Die höchst dotierte Dressurserie der Welt macht an diesem Wochenende Station in München. Da hatte sogar Petrus ein Einsehen und befahl den Wolken, kurzfristig den Regen bei sich zu behalten. Im Grand Prix siegte erwartungsgemäß Totilas unter Edward Gal, wenngleich es da doch ein paar Ecken und Kanten gab.
Wenn andere Einreiten und ordentlich stehen, also auf allen vier Beinen, vielleicht nicht ganz geschlossen, dafür bewegungslos, liegt die erste Note zumeist um die 78 Prozent, Nicht bei Totilas und Edward Gal. Denn der schwarze Niederländer (Millionen-Hengst geht in der Championsleague an den Start titelte die Zeitung mit den großen Buchstaben) spielt in einer anderen Liga. Da müssen andere Schubalden geöffnet werden. Also fangen wir mal mit 86 Prozent an. Totilas, schon auf dem Abreiteplatz von vielen bewundert und moderat abgeritten, begann mit einem für ihn typischen starken Trab. Vorne richtig hoch die Tatzen, hinten auch, aber nicht zu weit unter den Körper ein Huf Übertritt, und in der Halseinstellung nichts verändern, das reicht für Noten zwischen 8 und 9. Die Traversalen, im Grand Prix beim Weltcupfinale wenig überzeugend, gelangen nach rechts gut, nach links wäre mehr Biegung wünschneswert gewesen. Dann die erste Piaffe, rhythmisch, dynamisch mit tief gesenkter Kruppe, dann aber eine Widersetzlichkeit, ein kleiner Hüpfer nach vorne. In der Passage fängt er sich schnell wieder, wirkt losgelassen. Aber auch Piaffe zwei ist nicht so, dass das 10er-Abonnement des Jahres 2009 automatisch verlängert werden kann. Wieder ein Fehler. Wie die Richter das bewerten, kann man nicht sehen. Das Open Scoring, die Digitalanzeige, auf der die Richterurteile für die einzelnen Lektionen dem Publikum gezeigt werden, fällt aus. Sie fängt sich erst wieder, als Lektionen gezeigt werden, die funktionieren. Sicherlich ist die Nässe Schuld, es ist matschig in München, Technik mag so was gar nicht. Die erste Pirouette gelingt gut, die zweite nur zu 75 Prozent, beim Herausreiten gibt es deutliche Abstimmungsprobleme, auch beim Open Scoring. Ob die abschließende Piaffe wirklich12 bis 15 Tritte hatte, oder doch nur sieben bis acht, ist ein Thema unter den frierenden Zuschauern nach der Prüfung. 81,957 Prozent stehen zumindest zu Buche.
Zweite wird Adelinde Cornelissen mit Parzival. Das Paar hat 79,404 Prozentpunkte. Beim Abreiten am Tag vorher soll der Fuchs mehrfach die Zunge gezeigt haben. Die Europameisterin im Grand Prix Special soll dem Problem nicht eben zimperlich begegnet sein bis die aufsichtsführende Kraft am Viereck sie darauf angesprochen hat. Beste Deutsche wurde Isabell Werth mit Warum nicht, Hannes kam auf 76,255 Prozent. Werth und ihr Trainer Wolfram Wittig wirken zufrieden. Seine Eskapaden von den Horses and Dreams in Hagen hat Potomac mit Susanne Lebek abgelegt. Das Paar kommt auf 71,447 Prozent und rangiert vier Punkte vor Triviant und Matthias Alexander Rath (71,277), dahinter platzieren sich Wakana und Ulla Salzgeber (70,766), die vermehrt nach vorne drängende Richtertochter Valentina Truppa mit dem Rohdiamant-Sohn Eremo del Castegno (71,277) und Victoria Max-Theurer, die mit ihrem Augustin zwei grobe Schnitzer im Programm hatte (70,553).
Ohne Schleife müssen Hubertus Schmidt und Donnelly sowie Christoph Koschel und Donnperignon das Münchener Viereck verlassen.
Neben dieser Fünfsterne-Prüfung gab es noch eine weitere Grand Prix Tour. Im mit drei Sternen versehenen Grand Prix Special konnte Isabell Werth mit ihrem Ehrentusch-Sohn El Santo nach dem Grand Prix auch die zweite Prüfung für sich entscheiden. Und das mit Weile! 76,33 Prozent standen am Ende auf der Anzeigetafel, 80 Prozent hatte Dr. Dietrich Plewa zu Protokoll gegeben, seine Kollegin Katrina Wüst war nicht ganz so großzügig -72,29 Prozent.
Dahinter landete Anabel Balkenhol mit Dablino auf dem zweiten Rang (73,167) und konnte so einen total verkorksten Grand Prix Auftritt mit unterirdischen 62 Prozent am Tag zuvor auswetzen. Platz drei ging an Elvis und Nadine Capellmann (69,875), Hubertus Schmidt mit Hinnerk landete auf Platz vier mit dem Trakehner Hinnerk (69,5). Platz fünf konnte sich Hendrik Lochthowe mit dem Oldenburger Hengst Rubin Royal sichern (68,417), während sein Vollbruder Romanov am selben Tag Zweiter im Mediencup in Hamburg wurde.
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