Nach Mannschaftsgold, Gold und Silber im Special, gingen alle drei Kür-Medaillen an die Holländer: Eward Gal vor Adeline Cornelissen und Anky van Grunsven. Bester Deutscher war Matthias Rath mit Sterntaler auf Platz sechs.
Die wichtigsten Ritte in der Einzelbetrachtung:
Edward Gal auf Totilas (NED): Der schwarze Hengst mit dem hübschen Gesicht gewinnt die Herzen der Zuschauer, wenn er die Bahn betritt, noch bevor er eine Lektion ausgeführt hat. Wenn er sich in Trab setzt und dabei die Vorderbeine schmeißt wie ein Gardeinfanterist, ist es um die Fassung vor allem der Laien meist geschehen. Es sieht auch sehr spektakulär aus. Das hat mit einem natürlichen Bewegungsablauf nichts mehr zu tun, und ein Pferd mit solcher Aktion kann auch nicht mehr hintreten, wo es hinzeigt Bedenken, die freilich in der allgemeinen Euphorie oder soll man sagen Hysterie untergehen. Aber Totilas kann mehr als die Beine schmeißen, die Hinterhand war meist aktiv – zumindest in der Versammlung. In der Trabverstärkung kommt der Hengst von hinten nicht mit. Einige sagen, das ginge ja auch nicht bei der mächtigen Aktion in der Vorhand. Aber mehr als nur ein Huf Übertritt sollte bei 90 Prozent auch im starken Trab durchaus möglich sein. Piaffen und Passagen sind erste Sahne, und auch alle anderen Lektionen gelangen gut, sieht man von den leicht schwankenden Galoppwechseln ab, in denen der Hengst hinten auch mehrfach beidbeinig sprang. Im Schritt wirkt der erst neunjährige Rappe steif und gebunden, im versammelten Tempo war die Tendenz „stapfend“ zu gehen zu erkennen. Musikalisch ließ Gal nichts aus, Klassik und Moderne und obendrein noch das Geläut von Kirchenglocken. Als er herausritt, sprangen die Leute von den Sitzen und demnächst wohl auch die Richter. 90,7
Adelinde Cornelissen auf Parzival (NED): Zu den martialischen Klängen von Wagners Walküre geht die Grand Prix Special-Siegerin gleich in die Vollen: tolle Piaffen und Passagen, sichere Verstärkungen, ausdrucksvolle Trabtraversalen, schnurgerde auf die Richter zugerittenen Einerwechsel. Das Pferd wird immer wieder eng, alles wirkt eilig, die Galopptraversalen werden im Mittelgalopp geritten, es fehlt die Selbstverständlichkeit des Special. Mit 87,350 Punkten äußerst freundlich bewertet. Silbermedaille.
Anky an Grunsven auf Salinero (NED): Die dreifache Olympiasiegerin griff auf ihre alte Kür zurück und auf die französischen Chansons war auch diesmal Verlass. Perfekt sind sie auf den sehr dezidierten Bewegungsablauf des großen hannoverschen Rappen abgestimmt. Alles gelang fehlerlos, sieht man davon ab, dass das Halten weder am Anfang noch am Ende gezeigt wurde und im üblich Gezappel endete. Bei der Schlussaufstellung wurde Salinero auch noch rüder der Kopf nach links gezogen. 87,250, Bronzemedaille.
Laura Bechtolsheimer auf Mistral Horjis (GBR): Das Pferd wirkt aufgemischt, schwitzt stark, steht weder am Anfang noch am Ende der Prüfung und ist häufig eng im Hals. Die Reiterin hat offensichtlich die Hände voll. Imponierend die Piaffen und Passagen, die reichlich und an allen möglichen Stellen des Vierecks gezeigt werden: kraftvoll, taktmäßig und unermüdlich. Die Passagen ausdrucksvoll und kadenziert, die Galoppwechsel korrekt aber hektisch. Das Pferd steht weder am Anfang noch am Ende. Auch durch die den Ohren wenig angenehme Musik will der Funke nicht recht überspringen. 81,750, Platz vier
Victoria Max-Theurer auf Augustin (AUT): Was als berühmte italienische Musik angekündigt war, entpuppte sich als Abba und andere Ohrwürmer, einige tatsächlich aus der Heimat der Spagettis, aber seis drum: Den kompakten Oldenburger Hengst mit seinem sicheren Takt, seiner freundlichen Ausstrahlung und seiner Gelassenheit sieht man sich immer wieder gerne an und freut sich über die Fortschritte, die das Paar in den letzten beiden Jahren gemacht hat. Kein hektisches Gezampel, die Piaffen gesetzt, aber noch häufig auf zu kleiner Grundfläche, und demzufolge manchmal etwas hakige Übergänge. Weitgehend fehlerlos, aber auch weniger spektakulär als die Ritte der drei Medaillenträger. 79,00, Platz fünf.
Matthias Alexander Rath auf Sterntaler: Konzentriert und kraftvoll beginnt die Kür mit Sterntalers besten Lektionen, dem sprühenden starken Trab, es folgen ausdrucksvolle Passage, der beste Schritt des Tages, gelungene Galopplektionen. Es werden nur zwei Piaffen gezeigt, beide nicht perfekt und nicht gut genug, um weiter nach vorne zu kommen. Die Durchlässigkeit seines Pferdes zeigt Rath auf der letzte Linie: Er nimmt die Zügel in eine Hand. Platz sechs. 77,85
Monica Theodorescu auf Whisper (GER): Zu Klängen eines Streichorchesters zeigt Whisper das, was er kann, sehr elastisch-geschmeidige Trablektionen, gute Passagen und Galopplektionen, aber auch Piaffen, mit denen im Umfeld dieser EM kein Blumentopf zu gewinnen ist. 75,950, Platz zehn.
Susanne Lebek auf Potomac: Da wurde einem ein bisschen schwindelig bei diesem Bombardement der schweren Lektionen: Mit Zweierwechseln geht es los, dann folgen Schlag auf Schlag Einerwechsel, Pirouetten, Galopptraversale, Trabtraversale, und der Zuschauer fragt sich, wann der gute Potomac endlich mal eine paar Meter geradeaus gehen darf. Im Laufe der Prüfung wird er immer heißer, kein Wunder. Alles ist ein bisschen durcheinander, es fehlt der rote Faden. Man merkt der Reiterin und ihrem feinen Pferd an, die hier in Windsor persönliche Bestleistungen gezeigt haben an, dass ihnen in der Kür noch die Routine abgeht. Aber das kann man ja ändern. 72,450 Platz 14.
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