Dressur World Cup Frankfurt: Schelleken-Bartels siegt und keiner weiß, warum …

Von
Imke Schelleken-Bartels (NED) und Sunrise

Frankfurt 20.12.2009 Internationales Festhallen-Reitturnier Dressur Weltcup: die Siegerin Imke Schellekens-Bartels (NED) und Sunrise Foto: Julia Rau (© Julia Rau)

Das
Ergebnis der Worldcup-Kür beim Internationalen Frankfurter
Festhallen-Reitturnier wirft einmal mehr Fragen nach der Bewertung einer
Dressurprüfung auf. Wie schon am Vortag im Grand Prix sicherten sich auch in
der Worldcup-Kür die niederländischen Mannschafts-Europameister Imke
Schellekens-Bartels und Sunrise den Sieg. 81,45 Prozent vergaben die Richter
für einen Ritt, der in puncto Geschlossenheit, Losgelassenheit, Rückaktivität,
Ausbalanciertheit, Hankenbiegung und Gewicht aufnehmender Hinterhand viele
Wünsche offenließ.

Zu hoch bewertet, diese Empfindung hatten viele Zuschauer, die fachkundigen ebenso wie die weniger fachkundigen. Wie kann ein Abstand von rund sechs Prozent zu Helen Langehanenberg und ihrer Oldenburger Stute Responsible sein, bei der alle diese oben kritisierten Punkte aufs Feinste erfüllt waren? Auch die Musik extra für diese Kür mit Cathy von Kellys Family arrangiert und aufgenommen, passte vorzüglich. Mit 75,10 Prozent hatte sich das Paar vorerst an die Spitze gesetzt. Eine höhere Prozentzahl für ihren Ritt wäre zu diesem Zeitpunkt schon durchaus denkbar gewesen.
Eine Starterin nach Imke Schellekens-Bartels gingen Monica Theodorescu und Whisper an den Start, die nur ganz knapp im Grand Prix dem niederländischen Paar unterlegen gewesen waren. Doch an ihre Grand-Prix-Leistung kamen die EM-Mannschafts-Dritten dieses Jahres nicht ganz heran. War die Piaffe-Passage-Tour inklusive der Übergänge am Vortag größtenteils sehr gut gelungen gewesen und hat zu Hoffnungen für die Zukunft Anlass gegeben, blieben die Piaffen in der Kür wieder flach und mit wenig Ausdruck. Die Übergänge konnten somit ebenfalls keine Höchstpunktzahlen erzielen. Auch die Galopppirouetten fielen eher groß aus. Mit 77,90 Prozent setzte sich das deutsche Paar mit einem berechtigten Abstand zu Imke Schellekens-Bartels auf Platz zwei.
Als nächste Starter ritten ihre EM-Mannschaftskameraden Ellen Schulten-Baumer und Donatha S ins Viereck. Nach einem überzeugenden Beginn ihrer Kür mit guter Kadenz der Stute und einer hervorragend unter den Schwerpunkt tretenden Hinterhand in der Trabverstärkung kamen auch bei diesem Paar die Schwachpunkte in der Piaffe, von der eine nur angedeutet war, und mit zu großen, wenig gesetzten, mehrfach gezeigten Galoppirouetten. Mit 76,9 Prozent kam das Paar aus Rheinberg vorläufig auf Rang drei, rutschte aber noch auf Platz vier ab. Auf Platz drei (77,50) schoben sich hingegen noch die dänischen Mannschafts-Dritten der Olympischen Spiele von Hongkong Nathalie zu Sayn-Wittgenstein und Digby mit einer harmonischen, zu einschmeichelnden Klängen der West Side Story vorgetragenen Vorstellung. Für Helen Langehanenberg und ihre vorbildlich vorgestellten, zehnjährigen Rappstute Responsible blieb damit nur Platz fünf immerhin hatte sie der schwedische Richter auf Platz drei gesehen, während der britische Championats-Richter Stephen Clarke das Paar sogar nur auf Platz neun sah eine unverständliche Beurteilung!
Chefrichter Peter Holler, gefragt, ob Helen Langehanenberg und ihre Rohdiamant-Tochter nicht einen bessere Platzierung verdient gehabt hätten: Die Stute kommt wieder gut in Form. Sie ging wirklich sehr gut. Die Anlehnung ist sehr beständig, aber vielleicht könnte die Piaffe-Passage-Tour noch besser werden (aber gerade diese war beser als bei den höher bewerteten Paaren!) und der Schwierigkeitsgrad war geringer als bei den Erstplatzierten. Ich habe mit Helen schon gesprochen, sie war mit ihrem Ritt und ihrer Platzierung sehr zufrieden. Mit ihrem Ritt dürfte außer Frage stehen. Mit ihrer Platzierung sicherlich nur, weil sie sich nicht mehr erwarten durfte, als den Platz direkt hinter den Championats-Medaillenträger zu erhalten. Und, sie wurde nicht nur in den B-Noten, sondern gerade auch in der A-Note schlechter als die Erstplatzierten bewertet. Wie vom FEI beauftragten Statistiker David Stickland herausgefunden wurde, dass Reiter mit Namen Bonuspunkte erhalten (auf dem Global Dressage Forum), ihre Bewertung war dafür sicherlich wieder ein Beispiel.
Insgesamt kann man ohne Einschränkung sagen, dass die Zuschauer in der weihnachtlich-festlich geschmückten, heimlichen Frankfurter Festhalle zahlreiche gute Leistungen geboten bekamen und 13 der 15 Kürteilnehmer über siebzig Prozent lagen. Ein Leistungsniveau, wie es sonst meist nur bei Worldcup-Finalen anzutreffen ist. Sehr positiv aufgefallen ist auch erneut Sabine Becker, die in Castrop-Rauxel einen Dressurausbildungsstall betreibt, mit dem 13-jährigen hoch im Blut stehenden Oldenburger Lamarc WRT. Den dunkelbraunen Wallach hatte sie bereits zweieinhalbjährig direkt vom Hengstkörungsplatz in ihren Stall bekommen und ihn vierjährig angeritten. Mit Hilfe von Jonny Hilberath gelang ihr 2008 national der Durchbruch im Grand-Prix-Sport. 2009 ist sie B2-Kader-Mitglied und hat 2009 auch international zahlreiche gute Erfolge erzielt. Mit 72,60 Prozent wurde Sabine Becker in der Worldcup-Kür Zehnte. Für Monica Theodorescu brachte ihr zweiter Platz die vorläufige Führung in der West-Europaliga nach fünf von zehn Qualifikationsprüfungen. Noch wichtiger waren die zwanzig Punkte für den Sieg für Inke Schellekens-Bartels, Nach der EM in Windsor habe ich Sunrise eine Pause gegeben. Frankfurt ist das erste Worldcup-Turnier, das ich mit ihr in dieser Saison reite und ich möchte mich auf jeden Fall für das Worldcup-Finale in ’s-Hertogenbosch qualifizieren. Da aber nur drei Reiter pro Nation an den Start gehen dürfen, wird es für mich sehr knapp werden. An Edward Gal und Totilas wie auch Adelinde Cornelissen und Parzival werden wir nicht vorbeikommen, so gilt es Anky van Grunsven in der Liga zu schlagen. Ich werde in zwei Wochen auch beim Worldcup-Turnier in Mechelen an den Start gehen. Da Anky van Grunsven mit Painted Black ihre Teilnahme in Frankfurt wegen einer fiebrigen Erkrankung ihres Hengstes absagen musste, konnte sie vorerst keine weitere Punkte gewinnen, hat aber bereits 34.
Birgit Popp

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