Saut Hermès: Society Event mit Hindernissen

Von
Beeindruckende Kulisse. Grand Palais in Paris

Beim Hausturnier des Luxus-Labels Hermès in Paris teilte sich Christian Ahlman den Sieg im Großen Preis mit dem Belgier Rik Hemeryck.

Die Pferde nächtigten in Zelten direkt an den Champs Elysée, die Hindernisse platzierte Fank Rothenberger im Grand Palais unter dem Dach der elegant-leichten Stallkonstruktion im Stil der Belle Epoque, die im Jahre 1900 für die Weltausstellung gebaut wurde. Das Fünfsterne-Turnier Saut Hermès in Paris war von der Sorte, die Gedanken an Stallgeruch gar nicht erst aufkommen ließ.

Dass die berühmten Seidentücher von Hermès nicht aus der Eierkasse finanziert werden können, wussten wir ja schon. Die Besucher des Saut Hermes konnten auch sehen, warum. Nicht weniger als 14 Stationen muss ein Stück weiße Seide durchlaufen, bevor es als elegantes, farbenfrohes Foulard vor dem Betrachter liegt und knapp 300 Euro kostet. Die Handwerker von Hermes machten es drei Tage lang vor, tupften die Pinsel in nicht weniger als 36 Farbtöpfe bis jeder Zentimeter die richtige Farbe hatte. Wem das Seidentuch dann doch zu teuer wurde, konnte auch billiger zugreifen, bei einer Wurzelbürste für 89 Euro zum Beispiel, ein ausgesprochenes Schnäppchen also. An anderer Stelle zeigten die haueigenen Sattler, wie die legendärenHermès-Sättel entstehen. Mit ihnen hat im Jahre 1837 der in Krefeld geborene Thierry Hermès sein Geschäft begonnen. Nach drei Generationen starb der Familienname Hermès aus, weil Thierrys Enkel nur vier Töchter hatten und Frauen damals noch nicht ihren Mädchennamen behalten durften. Die Damen, deren Ehemänner nun in die Firma einstiegen, sorgten dafür, dass außer Sattelzeug auch elegante Taschen, Schmuck und andere Lifestyle-Objekte aufgenommen wurden, die heute für das Luxuslabel Hermès stehen.

Inzwischen zählte die Nachkommenschaft von Thierry Hermès mehr als 60 Mitglieder. Es istvertraglich geregelt, dass keine Anteile nach außerhalb des Clans verkauft werden dürfen.

Viele Mitglieder der Hermès-Familie hatten es sich nicht nehmen lassen, mit ihren Freunden zum Turnier in den in den Hausfarben orange-braun geschmückten Grand Palais zu kommen, und nicht nur deswegen platzte der Ehrengastbereich beängstigend aus den Nähten. 1800 Essen von Sterne-Qualität wurden bereits am Samstag serviert, am Sonntag waren es noch mehr, und da wurde es dann richtig eng.

Geritten wurde natürlich auch, die Liste der reitenden Gäste war exklusiv, die Geldpreise verlockend: 455.000 Euro wechselten den Besitzer. Da hatten sich die Besten der Weltrangliste nicht lange bitten lassen, angereichert wurde das Feld durch 13 Jungtalente unter 25 mit einer eigenen Tour aus drei Springen und einige ambitionierte Newcomer, die ihre Chance nutzten. Wie die Finnin Nina Fagerström auf Talent, die zusammen mit ihrem Chef, dem kanadischen Olympiasieger Eric Lamaze auf Hickstead, das Paarspringen gewann. Hier wurden Marcus Ehning auf WM-Hengst Plot Blue und Meredith Michaesl-Beerbaum auf Kismet v. Kannan (BWP) Dritte hinter den US-Reitern Beezie Madden auf Coral Reef und Richard Spooner auf dem Caretino-Sohn Cristallo. Besonders glücklich war Meredith Michaels-Beerbaum über die Runden von Kismet, die sich während der Frühjahrstournee in den USA fühlen durften wie die Nummer Eins des Stalles und entsprechend aufgeblüht war. In Paris sah sie wie ein besseres Pferd aus, das den Stallgrößen Shutterfly und Checkmate nacheifert. Meredith Michaels-Beerbaum selbst stieg mit den elegantesten Stiefeln des Tages in den Sattel, cognac-braun, mit schwarzen Applikationen, perfekt auf das schmale Bein geschnitten wow. Leider wird sie die Stiefel in Leipzig beim Weltcup-Finale nicht tragen dürfen, schade eigentlich, wo dem Reitsport eine modische Image-Auffrischung doch ganz gut täte. Verlangt würden dunkle Stiefel, heißt es. Wobei ja dunkel relativ ist. Wer lange genug unter der Sonnenbank gelegen hat und mit der Hautfarbe von Meredith Stiefeln auftaucht   also der würde wohl als ziemlich dunkel durchgehen.

Bei den Jungen schlugen sich Tobias Meyer mit der Aloubé-Tochter Aluta und Nisse Lüneburg mit Calle Cool v. Concerto II wacker, Meyer gewann ein Springen der Serie. Kuriosität im Großen Preis: Mit exakt derselben Zeit im Stechen gewannen Christian Ahlmann auf Taloubet Z (v. Galoubet A) und der Belgier Rik Hemeryck auf Quarco de Kerambers (v. Darco) gemeinsam den Großen Preis vor der Schwedin Malin Baryard-Johnsson auf dem Lux Z-Sohn Tornesch. Die grazile Botschafterin des Junge-Mode-Labels H&M ist wieder erstklassig beritten, und macht auch außerhalb des Parcours eine Figur, bei der die sämtliche Top-Model-Aspirantinnen von Heidi Klum grün vor Neid werden könnten.
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