Nach dem Titel im Grand Prix Special sicherte sich Adeline Cornelissen auf dem 14-jährigen Parzival mit persönlichen Bestnoten auch den Titel in der Kür.
Die Silbermedaille ging an den Briten Carl Hester auf Uthopia, der Schwede Patrick Kittel auf Scandic kam zu seiner ersten Einzelmedaille, Bronze. Bester Deutscher war Matthias Rath auf Totilas mit einem enttäuschenden fünften Platz hinter der Britin Laura Bechtolsheimer auf Mistral Horjis. Insgesamt war das Niveau der Kür wieder deutlich höher als im Grand Prix Special, zum einen wurden weniger Fehler gemacht, zum anderen liefen einige Paare mit einfallsreichen und schwierigen Küren zu großer Form auf. Für die Deutschen endete der Tag erneut medaillenlos. Isabell Werth auf El Santo und Helen Langehanenberg blieben auf den anscheinend abonnierten Plätzen sieben und acht.
Hier einige Ritte in der Einzelkritik:
Adelinde Cornelissen auf Parzival (NED) 88,839 Prozent, Goldmedaille
Wie schon im Special kam der Reiterin ihre Erfahrung, die ihr und ihren Pferd Sicherheit verlieh, zugute und die Unterstützung durch das heimische Publikum tat ein übriges. Die Kür war gespickt mit Schwierigkeiten, alles gelang so leicht und selbstverständlich, als wollten beide ewig im Viereck piaffieren, passagieren und Pirouetten drehen, unterstützt durch eine fröhliche, mit Glockenspiel akzentuierte Musik. Auf der Negativ-Seite schlugen das häufig offene Maul zu Buche und null Rahmenweiterung in den Galopp- und Trabverstärkungen.
Carl Hester auf Uthopia, (GBR) 84,179 Silbermedaille
Carl Hester ritt zum ersten Mal diese Kür mit diesem Pferd, das als neues Wunderpferd gefeiert wurde. Die Musik war freundlich untermalend, mal fröhliche Streicher, mal getragenen Rhythmen. Der Ritt war wieder von Harmonie und Leichtigkeit geprägt, so gut wie nie kam das Pferd hinter die Senkrechte, immer schien die Verbindung zum Pferdemaul leicht, niemals entstand im Trab eine Diskrepanz zwischen der Aktion von Vor- und Hinterhand, immer eine wunderschöne Silhouette. Anfangs auf eher konventionellen Linien, überraschte Hester im weiteren Verlauf mit interessanten Figuren, wie doppelte Galopp-Pirouetten, die jeweils den Zweier- und Einerwechseln folgten. (Dieselbe Figur ritt auch Laura Bechtolsheimer). Die Piaffen, alle taktmäßig und ohne Spannung, könnten energischer sein, die doppelte Galopp-Pirouette geriet reichlich groß, aber die Kürpremiere machte insgesamt Lust auf mehr.
Patrick Kittel auf Scandic (SWE), 83,429 Prozent, Bronzemedaille
Mit einer sehr exakt gerittenen Kür, die auf den ausdrucksvollen Piaffen und Passagen des Fuchshengstes basierten, gewann der Schwede seine erste Einzelmedaille in einem Championat, die erste für sein Land seit den Zeiten von Jan Brink und Briar. Kittel orientierte sich weitgehend an traditionellen Linien, die Nase des Pferdes kam häufiger hinter die Senkrechte, aber durch die auf den Punkt gerittenen Piaffen und Passagen konnte er vieles kompensieren.
Laura Bechtolsheimer auf Mistral Horjis (GBR) 83,018, Platz vier.
Die Aufgabe begann auf reichlich konventionellen Linien, dann wurde es einfallsreicher mit Piaffen auf einer Vierteldrehung, mit Serienwechseln, denen sofort doppelte Galopp-Piroetten folgten. Die Piaffen waren lebhaft, fleißig und ausdrucksvoll, allerdings kam der Fuchs immer wieder auf die Hand und hinter die Senkrechte. Mit einer imposanten Schlusslinie endete der Ritt: Piaffe, Passage-Traversale, wieder Piaffe. Insgesamt sah alles nach harter Arbeit aus.
Matthias Rath auf Totilas (GER), 81,696 , Platz fünf
Nach den Widersetzlichkeiten von Totilas im Grand Prix Special ging es für Matthias Rath um viel in der Kür. Er musste die Machtfrage klären und tat dies überzeugend zu seinen Gunsten. Der Preis war hoch. Das ganze sah mehr wie eine Korrekturstunde aus als wie eine Darbietung von Harmonie zwischen Mensch und Tier. Mit ultrakurzem Zügel und infolgedessen sehr kurzem Hals hielt Rath den zehnjährigen Rapphengst in Raison. Der Ritt begann mit hervorragenden Passagen und Piaffen, allerdings trat die Nickbewegung des Kopfes, die sich Totilas angewöhnt hat, überdeutlich zutage. Weder im starken Trab noch im starken Galopp gab es auch nur andeutungsweise eine Rahmenerweiterung, der Zügel blieb stramm und der Hengst ging über weite Strecken hinter der Senkrechten, sehr deutlich bei der Anfangs- und der Schlussaufstellung. Fehler ließen sich dennoch nicht ganz vermeiden, in den Einer- wie in den Zweierwechseln, und wie in Aachen hatte sich Rath, wie zuvor schon Isabell Werth eine Reserve eingebaut, eine letzte Linie, auf der er noch einmal fehlerlose Zweierwechsel zeigte. In so einem Fall werden die Noten der misslungenen und der gut gelungenen Lektion addiert und durch zwei geteilt.
Juan Manuel Munoz Diaz auf Fuegode Cardenas (ESP) 80,982 Prozent, Platz sechs
Wer es nicht gewusst hatte, dem war nach dem ersten Kastagnettengeklapper klar, woher dieses Paar kam. Kaum eingeritten, schmiss der Spanier sein weißes Piaffiermaschinchen an, der Schimmel drehte und wendete sich in meist taktmäßigen und fleißigen Piaffen und Passagen. Dann deutliche Tempounterschiede zum versammelten Trab in den Traversalen, der starke Trab etwas strampelnd, aber voller Energie. Die Galoppreprisen eifrig und voller Höhepunkte, die Verstärkungen ohne Raumgriff und insgesamt alles ohne viel Schwingung im Rücken. Wie immer war das Publikum begeistert von den 20 einhändig gerittenen Einerwechseln und überhaupt von dem ganzen feschen Kerl. Es gab Szenenapplaus, und unter Standing Ovations wurde das Paar aus der Arena verabschiedet.
Isabell Werth aufn El Santo (GER), 80,536, Platz sieben.
Schon beim Einreiten war klar, dass sich die fünffache Olympiasiegerin einiges vorgenommen hat, umkreiste im schwungvollen Trab das Viereck. Und siehe da, auf einmal piaffierte El Santo vom Feinsten, nur fünf, sechs Tritte, aber immerhin. Leider wiederholte er das bei vier Versuchen im Viereck nicht, aber Isabell Werth wäre nicht sie selbst, wenn sie sich, um die Schwäche ihrs Pferdes wissend, mit der einen mindestens geforderten Piaffe begnügt hätte. Es folgten weitere, auch als Pirouette, keine mehr wert als eine Vier oder Fünf. Der Schwierigkeitsgrad von Werths Kür ist beachtlich, starker Galopp mit Einfangen zur doppelten Galopp-Pirouette gelang vorzüglich, kam wenig später übrigens auch in der Kür von Charlotte Dujardin vor. Die durch Fehler getrübten Einerwechsel konnte Werth wiederholen. Passage und starker Trab wieder Weltklasse. Aber Isabell Werth weiß selbst, dass sie ohne das Piaffe-Problem ihres Pferdes im Prüfungsviereck zu lösen, aufgrund seiner anderen Qualitäten im Vorderfeld rangieren, aber nie auf dem Treppchen einer Einzelwertung stehen wird.
Helen Langehanenberg auf Damon Hill (GER) 80,446 Prozent, Platz acht
Mit ideenreicher Linienführung, einer Häufung von schweren Lektionen, die meist hervorragend gelangen, imponierte Helen Langehanenberg bei ihrer ersten Championatskür. Einreiten in der Passage, nach dem Gruß gings gleich weiter mit einer Passage auf gebogenen Linien, unterbrochen durch eine taktmäßige, fleißige Piaffe, der noch mehrere andere folgten. Allerdings verwarf sich der Hengst häufig und auch das offene Maul war nicht zu übersehen. Pluspunkte gab es im sehr guten starken Schritt und in den raffinierten Galoppreprisen. Helen Langehanenberg hat sich auf ihrem ersten Championat nach dem fehlerbehafteten Gand Prix vor allem im Special und in der Kür wacker geschlagen, eine gute Ausgangsbasis für das olympische Jahr 2012.
Charlotte Dujardin auf Valegro (GBR) 79,357 Prozent, Platz neun
Die Kür von Charlotte Dujardin auf dem neunjährigen Valegro war ganz auf die Stärken des Dunkelbraunen, Piaffe, Passage und starker Trab gebaut, untermalt von dramatischen Tönen und meist auf konventionellen Linien. Gleich nach der Grußaufstellung stolperte Valegro zum ersten Mal ob des sehr forsch angegangenen Tempos, fing sich aber schnell wieder, wie auch nach dem zweiten Stolperer. Der Schritt war knapp. Im Galopp machte Charlotte Dujardin es Isabell Werth nach, starker Galopp mit anschließender Doppelpiroette und das auf beiden Händen. Fehler in den Einerwechseln. In den Galopptraversalen kam Valegro ein bisschen ins Laufen. Im Laufe der Aufgabe kam die Reiterin etwas hinter die Musik. Da ist noch Luft nach oben.
Nathalie zu Sayn-Wittgenstein auf Digby (DEN) 78,804, Platz zehn
Die Musik von Nathalie zu Sayn-Wittgenstein und dem selbstgezogenen Digby kennen wir jetzt, ein Zusammenschnitt von Melodien aus der Westsidestory, sie ist sehr schön, aber inzwischen etwas abgenudelt. Die Vorstellung war durch Losgelassenheit und Harmonie geprägt, die meisten der vielen Piaffen gelangen gut, im Takt und auf der Stelle, das Pferd in schöner Selbsthaltung. Darum werden die für Dänemark startende Nichte von Königin Margarethe so einige beneiden, aber so recht wollten die Funken nicht sprühen.
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