Dressur Derby Hamburg: Carola Koppelmann und Le Bo – Sieg der Routiniers

Von
Traversale

Hamburg 13.05.2010 Deutsches Spring- und Dressurderby hier Grand Prix (Qualifikation zum Deutschen Dressurderby): Foto ©Julia Rau Am Zollhafen 12 55118 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 RŸsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen GeschŠftsbedingungen

Das Hamburger Dressurderby feiert Geburtstag, zum 50. Mal wird in Frack und Zylinder um das blaue Band gekämpft. Da das große Geld im Viereck an diesem Wochenende allerdings in München lockt, war Carola Koppelmann die einzige Reiterin aus der deutschen Spitze, die es an die Elbe zog. Keine schlechte Entscheidung.

Die 70-Prozent-Marke blieb unerreicht im Qualifikations-Grand Prix für das Deutsche Dressurderby. Am knappsten dran vorbei schrammte Carola Koppelmann mit Le Bo. Der Hannoveraner Halbblüter v. Lauris Crusador xx ging eine sichere Runde mit den gewohnten Höhepunkten (starker Trab) und Schwächen (ungleich im Hinterbein in der Passage), die Piaffen, sonst gerne schwankend, gelangen diesmal sehr gut. Ich hab das in den spiegelnden Fenstern des VIP-Zelts gesehen, da habe ich gedacht, machste noch ein paar mehr. Dann aber patzte Le Bo in den fliegenden Galoppwechseln sowohl in den Zweierwechseln als auch in denen von Sprung zu Sprung. Ein eher untypischer Fehler für den 17-jährigen, den Koppelmann von Anfang an ausgebildet hat. Wechselfehler hatte ich mit Bo schon seit Jahren nicht mehr. Aus der Traum von den 70 Prozent. Das war aber der einzige Patzer, den sich der Weltcupfinalist leistete (69,83 Prozent). Ich bin froh, dass mein Pferd so gut drauf ist, sagte die Siegerin. Sie war noch nie in Hamburg, schwärmt von dem Boden, der von demselben Hersteller stammt wie der Boden bei den letztjährigen Europameisterschaften. Ihre Le Bo will sie nicht im Finale mit Pferdewechsel reiten, da aber nicht so viele Pferde aus dem Stall Kasselmann, die in den letzten Jahren immer für Finalritte zur Verfügung standen, an den Start gegangen sind, wird nun nach einer Lösung gesucht. Derbychef Volker Wulff gibt sich optimistisch, weiß aber auch, dass das Reglement vorsieht, dass die Finalpferde in der Qualifikationsprüfung gegangen sein müssen. 
12 Punkte weniger als die Siegerin hatte Oliver Luze mit dem Holsteiner Hengst Carabas. Das Paar, das 2008 den Mediencup gewonnen hatte, ist seit drei Monaten wieder vereint. Der Caribo-Sohn war Ende 2008 an den Dänen Andreas Helgstrand verkauft worden, Luze hatte daraufhin das Gestüt Tannenhof, für das er den Hengst von dreijährig an ausgebildet hatte, verlassen. Helgstrand hatte allerdings trotz eifrigster Bemühungen nicht den richtigen Draht zu Carabas gefunden. Das sah man vor allem auf den Abreiteplätzen im vergangenen Jahr. Im November, nachdem es auch bei den Europameisterschaften nicht zu gut gelaufen war, kam Carabas dann zurück zu seinem Ausbilder Oliver Luze, der mittlerweile nördlich von Hamburg bei Familie Schwiebert eine neue Aufgabe gefunden hatte. Ein wenig sitzt der Däne allerdings immer noch im Sattel, wenn es in die Prüfung geht. Die Angst vor Strafe bei Fehlern will vergessen sein. Oliver Luze bekommt das immer besser hin. Auf dem Abreiteplatz sah vieles sehr gut aus, im Prüfungsviereck gab es dann noch ein paar Unsicherheiten. Die Einerwechsel misslangen, in den Piaffen fehlte manchmal die Feinabstimmung und bei den Pirouetten hätte man sich die Leichtigkeit vom Vorbereitungsplatz gewünscht. Ich bin stolz, dass er schon wieder so viel Vertrauen zu mir gefasst hat, sagte ein sichtlich zufriedener Oliver Luze nach der Prüfung. Gerade in der letzten Piaffe-Passage-Tour war die Angst weg und er ließ sich wieder so reiten, wie früher. Diesen Trainingserfolg möchte Luze nicht leichtfertig aufs Spiel setzen und wird Carabas nicht im Finale mit Pferdewechsel einsetzen.  
Dritte Finalistin ist die Belgierin Vicky Smits van der Hasselt mit der unweit Hamburgs geborenen Hannoveraner Stute Daianira van de Helle. Die Dream of Glory-Tochter war einst Finalistin bei der Weltmeisterschaft Junger Dressurpferde und triumphierte schon in Bremen im Grand Prix. Die hochbeinige und elegante Enkelin des Derbysiegers Donnerhall fing stark an, verlor aber zu Ende der Prüfung wichtige Punkte, vor allem wegen einer missliungenen zweiten Pirouette. Zwei Punkte waren es, die die Stute mehr hatte als Falk Rosenbauer und der gekörte Desperados. Die Belgierin wird allerdings nicht im Finale am Start sein. Ihre Stute hat beim Ausladen eine kleine Verletzung erlitten, die der Heimtierarzt begutachten soll. Drei Kurz-Grand Prixs unter drei Reitern passen da nicht ins Konzept.
Nutznießer ist Falk Rosenbauer, der nun ins Finale am Sonntag nachrückt. Ob er seinen Desperados reiten wird, darf bezweifelt werden. Der neunjährige Rapphengst, seit seinem Sieg in der Auftaktetappe des diesjährigen Mediencups in Hagen in aller Munde, ging die schwere Grand Prix Tour, nicht den Mediencup, der am morgigen Freitag mit der Einlaufprüfung (Intermediaire II) startet. Der Rappe hat das Zeug, mal ein ganz Großer zu werden. Die Piaffen, die der De Niro-Sohn zeigt sind aus der Gänsehaut-Kategorie. Gesetzt, auf kleinstem Raum schafft es Desperados dennoch den Takt zu halten. Wenn die Lektionen selbstverständlicher werden und der Rappe noch an Kraft gewinnt, dann hat die Dressurszene einen weiteren Rappen, dessen Piaffen die Menschen von den Sitzen reißt. In der Passage gab es heute Abstimmungsschwierigkeiten, Desperados machte den Eindruck, nicht so recht zu verstehen, was der Reiter wollte. Und in den Zweierwechseln klappte auch nicht alles nach Plan. Schon beim Einreiten hatte Rosenbauer eine Extravolte gedreht, weil ein vorbeifahrendes Auto für etwas zu viel Rüpckenwind gesorgt hatte.
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