Grand Prix Teil 2 – „Zweitpferd“ schlägt Olympiasieger.
Isabell Werth und Warum nicht siegen vor Anky van Grunsven und Salinero

Von
Blick zur Anzeigentafel – ja

S«Hertogenbosch (NED) Brabanthalle 27.03.2008 Dressur Weltcup-Finale Grand Prix: Isabell Werth (GER) und Warum Nicht FRH nach der PrŸfung: der Blick zur Anzeigentafel "Reicht«s ?!" ©Julia Rau Hindenburgstra§e 49 55118 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 RŸsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen GeschŠftsbedingungen (© Julia Rau)

„Wat is
dit spannend“ – man muss kein Holländer sein, um zu verstehen, was der
Moderator in der Brabanthalle damit sagen wollte. Und er hatte recht. In der
zweiten Hälfte des Grand Prix gingen die Titelaspiranten an den Start. Mit 75,
083 setzte sich Isabell Werth mit „Hannes“, alias Warum nicht, an die Spitze.
Platz zwei ging an Anky van Grunsven und Salinero, Dritte wurde deren
Mannschaftskollegin aus dem EM-Goldteam, Imke Schellekens-Bartels mit Sunrise.

Isabell Werth musste als Drittletzte ins Viereck. Da wusste sie schon, dass Anky van Grunsven mit Salinero mit einem weitgehend fehlerfreien Ritt und 74,75 Prozentpunkten schon ganz gut vorgelegt hatte. Doch Werth bewies Nerven. Am hingegebenen Zügel kam sie in die Arena geschlendert. Dann etwas Leichttraben, bei immer noch annähernd hingegebenen Zügeln voll und ganz Isabell-Style. Dabei war Hannes nicht unbeeindruckt von der Atmosphäre. An Kleinigkeiten konnte man das immer wieder gerade zu Beginn der Prüfung sehen. Aber über diese Taktunreinheiten ritt Werth routiniert hinweg. Stattdessen gab sie Gas und das zahlte sich aus: Maximale Schwungentfaltung in den starken Tempi ein Pferd, das dabei über den Rücken arbeitet, keine Selbstverständlichkeit… Auch der starke Schritt war das beste, was man diesbezüglich zu sehen bekam. Gewohnt präzise die Pirouetten, vielleicht hätte die zweite noch etwas kleiner sein dürfen. Aber das waren nur Nunancen in einem Ritt mit vielen Höhepunkten. Schon nach ihrem Sieg in Neumünster hatte Isabell Werth gesagt, dass sie sehr zufrieden mit den Fortschritten von Hannes sei, vor allem in Passage und Piaffe habe das Training im Winter Verbesserungen gebracht.

Salinero und Anky van Grunsven zeigten eine Prüfung, in der bis auf die letzte Grußaufstellung alles funktionierte. Beim Gruß zu Beginn der Prüfung wollte der Hannoveraner einmal scharren, ging dann aber gehorsam. Ingesamt hat auch Salinero sich entwickelt. Im Seitenbild ist die Halslinie gefälliger geworden, er geht weniger häufig hinter der Senkrechten. Allerdings sind die typischen Erkennungsmerkmale immer wieder hohe Kruppe bei den fliegenden Wechseln, die mitunter fast waagerecht herausgestreckte Schweifrübe und der hackige Gesamteindruck in Piaffen und Passagen noch da. In den starken Tempi riskierte van Grunsven nicht ganz so viel, im Galopp fiel Salinero einmal aus. Das, so vermutete die Niederländerin später, habe wohl den Ausschlag für Isabell Werths Triumph gegeben. Drei Richter hatten van Grunsven auf Platz eins gesehen, die Deutsche Dr. Evi Eisenhardt, der Pole Wojtek Markowski und der Niederländer Jan Peeters.

Platz drei ging an Imke Schellekens-Bartels, deren Stute Sunrise unentwegt mit dem Schweif schlug und von den Richtern recht einmütig mit 73 Prozent dafür belohnt wurde: Insgesamt kam das Paar auf 73,458 Prozent für eine Vorstellung, in der die Hinterbeine eine untergeordnete, aber selten eine unter den Schwerpunkt tretende Rolle spielten. Im Galopp wirkte die Stute mitunter steif. Die abschließende Piaffe dürfte noch einmal Punkte gebracht haben, da gelangen die Übergänge und die Singular Joter-Tochter piaffierte gut. Auch die Pirouetten zählten zu den Pluspunkten der Vorstellung.

Kyra Kyrklunds Max ging eine sehr gleichmäßige Prüfung. Der Rappe kaute, wirkt zufrieden. Insgesamt hätte man sich etwas mehr Pep gewünscht, auch wenn Kyrklund im starken Galopp alles gab. In der Vorstellung der Finnin steht Losgelassenheit als Maxime ganz oben. Das kommt unter anderem den Passagen zu Gute. In der Piaffe verliert Max aber leider regelmäßig den Fleiß, so auch diesmal. Auch seine Eintempiwechsel schwankten. Mit 72,042 Prozent setzte sich das Paar deutlich von der Konkurrenz ab und gehörte zu Recht zum Spitzenquartett.

Ein Weltcup-Veteran ist der schwedische Hengst Briar, dem man seine 17 Jahre nicht ansah. Der Dunkelfuchs, ein alter Bekannter in Championatsprüfungen, ist natürlich nicht mehr gut für Überraschungen. Seine Schwächen sind bekannt und hinlänglich beschrieben Stichworte mangelndes Engagement aus der Hinterhand in der Trabverstärkung, mitunter etwas passagige Tritte im versammelten Trab aber er kann eben auch brillieren. So in der Passage oder in den Pirouetten. Die erste war reif fürs Lehrbuch, so gesetzt galoppierte der auch als Deckhengst immens populäre Hengst unter seinem Ausbilder Jan Brink aus Schweden.

Noch ein Jahr älter ist der in den Niederlanden gezogen Hengst Idocus, der lange Zeit unter Marlis van Baalen ging und nun für die USA von Courtney King vorgestellt wird. Der 18-Jährige, der immer ein bisschen wie ein schickes Pony wirkt, hat Höhepunkte in der Passage/Piaffe-Tour und wusste auch in den fliegenden Galoppwechseln zu gefallen (70,125).

Ein Pferd, das beim Publikum gewaltig ankam, ist der Wallach Casmir, den der Däne Andreas Helgstrand vorstellte. Der Neunjährige, der vor zwei Jahren noch auf M-Niveau unterwegs war, ist noch unroutiniert. Helgstrand hat mitunter alle Hände voll zu tun und kann das nicht kaschieren. Unkonstant in der Anlehnung, zuckend im Hinterbein und immer wieder unbalanciert, kam der Wallach auf 69,708 Prozent.

Sein dänischer Kollege Anders Dahl kam mit dem derben Wallach Affrika auf 67,167 Punkte.

Die deutsche Pferdezucht ist schon jetzt der Gewinner: Die drei Erstplatzierten sind waschechte Niedersachsen aus dem Zuchtgebiet Hannover.

Infos: www.indoorbrabant.nl

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