Erst der Große NRW-Preis in Dortmund, jetzt das Weltcup-Springen in Göteborg – ihr erstes: Die 24 Jahre junge Schwedin Angelica Augustsson ist auf dem Vormarsch im internationalen Springsport.
Im Sattel der elfjährigen Selle Francais-Stute Midtown du Tillard, die sie auch beim Dortmunder Hallenturnier zum Sieg trug, setzte sie sich dank einer Nullrunde im Stechen in 33,69 Sekunden gegen den Rest des Feldes durch.
Angelica Augutsson lebt und arbeitet seit vier Jahren in Deutschland, im Stall von Dietmar Gugler, dem einstigen Bundestrainer für Deutschlands Springreiternachwuchs. Mit Midtown du Tillard hat Augustsson ein Pferd unter dem Sattel, dem der große Springsport quasi in die Wiege gelegt wurde. Sie stammt ab von dem Schimmel Cruising, der 1999 mit dem Iren Trevor Coyle unter anderem den Großen Preis von Aachen gewann. Ihr Großvater mütterlicherseits ist der französische Starvererber Galoubet, Vater unter anderem von Beezie Maddens Authentic und Rolf-Göran Bengtssons Ninja.
Angelica Augustsson stammt nicht aus einer wohlhabenden Familie. Ihre ersten Reitstunden verdiente sie sich mit Stallarbeit im örtlichen Reitverein. Sie weiß nicht mehr ge´nau, ob sie neun oder zehn Jahre alt war, als sie begann, mit der schwedischen Springreiter-Familie Zetterman zu trainieren. Sie ritt für verschiedene Leute die Pferde, bis sie beim Ausprobieren eines Pferdes Dietmar Gugler ins Auge fiel. Deutschlands Nachwuchs-Bundestrainer bot ihr einen Job an und so arbeitete sie sich nach oben.
Wohin es sportlich für sie gehen soll, konnte die junge Schwedin hingegen noch nicht prognostizieren: „Dies ist mein erstes Fünf-Sterne-Springen, mein erster Weltcup, das zweite Mal, dass ich Midtown über einen 1,60 Meter Parcours reite und das zweite mal, dass ich sie auffordere, auf Zeit zu galoppieren – ich weiß nicht, was ich sagen soll!“
Auf ihrer Homepage verrät Augustsson, wer ihr großes Vorbild ist: Marcus Ehning, Deutschlands derzeit erfolgreichster Springreiter. Zumindest heute hat die Schwedin den Mann aus Borken bereits mit Abstand hinter sich gelassen. Nach einem Abwurf seiner Sandro Boy-Tochter Sabrina musste der derzeit Weltranglisten-Zweite und 16. der Weltcup-Wertung sich mit Platz 16 begnügen.
Am dichtesten an der Schwedin dran war die Australierin Edwina Alexander mit Nachwuchspferd Ciske, einer neunjährigen Belgierin v. Celano-Darco, in die die Lebensgefährtin des Global Champions Tour-Machers, Jan Tops, große Hoffnungen setzt, wie sie neulich im Interview verriet. Berechtigte Hoffnungen, wie das Ergebnis in Göteborg zeigt: Platz zwei mit einer Null Fehler-Runde in 34,08 Sekunden.
Ludger Beerbaum und seine zehnjährige Goldfever-Tochter Gotha (Mutter v. Prestige Pilot) wurden Dritte (0/34,72). Der Riesenbecker Multi-Champion war höchst beeindruckt von der jungen Siegerin: „Gestern war ich nicht zufrieden mit dem Stechen, aber heute war ich wirklich glücklich mit der Art und Weise wie es lief mit Gotha. Aber Angelica war heute wirklich in jeder Hinsicht perfekt. Wen Du heute kein Superpferd hattest, das dazu noch extrem schnell sein musste, dann war es einfach unmöglich, sie zu schlagen.“
Hinter Beerbaum reihten sich zwei Schweizer ein: Hansueli Sprunger mit Kepi de Valse (13-j. Selle Francais v. Duc de la Cour-Ospide, 0/35,93) und Pius Schwizer mit Carlina (10-j. Holsteiner Stute v. Carvallo-Landgraf). Die beiden hatten am Freitag die Wualifikation für sich entschieden und lieferten heute die schnellste Vier-Fehler-Runde im Stechen (34,97 Sekunden).
Zweitbester Deutscher war Marco Kutscher, der Cornet Obolensky mit zehn Strafpunkten im Stechen (47,28 Sekunden) auf Rang elf steuerte.
Alle Ergebnisse finden Sie hier.
In der Gesamtwertung des Weltcups rangiert nach zwölf von dreizehn Qualifikationen Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) als beste Deutsche mit 88 Punkten auf Platz zwei. Besser ist lediglich Europameister Kevin Staut (Frankreich), der mit 96 Punkten die Tabelle anführt. Zweitbester deutscher Reiter ist Ludger Beerbaum mit 66 Punkten auf Platz vier. Die Plätze acht bis zehn nehmen Philipp Weishaupt (Riesenbeck / 50 Punkte), Lars Nieberg (Homberg/Ohm / 47 Punkte) und Christian Ahlmann (Marl / 46 Punkte) ein. Auf den Plätzen 16 und 17 folgen Marcus Ehning (41 Punkte) und Marco Kutscher (40 Punkte). Eine theoretische Chance sich für das Weltcup-Finale Ende April in Leipzig zu qualifizieren hat auch noch Vize-Europameister und Mannschaftsweltmeister Carsten-Otto Nagel (Wedel), der mit 33 Punkten auf Platz 21 rangiert.
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