Last Blog from Geneva: Die Nerven liegen blank

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Jedenfalls bei McLean ward, der heute bekanntlich zuschauen muss. Gestern im Großen Preis zog er nach drei Sprüngen die Kappe. Jetzt ermittelt die FEI erneut gegen das Trotzköpfchen.

Die Anwohner im Viertel neben dem Flughafen Genf genießen an diesem Sonntag morgen im wahrsten Sinne des Wortes himmlische Ruhe. Wo sonst die Turbinen kreischen, flattern ein paar ratlos Krähen herum. Im Flughafen von Genf stehen nur vor dem Schalter nach Marseille ein paar Leute. Die beiden Damen am Lufthansaschalter freuen sich über jeden, der mal vorbeischaut, um dann mitzuteilen: Heute geht gar nichts, morgen wohl auch nicht, und wenn, ist sowieso alles ausgebucht. Also bleibt es wohl bei meiner Reise mit Quintero und Rolf-Göran Bengtsson, meinen Fürsprechern, Michael und Eva Rüping sei Dank. Denn Anfragen nach Mitfahrgelegenheiten haben alle Transporter reichlich, viele Reiter müssen, statt heimwärts zu jetten, es sich bei ihren Vierbeinern bequem machen. Vom ZDF hat es auch nur der LKW mit den Technikern geschafft, auf den Reporter wird noch gewartet. Madeleine Winter-Schulze bekam einen Anruf von ihrem Piloten, dass der Privatflieger am Boden bleiben muss. Unter der Vulkanwolke sind alle gleich.

Um den himmlischen Frieden in der Halle war es gestern  abend um ein Haar geschehen. McLain Ward und Ludger Beerbaum wären fast handgreiflich aneinander geraten, weil die Springreiter nicht bereit waren, Wards Aufforderung zum Boykott des Finales nachzukommen. Die ganze amerikanische Delegation, inclusive der Journalisten, ist tief beleidigt über Disqualifikation von Wards Pferd Sapphire wegen schmerzempfindlicher Beine und stellt philosophische Betrachtungen über das mangelhafte Rechtsverständnis des westeuropäischen Kulturkreises an.

Der Presse wurde das Video von der Untersuchung leider vorenthalten, weil es vielleicht noch mal als Beweismaterial benötigt wird. Aber jeder, der es gesehen hat, auch von den Springreiter-Kollegen, zweifelt nicht mehr, dass das Pferd an einer kleinen Stelle oberhalb des Kronrandes einen heftigen Berührungsschmerz spürte. Wie er dahin gekommen sein mag, darüber kursen natürlich Spekulationen. An der sich die FEI klugerweise nicht beteiligt. Die Pressemitteilungen zum Thema waren Glanzstücke juristisch-diplomatischer Formulierungskunst, um Anwälten keinen Ansatzpunkt zu liefern – und ein ernstzunehmender Schritt in Richtung Clean Sport. Well done, FEI.

Auch im Stall kann sich kein Übeltäter mehr sicher fühlen, 48 Kameras sind über den Boxen installiert, Stewards patroullieren Tag und Nacht. Natürlich finden manche, die FEI hätte es noch besser gemacht, wenn sie Sapphire gar nicht mehr in der zweiten Wertung hätte starten lassen, wenn man doch schon überzeugt war, dass die Gefahr der schmerzhaften Berührung im Parcours so groß war. Man hat schon für viel geringere Anlässe Prüfungen unterbrochen, sagt der frühere Weltcup-Direktor Max Ammann. Seis drum, Präsidentin Haya konnte Boden gut machen, passend vor der Wahl im November in Taipeh. Inzwischen sickern auch die Namen der möglichen Gegenkandidaten durch.

Als einer gilt Vizepräsident Sven Holmberg, der auf meine Frage kicherte, aber nicht widersprach. Der andere soll der holländische Manager Henk Rottenhaus sein, Zeremonienmeister beim CHI Rotterdam, der hin und wieder Preise überreicht. Was ja schon mal eine super Empfehlung ist.

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