Vom Nachrücker zum Derbysieger: Falk Rosenbauer gewinnt das Hamburger Dressurderby

Von
Bester Reiter

Hamburg 16.05.2010 Deutsches Spring- und Dressurderby hier Deutsches Dressurderby mit Pferdewechsel: Falk Rosenbauer (GER) und Le Bo, das Pferd von Carola Koppelmann (GER)Foto ©Julia Rau Am Zollhafen 12 55118 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 RŸsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen GeschŠftsbedingungen (© Julia Rau)

Dass Tradition die Weitergabe des Feuers ist und nicht die
Anbetung der Asche, bewies die 50. Auflage des Hamburger Dressur-Derbys. Selten
war es so spannend, selten die Entscheidungen so knapp – und sogar eine
Premiere konnte die Traditionsveranstaltung vorweisen.

3856 Punkte schlugen am Ende für den Sieger Falk Rosenbauer zu Buche – mit so einem hohen Endergebnis hatte der Profi vom Grönwohldhof nach der ersten Runde im Finale nicht rechnen können. Zunächst stellte jeder Reiter sein eigenes Pferd vor und Rosenbauer ließ es mit seinem erst neunjährigen De Niro-Sohn Desperados ruhig angehen. Eine korrekte Runde, tolle Anlehnung in der gesamten Prüfung, schön gerade Wechsel – dennoch: in den Verstärkungen war Rosenbauer recht vorsichtig, auch die Piaffe- und Passage-Touren ritt er scheinbar mit leicht angezogener Handbremse, als wollte er seinem Pferd signalisieren: Du musst das hier gleich noch zweimal machen, teil Dir Deine Kraft gut ein… 69,667 Prozentpunkte gab es für seinen Auftritt auf dem eigenen Pferd.
Damit lag Rosenbauer weit hinter seinen beiden Konkurrenten: Carola Koppelmann legte mit ihrem 17-jährigen Le Bo eine Traumrunde hin, zeigte eine ausdrucksstarke Trabtour, gute Passagen, saubere Übergänge, mutig gerittene Verstärkungen. Einzig die etwas enge Halshaltung könnte die Reiterin noch verbessern. Die Richter sahen sich veranlasst, tief in die Punktetasche zu greifen – Martin Richenhagen, Richter bei M, ließ sich gar zu euphorischen 80 Prozentpunkten hinreißen. Im Gesamtergebnis erhielt Koppelmann 75,667 Prozentpunkte für ihre Vorstellung und ging damit in Führung. Der dritte Finalist im Bunde, Oliver Luze, demonstrierte mit seinem Ritt auf dem eigenen Pferd erneut, dass er und sein Hengst Carabas wieder einen guten Draht zueinander haben. Der zwölfjährige Carnaby-Sohn zeigte sich zwar in der Trabtour noch etwas übermotiviert, gerade in den Traversalen etwas eilend, aber im Galopp wirkte das Paar wie aus einem Guss: schöne kleine Pirouetten, toll nach oben gesprungene Zweierwechsel füllten das Punktekonto von Luze. Ein kleiner Abstimmungsfehler zu Beginn der Einerwechsel fiel nicht so stark ins Gewicht, seine Ausgangsbasis nach der Vorstellung mit eigenem Pferd war Rang zwei mit 73,444 Prozentpunkten. Auf den Fremdpferden hagelte es erwartungsgemäß keine so hohen Noten fünf Minuten Vorbereitung für das Feintuning, das für die schwersten Lektionen wie Piaffe, Einerwechsel und Pirouetten nötig wäre. Was allerdings bei keinem der Reiter litt und eine Augenweide für die fast ausverkaufte Tribüne war: Alle Reiter demonstrierten feines, pferdefreundliches Reiten und auch auf fremden Pferden in schwersten Lektionen stets ruhige Hände und Schenkel etwas, das man schon manches Mal im Finale des Dressurderbys vermisst hatte. Beeindruckend die Vorstellung von Falk Rosenbauer auf Le Bo, der als bestes Pferd aus dem Finale hervorging: Übergänge zwischen Piaffe und Passage vom Feinsten, tolle Serienwechsel. Einziges Manko: Der Reiter war so beglückt über die gelungenen Einerwechsel, dass er bei 13 aufhörte wo er 15 Wechsel hätte reiten sollen. Mit 73,056 Prozentpunkten für diesem Ritt schob sich der Rehbein-Schüler schon mal auf Rang zwei.
Dennoch: Carola Koppelmann blieb auch nach ihrer zweiten Vorstellung war Carola Koppelmann noch in Führung – auf Carabas erreichte sie 67,611 Prozent. Der Hengst galt als das schwierigste Pferd im Finale, doch Koppelmann blieb ganz ruhig trotz einiger kleinerer Fehler: So gelang die Piaffe nur bedingt, und während die Zweierwechsel mit viel Ausdruck ihr gute Punkte einbrachten, konnten sich Pferd und Reiterin auf die Einerwechsel nicht einigen…

Der spätere Derbysieger Rosenbauer kam mit dem Holsteiner Hengst besser zurecht als seine Berufskollegin, ritt mutige Verstärkungen und auch die Klippen in der Präsentation der Fremdpferde Piaffen, Serienwechsel, Pirouetten gelangen mit viel Ausdruck, der Lohn: 71,5 Prozentpunkte. Rosenbauer reiht sich als Dritter vom Grönwohldhof ein in die Riege der Dressur-Derby-Sieger und der Stolz darüber war ihm anzusehen. Ich habe Herbert Rehbein heute morgen gebeten, mir zu helfen und das hat er getan, freute er sich nach dem letzten Ritt.

Grund zur Freude hatten auch die beiden weiteren Finalisten, denn einen Dritten gab es in diesem Jahr beim Derby nicht: Punktgleich mit einer Gesamtsumme von 3792 Punkten für drei Ritte teilten sich Carola Koppelmann und Oliver Luze den Ruhm des Vizesiegers.

Erstmals seit zehn Jahren haben sich die drei Finalisten des Derbys nach einigen Diskussionen (wir berichteten) dazu entschlossen, auf ihren eigenen Pferden im Finale zu starten. Alle drei Reiter hatten zunächst starke Bedenken im Nachhinein haben sie mit ihrer Entscheidung stark dazu beigetragen, das Deutsche Dressur-Derby in seinem 50. Jahr extrem aufzuwerten. Was man zu sehen bekam, war genau das, weswegen das Derby ursprünglich ins Leben gerufen wurde: Gute, einfühlsame Reiter haben gezeigt, dass sie binnen kürzester Zeit dazu in der Lage sind, fremde Pferde auf Grand Prix-Niveau vorzustellen. Die Reiter haben damit wenn auch anfangs vielleicht nicht ganz freiwillig ein Zeichen gesetzt. Vor diesem Hintergrund ist es kaum zu verstehen, dass der Veranstalter am Reglement festhalten will: Auch weiterhin soll es möglich sein, im Finale auf ein fremdes Pferd zurückzugreifen.                  Kerstin Niemann

Das Ergebnis des Dressur-Derbys im Überblick finden Sie hier.

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