Der Gesamtsieg des Fahr-Weltcups war dem Australier Boyd Exell nicht zu nehmen. Aber auch der einzige deutsche Vertreter, Georg von Stein, hatte Grund zu Freude. Warum er überhaupt in Leipzig starten durfte, wie er abschnitt und wer sich auf den weiteren Plätzen behaupten konnte …
Die Vierspännerfahrer kommen gern nach Leipzig und das Leipziger Publikum liebt die Gespannfahrer. So gesehen ist die Stadt der ideale Austragungsort für ein Weltcup Finale Fahren. Und geübt hatten die Leipziger auch schon einmal: 2008 fand der Höhepunkt der Hallensaison ebenfalls hier statt, damals hieß der Sieger Christoph Sandmann, der mit einer Wildcard war. Eine Wiederholung seines Sieges war für Sandmann 2011 nicht möglich, eine Familienfeier verhinderte seine Teilnahme.
In diesem Jahr hatte sich kein deutscher Fahrer für das Finale qualifiziert, die Wildcard ging zunächst an Christian Plücker aus Waldeck. Kurz bevor die Pferde verladen werden sollten wurde eines seiner Vorderpferde lahm, ein Ersatzpferd war so schnell nicht zur Stelle, Plücker musste auf eine Teilnahme verzichten.
Bundestrainer Ewald Meyer rief daraufhin Georg von Stein in Modautal, Hessen, an, da war es schon Donnerstag, 10.45 Uhr. Um am Freitag war die erste Prüfung für die Vierspännerfahrer, viel Zeit blieb nicht mehr für die Vorbereitung, schon gar nicht für ein spezielles Training für dieses Ereignis. Auch die Pferde, die von Stein schließlich auf den LKW lud, waren in dieser Zusammenstellung noch nie ein Hallenturnier gegangen, hatte er doch diese Wettkampfserie gar nicht in seinem Terminkalender und sich mit einem anders zusammengestellten Gespann bereits auf die grüne Saison vorbereitet.
Umso bemerkenswerter das Abschneiden von Steins beim Weltcup Finale, wobei die Platzziffer sechs unter den sieben Bewerbern nur ungenau die persönliche Leistung des deutschen Fahrers widerspiegelt. In der Einlaufprüfung war es der fünfte Platz, dort hatte er sogar Ijsbrand Chardon hinter sich gelassen, einen der Favoriten aus den Niederlanden. Die drei Abwürfe, die ihm in jeder Runde angekreidet werden mussten, nahm der 38-jährige ganz auf sein Konto: Die Pferde sind ganz toll gegangen. Meine Sorge, dass sie mit der aufgeheizten Atmosphäre und der lauten Musik in der Halle vielleicht nicht zurechtkommen würden, war letztlich unbegründet. Alle vier waren voll bei der Sache, schnell und wendig genug. Die Fehler habe ich gemacht. Das gibt Anlass zur Hoffnung und bewegt von Stein, seine Turnierplanung nun neu zu überdenken. Das macht schon Spaß, ein solches Turnier zu fahren. Und ich weiß jetzt, dass meine Pferde das mitmachen.
Auch Bundestrainer Ewald Meier war zufrieden mit dem Abschneiden seines Schützlings. Nach den Weltreiterspielen in Kentucky hat Georg auch hier wieder bewiesen, dass er in der Weltspitze durchaus mithalten kann. Er hat die Aufgabe hier sehr gut gelöst, viel Gefühl bewiesen an den Leinen des doch in letzter Minute zusammengewürfelten Gespanns. Die Fehler resultieren auch aus der mangelnden Routine bei solchen Wettbewerben, die sehe ich ganz entspannt.
Der Australier Boyd Exell ist derzeit das Maß aller Dinge im Fahrsport. Auch in Leipzig gelang es keinem Konkurrenten, ihm den dritten Sieg in Folge beim Weltcup Finale streitig zu machen. Zwar wurde es nach einem Fehler im ersten Umlauf der Finalprüfung auch für ihn eng, seine Routine und sein großes fahrerisches Können bewies er aber einmal mehr als er zur alles entscheidenden zweiten Runde antrat und mit kalkuliertem Risiko eine Nullrunde hinlegte, 40 Hundertstel Sekunden unter der Zeit seines Verfolgers, Jozsef Dobrowicz, blieb und mit 242,12 Sekunden Gesamtergebnis den Sieg einfuhr.
Der Ungar war übrigens der einzige Bewerber, der den von Dr. Wolfgang Asendorf aufgebauten Parcours mit zwei Nullrunden absolvierte, Gesamtzeit 242,52 Sek.
Der Niederländer Ijsbrand Chardon hat den Weltcup im Fahren bereits zwei Mal gewonnen und hätte diesen Erfolg 2011 gern wiederholt. Mit Platz drei im Klassement musste er sich am Ende zufrieden geben, 254,88 Sekunden sein Ergebnis. Das beinhaltet insgesamt fünf Abwürfe, die er sich leistete, die Grundschnelligkeit seiner Pferde musste da einiges ausbügeln. Mit Kopfschütteln über seine eigene Leistung verließ er die Arena.
Der gesamte Wettbewerb riss die Leipziger Zuschauer mit seiner Dramatik buchstäblich von den Sitzen, sie feuerten jeden Fahrer ungeachtet seiner Nationalität oder seiner Vorleistung gleich an. Auch ein Grund, weshalb die Fahrer so gern in die Messestadt kommen. Und wir finden hier hervorragende Voraussetzungen für guten Sport vor, berichtet der Schwede Tomas Eriksson. Beste Bedingungen für unsere Pferde, einen großzügigen Abfahrplatz und ein mitreißendes Publikum. Großes Lob für die Veranstaltung!
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