Neumünster: Klarer Kürsieg für Edward Gal

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Mit 87,6 Prozentpunkten hat Totilas mit dem Niederländer Edward Gal heute klar die Weltcupkür von Neumünster gewonnen. Einen möglichen zweiten Platz verspielte Isabell Werth, der mit Warum nicht Fehler in den fliegenden Galoppwechseln unterliefen.

Es geht ein Raunen durch das Publikum, wenn Edward Gal an der kurzen Seite vor Beginn der Prüfung die Beine etwas mehr zudrückt und sein Rappe die Vorderbeine wie aus dem Nichts in Richtung Himmel emporwirft. Dafür sind sie hergekommen, die vielen Leuet in der ausverkauften Holstenhalle in Neumünster. Und das Europameister-Duo weiß, was es dem Publikum schuldig ist. Seine EM-Kür mit den klassisch anmutenden Chorälen, den satten Streichern und der kompletten Symphonieorchestrierung verfehlte ihre Wirkung nicht. Piaffen, Passagen und Pirouetten, die besser gelangen als gestern im Grand Prix, dazu keine Fehler – der Rappe bekam 87,6 Prozent. Dabei ging er wie ein Uhrwerk, freilich ohne Rahmenerweiterung in der Trabverstärkung. Generell ist es nicht ganz einfach auszumachen, ob der Hengst gerade schnell oder langsam passagiert oder doch gerade versammelten Trab geht. Die Linienführung der Kür ist abwechslungsreich, aber wenig überraschend. Den deutschen Richtern Peter Holler und Katrina Wüst gefiel das übrigens mit Abstand am besten. Sie zückten 9,3 bzw. 9,5 – der Rest Noten zwischen 8,6 und 8,9. Auch was den technischen Wert anbelangt, griffen die deutschen Juroren in die Vollen. „Auch in Deutschland sehr willkommen gefühlt, dank des Publikums“ hat sich Edward Gal.
Zweite wurde Adelinde Cornelissen, einmal mehr mit einem Parzival der den Hals höher hatte, als der Rest der Konkurrenz. Zu einem mit Synthisizern aufgemotztem Walküreritt (Richard Wagner ick hör dir trapsen …) startete sie furios. Ein starker Trab aus dem Halten mit vollem Risiko, das war allerdings dann auch schon das mitreißendeste des Programms. Wie schon im Grand Prix geriet die Reiterin in Rückenlage. Da meint man als Zuschauer, das Pferd sei heiß, müsse womöglich derart festgehalten werden. Wer dann den Fuchs erlebt, wenn er unter tosendem Applaus im Schritt gelassen die Bahn verlässt, stellt sich die Frage nach dem Warum der festen Zügelführung einmal mehr. In der Galopptour ging Parzival mit pendeldem Schweif schnurgerade fliegende Wechsel, allerdings ist der dynamisch und klar gesprungene Dreitakt manchmal auf der Kippe. In der Halle, die schwierige Bedingungen für Dressurreiter bietet, habe sich Parzival dennoch gut gefühlt, sagte Adelinde Cornelissen: „Alles ist so eng hier, aber dennoch hat Parzival kein Stress gehabt“ – 82,5 Prozent.
Isabell Werth zeigte mit Warum nicht die Kür, die sie auch schon seit Jahren begleitet. „Land of Hope and Glory“ – das kennt ihr Weltmeyer-Sohn Hannes. „Warum ändern, wenn es so gut klappt“, sagt Isabell Werth. Da fühlt er sich wohl. Bis zu den fliegenden Galoppwechseln gelang vieles gut. Auch wenn die Kür alt ist, so ist sie technisch nach wie vor eines der anspruchsvollsten Programme. Vor allem der Übergang zwischen Passage und versammeltem Trab in der Traversale Isabell Werth: „Sehr, sehr zufrieden. Ich ärger mich über meine verkroxten Einer. Ich hab überlegt, machste 15 oder 17, weil er so gut war, und als ich das gedacht habe, da kam auch schon der Fehler“. Ansonsten sei „zwischen Gas und Bremse heute alles gut gewesen“. Allerdings hatte es auch in den Zweierwechseln einen Fehler gegeben. Mit 81,4 Punkte wurde Werth Dritte.

Weitere Ritte im Telegramm

4.) Nathalie zu Sayn-Wittgenstein (DEN) und Digby. Viel Punkte für eine Kür zu Klängen der Westside Story. 77,5 für ein wenig mitreißendes Programm. Der Schritt ist gut, einige Piaffen hinten ungleich, störend: das Maul, das häufig offen ist, und der unruhige Schweif, den Digby von seinem Vater Donnerhall geerbt haben mag.

5.) Carola Koppelmann und Le Bo. Miriam Makebas Klassiker „Patapata“ mit Discogewummse aufgemotzt – nicht nur die Alt 68-er werden sich fragen, wie schön das ist. Der Fuchs machte einen ordentlichen Job. Die Reiterin saß elegant, niemand ist so unauffällig in der Hilfengebung bei den Einerwechseln. Heute zog Koppelmann ihrem 17-jährigen Hannoveraner den Hals auch nicht ganz so krumm vor Beginn der Prüfung wie gestern (76,8). Stellenweise recht eng.

6.) Jeanette Haazen (NED) und Nartan. Keine freut sich so, wie die kleine Niederländerin, an der alles glitzert. Strass auf Schabracke, Lackstiefelchen, Plastron und Frackkragen. Die KLänge von „La cucaraccia“ geben dem mächtigen Jazz-Sohn den Pep, den der Wallach braucht. Die Linienführung hätte phantasievoller sein müssen. Teilweise sehr gute Passage-Piaffe-Übergänge. (75,15).

7.) Matthias Alexander Rath und Triviant. Wunderbar harmonisch, blendende Passage-Piaffe-Übergänge. Die Musik aus Robbie Williams Stücken (Rock DJ, Millenium …) unterstreichen die akzentuierte Trabtour des niederländischen Wallachs. Kleine Fehler im Galopp, trotzdem recht wenig Punkte. Ein Richter gab in der A-Note unter 70 Prozent – unverständlich (74,85).
 
Nach der Prüfung liegen fünf Niederländer an der Spitze der Westeuropaliga. Esward Gal, Adelinde Cornelissen und Imke Schellekens-Bartels werden wohl im Finale reiten. Weil der letztjährige Gewinner, der US-Amerikaner Steffen Peters mit Ravel nicht kommt, gibt es Extraplätze – das unschöne Wort von „Wildcards“ will Trond Asmyr, der FEI-Dressurdirektor dann doch lieber nicht in den Mund nehmen. Nach dem Turnier in Göteborg am kommenden Wochenende will man beraten, wie die Karten verteilt werden. Allerdings gelte auch weiterhin: „maximal drei Reiter pro Nation“ – so haben Anky van Grunsven und Jeanette Haazen keine Chance beim Weltcupfinale in ihrem Heimatland an den Start zu gehen.
Matthias Alexander Rath, Isabell Werth und Monica Theodorescu liegen auf den Plätzen sechs bis acht. Sie werden wohl in s’Hertogenbosch reiten.

Weltcup

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