EM Fontainebleau: Bronze für Jung

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Piggy French (links) bei den Europameisterschaften in Fontainebleau 2009, wo sie Silber hinter ihrer Landsmännin Kristina Cook und vor Michael Jung gewann.

Fontainebleau Europameisterschaft Vielseitigkeit 27.09.2009 Springen: Silber fŸr Piggy French (GBR), Doppel-Gold fŸr Kristina Cook (GBR), Bronze fŸr Michael Jung (GER) Foto: Julia Rau (© Piggy French (links) bei den Europameisterschaften in Fontainebleau 2009, wo sie Silber hinter ihrer Landsmännin Kristina Cook und vor Michael Jung gewann.)

Ein Abwurf im Springparcours kostete ihn den Titel, gleichwohl geht für Michael Jung (27) eine sensationelle Saison zu Ende.

 

 

Am Ende reichte es dann doch noch zu einer Medaille: Mit einem Abwurf im Springparcours wurde Michael Jung auf Sam mit 49,0 Punkten Dritter bei der Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in Fontainebleau, hinter den beiden Britinnen Kristina Cook auf Miners Frolic (46,7) und Piggy French auf Some Day Soon (47,3). Auch der Mannschaftstitel ging zum achten mal in Folge nach Großbritannien (160,5) vor Italien (253,2) und Belgien (317,6). Jung war der einsame Rest des sechsköpfigen deutschen Aufgebots, seine fünf Landsleute waren im Gelände ausgeschieden eine niederschmetternde Bilanz für das Team der amtierenden Weltmeister und Olympiasieger. So ritt er dann auch als einziger bei der Parade der Nationen noch ein. Die ganze Saison war eine Sensation, sagte er nach seinem Ritt. Ein Abwurf kostete ihn letztlich den Titel, da die nach ihm startende Britin auf insgesamt acht Fehler kam, vier für einen Abwurf, vier für Zeitüberschreitung. An zweite Stelle schieben konnte sich noch Einzelreiterin Piggy French auf Some Day Soon schieben. Die Dame heißt übrigens richtig Georgina, aber aus offensichtlichem Grund hatte ihre ältere Schwester beschlossen, das neue Baby Schweinchen zu nennen.

Jungs Teamkollegen, selbst ausgeschieden, waren alle geblieben, um ihm die Daumen zu drücken. Sie waren die ersten, die ihm zur Bronzemedaille gratulierten. Wir sind als Team gekommen, wir haben als Team verloren, einer von uns kämpft noch um eine Medaille, also werden wir bleiben, sagt Andreas Dibowski und es klingt ein bisschen trotzig. Schon nach seinem gefährlich aussehenden Sturz an Sprung 16, auf dem Weg zum Stall, habe er sich überlegt, das dies nicht das Ende der Saison sein kann. Sein Pferd Leon muss noch einmal antreten vor Saisonende, damit Ross und Reiter nicht den ganzen Winter über das Missgeschick in Frankreich grübeln.

Das gilt auch für die anderen deutsche Pferde, die im Gelände ausschieden. Gadget de la Cere von Dirk Schrade verlor nach einem sehr ehrgeizig angerittenen    Hochweitsprung im Wald seinen Reiter, der am liebsten vor Wut auf das Hindernis eingeprügelt hätte. Die flinke kleine Karascada von Kai-Steffen Meier schätzte einen Sprung falsch ein, ging zu Boden und verschwand im Wald, wo sie erst wieder eingefangen werden musste. Eine Hautwunde am linken Hinterbein wurde genäht, die einzige Verletzung im deutschen Team bei drei Stürzen und fünf Verweigerungen. Es wäre doch viel schlimmer, wenn einer von uns im Krankenhaus läge, sagte Ingrid Klimke und dem war schwer zu widersprechen. Sie gab nach zwei Verweigerungen auf, bevor ihr Pferd Abraxxas selbst das Handtuch warf. Am Sonntagmorgen ritt sie mit ihm im Wald von Fontainebleau spazieren, zeigte ihm noch einmal die beiden Hindernisse, die ihm zum Verhängnis geworden waren. Auch Abraxxas soll zur Trauma-Bewältigung noch einmal starten in diesem Jahr. Außerdem fehlen ihr und anderen Paaren noch die Grundqualifikation für die Weltreiterspiele 2010 in Kentucky.

Air Jordan von Frank Ostholt war wohl die einzige Fehlbesetzung im deutschen Team, hatte der hannoversche Fuchs doch schon vor zwei Jahren bei der EM in Pratoni del Vivaro gezeigt, dass er streikt, wenn es ihm zu mühsam wird. Diesmal war an Sprung 24 Schluss, dem letzten Wasser. Nach der dritten Verweigerung schied das Paar aus.

Noch immer kann sich keiner so richtig erklären, wie es kam, dass nach der glänzenden Auftaktrunde von Championatsneuling Michael Jung auf Sam, maßgerecht nach der Order, die Bestzeit von 10:27 Minuten um zehn Sekunden zu unterschreiten, der Rest so daneben ging, die drei Teamreiter Ostholt, Klimke und Dibowski als auch die Einzelreiter Schrade und Meier ausschieden. Abends, nach einem Glas Champagner zu Ehren Jungs vorzüglicher Leistung, versuchte die deutsche Mannschaft im Hotel Napoleon ihr persönliches Waterloo zu analysieren. Der Sport ist wie eine Welle, wir sind lange oben geschwommen, aber dass das Tal so tief sein wird, habe ich nicht erwartet. Der britische Honorartrainer Chris Bartle wurde über dem Favoritensturz geradezu zum Philosophen. Die Reiter werden konkreter: Unsere Pferde sind keine Waldstrecken mehr gewöhnt sagt Andreas Dibowski, und auch der Sandboden, der im Verlaufe des Tages tiefer wurde, war nicht ideal.

Licht- und Schattenspiele konnten die Pferde irritieren, manche Naturholzsprünge waren schwer zu erkennen, aber das galt für alle, besonders für die Briten, die von zuhause eher offenes Parkgelände gewöhnt sind. Das Team der französischen Gstgeber platzte, auch die Gesamtbilanz liest sich nicht rosig. Zehn Stürze von Pferden, das ist zuviel, sagt die dänische Chefrichterin Annemette Binder. Ein Drittel der 64 Starter schied aus. Chris Bartle: Wir sind zwar fünf zu eins geschlagen, wie man im Fußball sagen würde, aber wir spielen immer noch in der ersten Liga. Ein Trost für die deutschen Reiter, wenn auch ein schwacher.

 

 

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