Das hatte so keiner erwartet, dem Gesichtsausdruck nach am aller wenigsten Edward Gal. Der Europameister verließ den Grand Prix mit 76,808 Prozent und musste sich in der Ehrenrunde hinter Teamkollegin Adelinde Cornelissen einreihen. Die gewann mit Parzival den Qualifikations-Grand Prix für das Kürfinale am Sonnabend mit 78,851 Prozent. Isabell Werth wurde mit Warum nicht Vierte.
Adelinde Cornelissen hatte alle Hände voll zu tun. In Rückenlage steuerte sie ihre Fuchs durch die Aufgabe. Er ging als einziger fehlerfrei das Programm. Allerdings war das kein Paradebeispiel für handunabhängiges Reiten, eher das Gegenteil. Dabei ist es erstaunlich, wie der Fuchs von jetzt auf gleich aus der hohen und eigentlich permanent zu engen Halseinstellung heraus taktreinen Schritt geht. Wie er Zweierwechsel schnurgerade springt, der Schweif sich nicht bewegt, aber insgesamt das Pferd versammelter gehen müsste. Einzig in den recht großen Pirouetten rächten sich diese Schwächen der Vorstellung.
Edward Gal hatte sich das sicher anders vorgestellt. Nach seinem Triumphzug durch die Stationen der Westeuropaliga wäre alles andere als ein glatte Start-Ziel-Sieg eine Riesenüberraschung. Es ist nicht aller Tage Abend und wenn am Samstag aus den Lautsprechern die satten Streicher die Melodien aus dem Johnny Depp Film „Fluch der Karibik“ in die dann sicherlich ausverkaufte Brabanthalle dröhnen werden, dann kann die Welt in der Kür ja anders aussehen. Gal zumindest konnte sich nicht sein Standardlächeln abringen. Wie auch – aus allen drei Piaffen verabschiedete sich Totilas mit einem Sprung nach vorn. Kein grober Ungehorsam, aber eine Tendenz, die man als Reiter nicht gern sieht. Und das an dem Image des Pi-und-Pa-immer-Zehn-Komma-Null-Rappen einen ersten Kratzer erkennen lässt. Über weite Strecken der Prüfung war der Gribaldi-Hengst zu eng, in den Traversalen musste sich Gal buchstäblich mächtig reinhängen, um Stellung zu gewährleisten. Dass dann auch noch die zweite Pirouette – noch so eine 10,0-Lektion des „Weltrekordlers“ – misslang, hätte auch niemand erwartet. Aber wie gesagt, am Samstag werden die Karten neu gemischt und der Fluch der Karibik wird’s schon richten. Allerdings hat Adelinde Cornelissen angekündigt, eventuell noch etwas an ihrer Kürmusik zu feilen.
Platz drei ging an Imke Schellekens-Bartels mit Sunrise, die eine ihrer besseren Runden ablieferte. Höhepunkt waren die fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung. Dass die Stute dennoch über weite Strecken ohne Rücken geht und der Schweif unentwegt in Bewegung ist, schlug sich in der Bewertung nur bedingt wieder: 74,893 Prozent, von dem Amerikaner Garry Rockwell wurde die Stute sogar noch deutlich vor Totilas gesehen.
Beste Deutsche war Isabell Werth, die in Neumünster noch frohlockt hatte, das „Hannes“ – Warum nicht – in dieser Saison noch hinter keinem Blumentopf eine Gefahr vermutet hatte. Das war heute anders. „Das geht besser“, war der genauso kurze wie treffende Kommentar der Reiterin. Die musste ihre ganze Routine ausspielen, denn der Weltmeyer-Sohn spitze die Ohren schon als er die Arena betrat, und das blieb auch so. Sie konnte nicht auf volles Risiko gehen. Zu gespannt wirkte Warum nicht über lange Strecken der Prüfung. Dass sie beispielsweise die Einerwechsel noch fehlerfrei hinbekam, war eine reiterliche Meisterleistung. 73,319 Prozent gab es für den Ritt, so dass Werth in der letzten Gruppe am Finaltag starten wird.
Ebenfalls im Spitzenquintett landete Patrik Kittel, heute morgen noch vom Stewart auf sein Reiten angesprochen. Der Schwede lieferte mit Scandic eine saubere Runde ab mit rhythmischer Passage-Piaffe-Tour. Auffalllend war die Nase des Fuchses. Wie bei einem Tapir kräuselten sich die Nüstern. Ungleiche Piaffen, vor allem im Hinterbein ungleiche Passagen und wohl wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft äußerst zurückhaltend gerittene Verstärkungen reichten der Dänin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein noch zu Rang sechs (71,191). Höhepunkt war der starke Schritt von Digby. Ab nächster Woche wird nicht mehr geritten, dann wird sich auf das Baby konzentriert.
Zufrieden war Matthias Alexander Rath mit seiner Runde auf Triviant. Auch bei diesem Pferd schleichen sich immer wieder ungleiche Tritte in die Piaffe und Passage-Tour. „In der Vorbereitung war er etwas heiß, ließ sich aber in der Prüfung gut reiten. Wenn wir im Finale auch unter die ersten Acht kommen, wäre das ein prima Ergebnis“. Rath wurde Siebter mit 70,51 Prozent. Eine Runde über 70 Prozent hatte sich der Student aus Kronberg vorgenommen. Auch Bundestrainer Holger Schmezer lobte die „solide fehlerfreie Runde“ und stellte besonders die gute Anlehnung heraus. Knapp aus der Platzierung rutschte Carola Koppelmann mit Le Bo. „Risikofreudig mit viel Schwung“ sei das Paar unterwegs gewesen, sagt Schmezer. Deswegen seien auch die zwei Fehler unterlaufen. Le Bo, mit 17 Jahren der älteste Weltcupfinalist, hatte zweimal gepatzt, in der ersten Piaffe und den Zweierwechseln. Morgen ist Pause für die Dressurreiter, dann bestimmen die Springreiter das Geschehen in der Halle. Sie haben am Sonntag die letzte Gelegenheit, sich für das Weltcupfinale in Genf zu qualifizieren.
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