Philipp Weishaupt: Eine Nacht im Knast

An quasi geweihtem Ort feierte das siegreiche deutsche Springreiterteam am Freitagabend seinen Sieg, im Restaurant des Fußballstadions von Real Madrid, und irgenwann zu später Stunde kam Ersatzreiter Philipp Weishaupt auf die Idee, auf dem geheiligten Rasen ein wenig verrückt zu spielen. Zusammen mit seiner amerikanischen Freundin lief er aufs Spielfeld und markierte eine Siegerpose, in Fachkreisen Kotau genannt. Ehe sie sich versahen, wurden beide von einem Ordner nicht sehr sanft ergriffen und der spanischen Polizei übergeben. Ihnen wurden die Handys abgenommen, sie hatten also keine Gelegenheit zu telefonieren, geschweige denn um juristische Hilfe zu bitten oder den Irrtum aufzuklären, dass sie womöglich Terroristen seien. Sondern, vielleicht auch alkoholisch bedingt, etwas überdrehte Partygänger. Beide kamen in eine Zelle, ohne Toilette, ohne Wasser, ohne Essen. Weishaupt wurden die Schnürsenkel abgenommen, seiner Freundin der BH. Niemand sprach Englisch, geschweige denn deutsch, die Polizei dachte gar nicht daran, einen Dolmetscher zu rufen. Erst spät am nächsten Tag erschien schließlich ein Übersetzer, der Irrtum war schnell aufgeklärt, mit einer Entschuldigung wurde das Paar entlassen. Gerade rechtzeitig zum Großen Preis saß Weishaupt wieder im Sattel, um eine Erfahrung reicher. Jetzt weiß er, was Majestätsbeleidigung ist.

Die deutsche Mannschaftsführung zeigte auf Nachfrage kein Interesse, sich gegen die Art und Weise zu wehren, in der einer ihrer Reiter behandelt wurde, auch wenn er einen albernen fehler gemacht hatte.  Das ist Weishaupts Privatsache, erklärte FN-Sportchef Reinhard Wendt. Wirklich? Otto Becker kritisierte nicht die Methoden der spanischen Polizei, die ans Franco-Regime erinnern, sondern den Reiter: Das war überflüssig, sagte er, Philipp hätte hier lieber durch gutes Reiten auffallen sollen.

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