Hamburg: Doppelsieg in Derbyqualifikation Dressur für Anabel Balkenhol

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Anabel Balkenhol und Dablino

(© Thomas Hellmann)

Zwei Ritte über 70 Prozent, beide von Anabel Balkenhol – damit hat sich die Olympiareiterin vor Fabienne Lütkemeier und Bianca Kasselmann gesetzt. Am Sonntag wird das Finale im Pferdewechsel entschieden.

Schon vor zwei Jahren hatte Anabel Balkenhol sich für das Finale im Dressur-Klassiker in Hamburg Klein Flottbek qualifizieren können, aber in dieser Form war es in den vergangenen Jahren keinem Reiter gelungen. Patz eins und zwei, eins mit Paradepferd Dablino v. De Niro, Platz zwei mit dessen väterlichem „Neffen“ Diamonds Forever v. Depardieu. Den Dunkelbraunen Diamonds Forever, im Stall nur „Monty“ gerufen, reitet Anabel Balkenhol seit eineinhalb Jahren. Für den Wallach war es fast eine Reise „back to the roots“, seine Besitzer leben in Norderstedt, zehn Minuten vom Derbyplatz entfernt. Als eine der ersten Reiterinnen legte die 41-Jährige vor: 72,149 Prozent für einen weitgehend fehlerfreien Ritt, mit dem Balkenhol sehr zufrieden war. „Es ist toll zu sehen, wie er von Turnier zu Turnier sich steigert.“ In der Tat hat der Wallach einiges an Potenzial, in den Passagen gab es schon erste Achten, in den Piaffen sind die sicherlich auch bald ein Thema. Auch der Schritt und die ausdruckstarke Galopptour sagen: Achtung, Talent!
Einen unsicheren Einstieg erwischte Anabel Balkenhols Nummer eins, der Fuchs Dablino. Das Viereck, an dem die Zuschauer sehr nah sitzen, ist nicht einfach. Schon gar nicht für Pferde, die sensibel sind. Dablino guckt, stutzte, drehte um. Er ließ sich aber sofort eines Besseren belehren und begann mit ausdruckstarken Trabverstärkungen, Piaffen, die besser sind als noch in der vergangenen Saison, die aber – so wie 2012 – nur mit Siebenen von Richterseite bedacht werden. Zwei größere Fehler kosteten in der Galopptour wertvolle Punkte. Die erste Piaffe wollte Dablino ganz schnell hinter sich bringen und in den Galoppwechseln von Sprung zu Sprung gab es nach der Hälfte einen Haker. 74,894 Prozent reichten zum souveränen Sieg: „Ohne die Fehler weiß ich, was für Prozentpunkte für uns drin sind“, resümierte Balkenhol, die vermutlich Diamonds Forever am Sonntag im Finale satteln wird.
Etwas überrascht von ihrem dritten Platz, der ihr das Ticket für den sonntäglichen Pferdenwechsel sicherte, war Fabienne Lütkemeier. Mit dem Quattro B-Sohn Qui vincit dynamis 69,34 Prozent erhielt sie für eine Runde, in der man dem Wallach frischere Piaffen gewünscht hätte. Insgesamt hatte er die Tendenz, im Hls etwas eng zu gehen. Lütkemeier kennt das Derby, aber nur aus der Perspektive des Bodenpersonals: „Mit meiner Mutter war ich schon mal da, als sie hier geritten ist. Dass es bei meiner Derbypremiere so gut läuft, hätte ich nie gedacht. Ich bin noch nie ein Pferdewechsel geritten, da bin ich echt gespannt.“
Weitaus routinierter ist da die Dritte im Bunde der Finalistinnen, die ehemalige Berufsreiterchampionesse Bianca Kasselmann. Mit dem Oldenburger Weltclassiker v. Welt Hit II, übrigens von Paul Schockemöhle, der einer der Organisatoren des Derby ist, gezüchtet, punktete sie wie schon vor drei Wochen in Hagen beim Berufsreiterchampionat 2013 in Piaffen und Passagen. 69,064 Prozent sind in Punkten ausgedrückt eine Wertnotesumme von 1623 Punkten. Ob Pferdewechsel-Profi Weltclassiker am Sonntag geht, wollte Bianca Kasselmann noch nicht definitiv zusagen: „Vielleicht reite ich auch mein Zweitpferd, das weiß ich noch nicht so genau – da schlafe ich noch eine Nacht drüber.“ Je nachdem, wie die Chefin des Dressurhandelsstalls Performance Sales International schläft – das Dampfertuten des parallel auf der Elbe stattfindenden Hafengeburtstags dröhnt auch nachts durch die Hamburger Luft – kommt dann eventuell der Lanciano-Sohn Limited Edition (65,021 Prozent, Rang 16) zum Einsatz.
Lediglich einen halben Punkt hinter Weltclassiker rangierte die Britin Hannah Biggs auf Platz fünf (1622,5 Punkte, 69,043 Prozent), die den eleganten, leichtfüßigen Hannoveraner Hengst Weltzin v. Weltbogen ritt sie sich in die Herzen der Zuschauer. Ein harmonisches Paar, dem der versammelte Schritt, der klar im Takt – im Zweitakt! – war, wertvolle Zähler kostete.
Knapp dahinter rangierte die norwegische Weltcupfinalistin Lillian Jebsen, die von dem Dänen Hasse Hoffmann trainiert wird und die durch sehr schönes Abreiten auffiel, im Sattel von Pro-Set (68,894).
Siebter wurde Christoph Koschel, auch ein „Heimkehrer“, der hier lange gelebt hat. Er gab mit dem Oldenburger Hengst Rubin Cortes OLD v. Rubin Royal sein internationales Debüt. Mit den Platzziffern vier bis 16 bedacht kam er auf 67,702 Prozent. Der Hengst, der auch schon bei Edward Gal in Ausbildung stand, hat einen tollen Schritt, insgesamt weit überdurchschnittliche Grundgangarten – nur mit dem Piaffieren, da hat er Probleme. Das war auch in dieser Prüfung für jeden zu sehen.
Rainer Schwiebert, dessen Helenenhof als Sponsor der Prüfung auftrat, ritt selbst mit und wurde mit Carabas v. Carnaby Achter (67,596 Prozent). Dass der Hengst unzufrieden und reichlich eng im Hals ging, schob der Ausbilder auf eine schlecht sitzende Fliegenmütze. In der Tat war das eine Ohr quasi in der gesamten Prüfung abgeknickt. Dafür machte der Hengst einen „guten Job“. Schwiebert ist auf das Finale gespannt: „Eine junge Reiterin (Fabienne Lütkemeier), eine im mittleren Reiteralter (Blick zu Anabel Balkenhol) und (längere Pause) Bianca“. Alle lachen, vor allem Bianca Kasselmann, die im soufliert: „Jenseits der 60.“
Etwas galanter klingt die Beschreibung des Trios in den Worten von Derbychef Volker Wulff: „Am Sonntag wird es dann heißen: geballte Erfahrung gegen junge Unbekümmertheit.“
Ergebnisse en detail finden Sie hier!

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