starken Schritt mit deutlichem Überfußen auf der Zirkellinie. Aus versammelten Schritt geht es dann in den starken Galopp, Zweierwechsel auf gebogener Schlangenlinie an langer Seite, jetzt doppelte Pirouette, der sich sichere Einerwechsel anschließen, dann wieder doppelte Pirouette mit maximaler Lastaufnahme, dann nochmal neun Einerwechsel über die Diagonale.
Am Ende noch einmal am Ende der Mittellinie kurz hinter A eine Piaffe, daraus starker Trab bis zum Schlussgruß. Helen sagt, es fühle sich an wie von null auf Hundert Fahrtwind braust ihr durchs Gesicht. Da denke ich dann in der Piaffe nur noch ,und los und dann ist das einfach nur noch WOW!. Und da steht er dann für eine 9,75. Das Publikum schreit, er steht. Genießt. Souveräner denn je. 85,3 Prozent
Don Johnson v. Don Frederico Isabell Werth
Filmmusik, ein Orchester-Gewitter zum Gruß. Passagen und Piaffen über halbe Diagonalen. Alles sehr gleichmäßig, zufrieden in der Anlehnung, starker Trab mit zu wenig Hinterhandaktivität – „auch da wird er noch besser“, verspricht Isabell Werth, die restlos zufrieden ist. Technisch höchst anspruchsvoll. Aus der Piaffe auf der Mittellinie in den starken Trab. Es schließen sich fließende Traversalen nach links und Passage-Traversale nach rechts an. Die Musik reflektiert diese Tempiwechsel Bläser zu den Passagen, Piano zum starken Schritt gleich schreitend, lang im Hals, auch in der Rückführung zu einem wirklich versammelten Schritt. Das sieht man ja in Küren eher weniger häufig. Dann Galopp: Zickzack hin, starker Galopp über die Diagonale in die doppelte Pirouette. Perfekte Übereinstimmung mit der Musik, saubere Zweierwechsel, Einerwechsel, wieder doppelte Pirouette, daraus 19 Einerwechsel. Aus Galoppirouette in die Piaffepirouette mit zweifachem Richtungswechsel, anschließend sofort starker Trab. „Ich habe bei der Zusammenstellung der Kür überlegt, was ich noch nicht gesehen habe.“ Bis zur Europameisterschaft hat Don Johnson voraussichtlich Pause. Je nachdem, wie er sich anfühlt und nach Rücksprache mit den Trainern könnte er evt. noch einmal auf dem Peterhof in Perl gehen. „Die nächsten zwei Wochen ist erstmal joggen angesagt, mehr nicht“, sagt Isabell Werth. Dieser Ritt, „die beste Runde, die Don Johnson bisher gegangen ist“, war so etwas wie ein verspätetes Geburtstagsgeschenk für Mäzenin Madeleine Winter-Schulze, die am Freitag 72 Jahre alt geworden war. 82,075 Prozent sind viel, aber es ist schleierhaft, was ein Reiter noch alles choreographisch zeigen soll, um vom dänischen Richter Leif Törnblad Punkte zu bekommen. Der zog für Werths Ritt lediglich 74,75 Prozent in der A-Note und sah das Paar insgesamt lediglich auf Rang sechs, den insgesamt an achter Stelle rangierenden Spanier Jose Daniel Martin Dockx jedoch auf dem dritten Platz. Dressur -Welt der Wunder.
Digby v. Donnerhall Nathalie zu Sayn-Wittgenstein DEN
Nathalie – Gilbert Becaud röhrt zum Gruß durchs Stadion. Gleich Zickzack-Traversalen sofort nach dem Gruß. Passagen und Piaffen zu Klängen aus Frankreich für das Dänen-Doppel. LAmour est bleu hach die 1960-er Jahren, da war der Grand Prix dEurovision de la chanson noch musikalisch schön! Galopptour zunächst mit wenig Überraschungen (Wechsel über die Diagonalen), Schritt sicher. Das Paar ist zu jedem Zeitpunkt voller Harmonie. Pirouetten und Zweierwechsel auf der Diagonalen. Dann zurück dieselbe Tour, allerdings mit Einerwechseln. Après toi Vicky Leandros lässt zum Schluss grüßen. 80,9 Prozent. Das Publikum, das dank einer App via Smartphone eine eigene Wertung durchführen konnte, sah die Prinzessin auf Rang vier und ihre Landsmännin Anna Kasprzak auf dem dritten Platz.
Anna Kasprzak DEN, Donnperignon v. Donnerhall
Passage zum Einreiten, nach Gruß: Galopp zu Phil Collins Dancing into the Light, Pirouetten, Zweierwechsel, starker Galopp. Starker Trab zu Invisible Touch, Übergang in die Passage mit viel Ausdruck und leicht arhythmischer Piaffe an der kurzen Seite, dann Trabtraversale, Passagen und Piaffen im Wechsel. Super präzise zur Musik der gesamte Ritt. Passage-Traversale, dann Schritt In the air tonight hat ja was Mystisches, der Song. Schritt dürfte mehr Raumgriff haben, aber im Takt. Pirouetten werden gefolgt von Einerwechseln über Halbdiagonale, dort einmal hinten mitgesprungen, auch in den Zweierwechseln auf der Zirkellinie ein kleiner Fehler, dann wieder Einer. Mann oh Mann! Schade: Pferd phasenweise immer wieder hinter der Senkrechten. Aber dann auch wieder sehr gut in Anlehnung. Bis zur EM in Dänemark will Bundestrainer Rudolf Zeilinger noch intensiv mit seinen Reitern arbeiten. Sein Ziel: eine Medaille, ein ganz und gar nicht unrealistischer Wunsch. 80,475 Prozent, Platz vier.
Andreas Helgstrand DEN, Akeem Foldager v. Aktinos
Dramatische Musik, großes Orchester Totilas/Edward Gal-Style. Wechsel von Traversalen in versammeltem Trab und Passage. Erste Piaffe gut, Bläser und Trommeln dazu. Zweite Piaffe Spannung. Im Schritt nicht losgelassen, aber im Takt ohne sich ans Gebiss heranzudehnen. Doppelte Pirouette zum Auftakt der Galopptour, dann gleich Zweierwechsel, Fehler in den Einerwechseln, die mit hoher Kruppe und eng im Hals geritten wurden. Wie schon im GP Special Schwungverlust in Pirouette, dann schöne Zickszack-Traversalen und wieder eine doppelte Pirouette vor den Richtern, daran anschließend starker Galopp über die Diagonale. Anschließend Passage da fehlt noch die Feinabstimmung. Piaffe-Pirouette mit zweifachem Richtungswechsel, dazu Latein-Gesänge plus dramatisches Cello-Geschrammel. Viel Spannung in Passage und Piaffe, die Füße fliegen hoch Gleichmaß ist da aber deutlich ausbaufähig. Was solls?, denken sich die Richter und geben 79,175 Prozent. Allen voran, wie schon im Grand Prix Special, wieder Dr. Dietrich Plewa mit 81,75 Prozent. Platz fünf.
Steffen Peters USA, Legolas v. Laomedon
Rein im Schritt zu Under pressure von Queen. Queen-Songs von einer Geige interpretiert, das ist mal was Neues. Piaffen und Passagen über Halbdiagonalen, dann früh schon Galopp, Zweierwechsel gut, doppelte Pirouette müsste deutlich zentrierter und gesetzter mit tiefer Kruppe gesprungen sein. Auch diese Einerwechsel auf der Diagonale misslingen wie schon im Grand Prix Special. Peters ist nicht synchron mit der Musik, die recht beliebig ist, nur die Pirouetten sind musikalisch abgesetzt. Genau da ist Peters aber der Musik voraus. Dann die Ravel-Kombination: Pirouette im Galopp, durchparieren in die Piaffe (viel Fleiß) und Übergang zum Schritt. Sehr schöne Passage-Traversale und gute Piaffe vor den Richtern. In der gesamten Trabtour müsste das Pferd mehr von hinten herangeschlossen gehen, deswegen wirken die Verstärkungen auch eilig. Die Piaffen sind allerdings deutlich besser als im Grand Prix Special. 78,675 Prozent, Platz sechs
Anabel Balkenhol, Dablino v. De Niro
Musik: Sasha, zu Beginn Passage-Traversale in Zickzack beim Richtungswechsel gute Piaffe, super Passagen. Trabverstärkung, Passage dann versammelter Trab, Traversale, Piaffe, dann in Passage-Traversale in Gegenrichtung. Kleiner Fehler, starker Schritt über Diagonale We can change the world tonight. Galopp Take good care of my baby, Zweierwechsel auf Zirkellinie, starker Galopp, dann Traversale rechts, bessere doppelte Pirouette, kleiner Fehler zu Beginn der Einerwechsel (aber gleich wieder in Harmonie), die passend zur Musik in Zweierwechsel übergehen, sehr gute Pirouette, wieder Zweierwechsel, Taktfehler im starken Trab, Piaffe mit Richtungswechsel, tolle Piaffen und Passagen bei feinster Anlehnung auf letzter Mittellinie. 78,25 Prozent, Platz sieben.
Jose Daniel Martin Docckx ESP, Grandioso v. Adelante
Spanische Ryhthmen, Flamenco-Gitarre. Das Pferd in der Passage hinten überhaupt nicht dran, aber locker. Piaffen gut. Zwischendrin höhnisches Gelächter in der Musik. Olé oder was soll das heißen? Starker Trab über die Diagonale endet in einer Piaffe, die mit Richtungswechsel auf relativ großem Kreisbogen wiederum in den starken Schritt (jetzt dürfen die Hörner ran) mündet. Pfiffig! Aus den Hörnern werden Trompeten, aus Schritt dann passend dazu Galopp. Galopptraversale von H nach M, dann Mittelzirkel Zweierwechsel, später Eierwechsel über Diagonale. Irgendwie hat man vor dem geistigen Auge einen Sombrero, einen Dreitagebart, ein Poncho und eine Flasche Tequila bei der Musikauswahl. Mariachi-Gitarren, am Ende einhändig Passage. 78,175 Prozent. Was heißt Richter mit Spendierhosen auf spanisch? Platz acht.
Danielle Heijkoop NED, Kingsley Siro v. Gribaldi
Die junge Niederländerin hat Prince-Songs in der gesamten Kür. 1999 zu Trab und Passage, super Übergänge, leider permanent drei Zentimeter mit der Nase hinter der Senkrechten, wenig originelle Linienführung, Purple Rain zum Schritt, Galopptour Diamonds and Pearls, viel zu große Pirouetten. Nicht immer synchron zurMusik. 75,10 Prozent, Platz neun. In zwei Jahren spätestens wird die Amazone sicher ein paar Prozente mehr für ihre Ritte bekommen.
Weil es noch sieben Wochen bis zu den Europameisterschaften im dänischen Herning sind, haben die Chefs d’Equipe diverser Nationen ein Schreiben an den Weltreiterverband FEI geschrieben, mit der Bitte den offiziellen Nennungsschluss auf den 10. August zu verschieben. Deswegen wurde auch noch kein Team nominiert, sondern eine Longlist aufgestellt:
- Helen Langehanenberg/Damon Hill
- Isabell Werth/Don Johnson
- Anabel Balkenhol/Dablino
- Kristina Sprehe/Desperados
- Fabienne Lütkemeier/D’Agostino
- Nadine Capellmann/Girasol
- Jenny Lang/Loverboy
- Jessica Werndl/Unee
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